400.000 Euro für Kinderbetreuung

von Leon Öttl

Die Gemeindeverwaltung reagiert auf die Forderungen der Eltern und will 400.000 Euro in die Hand nehmen, um eine bessere Betreuung zu gewährleisten. Ein entsprechendes Konzept wurde zunächst dem Gemeinderat und nun auch den Eltern vorgestellt. In zwei Wochen soll der Gemeinderat hierüber entscheiden. Angedacht ist ein regelmäßiges Dialog-Format.

Bei der Erstellung des Konzepts orientierte man sich stark an den erarbeiteten Vorschlägen beim ersten Runden Tisch, so Bürgermeister Leonhard Spitzauer. Insgesamt gäbe es 1911 genehmigte Plätze in Kita, Krippe und Hort. Diese teilen sich auf 23 Einrichtungen von 11 Trägern auf: „auf Trägervielfalt setzt Vaterstetten schon immer“. Die 1911 Plätze sind zwar rechnerisch vorhanden, doch durch den Erziehermangel fällt die Zahl in der Praxis geringer aus. 

Wie stark die Betreuungskosten für die Gemeinde gestiegen sind, machte Leonhard Spitzauer anhand der erheblich gestiegenen Betreuungskosten deutlich. Neben den Pflichtausgaben gäbe es weitere freiwillige Leistungen, wie etwa die Übernahme der Erstausstattung durch die Gemeinde, oder das Anbieten von Wohnraum. Ein Problem: Die Gemeinde selbst kann die Wohnraumvergabe nicht an einen Arbeitsvertrag mit einem Träger koppeln. 

Eine weitere freiwillige Leistung stellte der Bürgermeister nun den Eltern und Trägern vor: Es handelt sich um ein Ansparmodell. Hierfür habe der Kämmerer Gelder frei gemacht, so Spitzauer. 400.000 Euro sollen an anderer Stelle im Haushalt gestrichen werden. „Kein Pappenstiel“, so Spitzauer, der auf Anfrage darauf hinweist, dass das Dokument, das zeigt, aus welchen Haushaltsstellen die Maßnahme gegenfinanziert werden soll, noch nicht öffentlich sei. Zur Gemeinderatssitzung in zwei Wochen, in der das Gremium über die Umsetzung abstimmen soll, läge dies vor. 

Die Grundidee: Pro Kind erhält die Einrichtung bis zu 200 Euro pro Jahr. Multipliziert wird der Betrag mit der Belegungsquote. Das bedeutet: eine Einrichtung mit 100 genehmigten Plätzen und 100 tatsächlich betreuten Kindern erhält den vollen Betrag von 20.000 Euro. Eine Einrichtung mit 125 genehmigten Plätzen, aber nur 100 belegten Plätzen (80%) hingegen nur 16.000 Euro. In der Verwendung der Mittel seien die Träger hierbei frei, der Fantasie seien dabei wenig Grenzen gesetzt, so der Bürgermeister, der Beispiele nannte: Die Hälfte der München-Zulage könnte etwa durch den gemeindlichen Zuschuss finanziert werden. Auch Assistenzkräfte, zum Beispiel in der Verpflegung, könnten eingesetzt werden. Als Zeichen der Wertschätzung soll das Betreuungspersonal künftig ermäßigten Eintritt im Schwimmbad zahlen und die Bücherei kostenfrei nutzen können. Nach dem Betreuungsjahr soll das Personal Vaterstettener Einkaufsgutscheine erhalten.

Die Rückmeldungen aus der Runde waren positiv, auch, wenn noch viele Fragen ungeklärt sind. Etwa, wie der Zuschuss bei i-Kindern, also Kindern mit besonderem pädagogischen Förderbedarf, aussieht, denn diese belegen rechnerisch mehrere Plätze. Zudem wurde auf die Schwierigkeit hingewiesen, eine hundertprozentige Quote zu erreichen und vorgeschlagen, den vollen Zuschuss schon ab einer bestimmten Quote auszuzahlen. Auch, was bei einer Überbelegung passiert, soll noch im Detail geklärt werden. Auch die Mittagsbetreuungen sollen zum Zug kommen, allerdings nicht in Höhe des Zuschusses für Hort, Kita und Krippe – schließlich tragen sie zur Entlastung wesentlich bei.

Ein Vater betonte die Wichtigkeit, sicherzustellen, dass keine Zeiten gekürzt werden. Er äußerte Bedenken, dass rechnerisch zwar eine hohe Betreuungsquote herrsche, dann aber Zeiten gekürzt werden. Dies sollte beim Zuschussmodell berücksichtigt werden, etwa mittels eines Vorbehalts.

Auf die Frage, ob der Zuschuss auch bei einer Belegung mit gemeindefremden Kindern ausgezahlt werden soll, betont der Bürgermeister, dass der Zuschuss „grundsätzlich eher Vaterstettener Kinder“ betreffen soll, das sei schließlich die Hauptaufgabe der Gemeinde. Er sieht auch die Eltern in der Pflicht, sich „partnerschaftlich“ finanziell zu beteiligen, um die Kosten der Betreuung zu stemmen. 

Die Runden für den Dialog sollen künftig in Form eines Familienbeirats häufiger stattfinden, möglichst mehrmals jährlich. Mit dabei: Die Elternbeiratsvorsitzenden der Betreuungseinrichtungen und Schulen, Vertreter der Gemeinde, des Gemeinderats, der Einrichtungen, die Musikschule  sowie Jugendwarte von örtlichen Vereinen. Aus der Runde kam der Vorschlag, dies zu öffnen, da sich auch abseits der Vorstände Personen für eine bessere Betreuung engagieren. 

Das Konzept soll nun ausgearbeitet werden. Noch vor der Sommerpause, am 27. Juli um 19 Uhr, wird der Gemeinderat abstimmen. Über eine Verlegung vom Sitzungssaal in die Turnhalle wegen des zu erwartenden hohen Interesses befindet sich die Verwaltung noch in Abklärung.