„Identität stärken“

von Markus Bistrick

Viele Autofahrer verbinden mit den Buchstaben auf ihrem Kennzeichen Heimat und Zugehörigkeit. Deshalb wollen auch die Bürgermeister von Haar und Vaterstetten, Andreas Bukowski und Leonhard Spitzauer, beide CSU, ein eigenes Nummernschild für ihre Gemeinde, bzw. die zukünftige Stadt Haar. Ihrer Meinung nach solle es schon bald statt dem „EBE R“ den „VAT ER“, bzw. anstelle eines „M“ künftig ein „HAA R“ geben. Und die Chancen stehen gut.

Seit der Reform der Fahrzeug-Zulassungsverordnung vor rund 15 Jahren können Landkreise wieder Altkennzeichen einführen, die unter anderem aufgrund der Gebietsreformen 1973/74 abgeschafft wurden. Seit 2012 gibt es daher bis heute 328 zusätzliche Kfz-Kennzeichen auf den deutschen Straßen. Bislang gilt die Liberalisierung aber eben nur für Nummernschilder, die es früher einmal gegeben hat. Das könnte sich jetzt ändern. Der Heilbronner Professor für Volkswirtschaftslehre und Tourismusmanagement, Dr. Ralf Bochert, setzt sich mit dem Projekt „Stärkung der Mittelstädte durch neue Kennzeichen“ dafür ein, dass neue Kfz-Unterscheidungskennzeichen für alle Kommunen mit über 20.000 Einwohnern ausgegeben werden können.

Haars Bürgermeister Andreas Bukowski ist von der Idee „positiv überrascht“, insbesondere da die Gemeinde in absehbarer Zeit zur Stadt erhoben wird. Persönlich fände er ein eigenes „HAA“ Kennzeichen „spannend“, wie er gegenüber B304.de erklärt. „Ein Auto-Kennzeichen geht mit hoher Identifikation einher und ich kann mir vorstellen, dass viele Haarer ein solches haben wollen würden“, so Bukowski wörtlich. Und weiter: „Nachdem der Verwaltungsaufwand für die Zulassungsstelle ziemlich gering ist, halte ich die Idee für überlegenswert.“ Persönlich würde er sofort eines nehmen. Das gilt auch für seinen Vaterstettener Amtskollegen.

Bereits in einer der nächsten Sitzungen möchte sich Leonhard Spitzauer eine Mehrheit im Gemeinderat holen, um kommunales Interesse zu dokumentieren. „Als eine der größten Gemeinden Bayerns sehen wir in einem neuen Kennzeichen eine hervorragende Möglichkeit, unsere Identität weiter zu stärken“, so Spitzauer. Überlegungen, die Gemeinde Vaterstetten nach Haarer Vorbild zu einer Stadt erheben zu lassen, erteilte der CSU-Politiker jedoch eine klare Absage: „Ich bin lieber Bürgermeister der zweitgrößten Gemeinde in Bayern, als von irgendeiner Kleinstadt“, hatte Spitzauer zuletzt der Ebersberger Zeitung gesagt.

Ob das Vorhaben mit der Einführung neuer Kfz-Kennzeichen Erfolg hat, entscheidet der Bund nach Antrag eines Bundeslandes auf Änderung der geltenden Fahrzeugzulassungs-Verordnung. Bislang handelt es sich lediglich um einen gut ausgearbeiteten Vorschlag. Aber: Über 70 Prozent der betroffenen Gemeinden sind schon jetzt Feuer und Flamme und setzen sich für die Umsetzung ein. Stimmt der Bund zu, könnten die Bürger von 320 Mittelstädten (bis 100.000 Einwohner) künftig auf eigenen Wunsch ihr Kennzeichen wechseln. Eine Pflicht zum Wechsel bestünde jedoch nicht. Auch Kosten fielen für die Umsetzung bei der Verwaltung keine an.

Einer von vielen Bürgermeistern: Vaterstettens Rathaus-Chef Leonhard Spitzauer fordert ein eigenes Kfz-Kennzeichen für die Gemeinde. (Foto: privat)