„Bairisch“ habe ich selbst nach mehr als 30 Jahren, die ich in Bayern lebe, nicht gelernt und kann es manchmal noch immer nicht so recht verstehen. Doch nicht nur das … Mehr als 20 Jahre arbeitete ich mit Karl Ploberger, dem Biogärtner vom ORF und Österreichern zusammen und ging mit ihnen auf Gartenreisen nach England. Doch auch mit denen gab es manchmal sprachliche Missverständnisse.
Erdholler, Paradeiser und Ribisln
Nach einem meiner ersten von mir auf der Messe „Blühendes Österreich“ gehaltenen Vorträge brachte mich ein Zuhörer in Verlegenheit, als er wissen wollte, was er gegen den „Erdholler“ tun könne. Ich wusste beim besten Willen nicht, was ein Erdholler ist. Nach ein paar Rückfragen fand ich heraus, dass es sich dabei wohl um ein besonders hartnäckiges, stark wurzelndes Unkraut handeln musste. Es war Giersch. Wobei der Name „Erdholler“ das Aussehen des Gierschs gut trifft. Blätter und Blüten ähneln tatsächlich denen des Holunders. Was Paradeiser sind, habe ich schnell verstanden. Schließlich werden auch hierzulande Tomaten mitunter poetisch als Paradiesäpfel verehrt. Und da ich als Gärtner ja auch die lateinischen Namen der Pflanzen kenne, bin ich schnell dahintergekommen, was „Ribisln“ sind. Ribes rubrum ist der botanische Name der Roten Johannisbeere.
Märzbecher, nicht Märzenbecher
Peinlich war mir ein Missverständnis, weil ich darauf hin einen falschen Ratschlag erteilte. Da fragte mich jemand, ob man die verblühten Stiele der „Märzbecher“ abschneiden sollte oder nicht. „Nein, antwortete ich, bei den kleinen Zwiebelblumen ist das nicht nötig.“ Ich dachte dabei an die Frühlingsknotenblume (Leukojum vernum), die man hierzulande auch Märzenbecher nennt. In Österreich sind jedoch mit Märzbecher früh blühende Narzissen gemeint. Da ist es schon ratsam, die alten Blütenstände zu entfernen, damit die Pflanze nicht unnötig Kraft in die Samenbildung verschwendet.
Ananas in Österreich!
Eine Sensation witterte ich, als mich eine ältere Dame während einer Gartenreise durch England fragte, was sie gegen Grauschimmel an Ananas machen könne. Dass Ananas Grauschimmel bekommen kann, hatte ich bis dahin noch nie gehört. „Wo haben Sie die denn stehen?“, tastete ich mich vor. Die Dame zuckte lässig mit den Schultern: „Ganz normal, im Garten!“ Mir fehlten einen Augenblick lang die Worte. „Sie haben Ananas im Garten?!“ – Eben weil wir uns gerade in England befanden, dachte ich sofort an „The lost gardens of Heligan“, einen versunkenen und wieder entdeckten Garten in Cornwall, wo man früher und nun auch heute wieder Ananas in Frühbeeten kultiviert, die allein mit Pferdemist erwärmt werden. Eine Sensation!, dachte ich. Die Dame muss ich unbedingt mal in ihrem Garten besuchen. Doch sie schüttelte etwas unwirsch den Kopf. „Ja, natürlich im Garten, wo denn sonst?“ Ich war sprachlos. Zu meinem Glück hatte eine andere Mitreisende das Gespräch mit angehört und klärte das Missverständnis auf. In Österreich werden Erdbeeren auch als Ananas bezeichnet. Darauf muss man als „Preiß“ erst einmal kommen. Hätte ich meine lateinischen Gartenvokabeln besser gelernt, wäre ich vielleicht schneller drauf gekommen, denn mit botanischem Namen heißt die Erdbeere Fragaria x ananassa.
Lektionen in Österreichisch
Mein Freund Karl Ploberger hatte meine sprachlichen Defizite erkannt und erteilte mir manchmal eine Lektion „Österreichisch für Ausländer“, wobei es mitunter auch mit meiner Aussprache hapert, zum Beispiel bei „Öpfe“, oder sollte ich „Oepfe“ oder „OEbfe“ schreiben. Mein urpreußischer Akzent bringt die Österreicher bei solchen Gelegenheiten immer zum Lachen. „Öpfe“ heißt übrigens „Äpfel“ und „Erdöpfe“ Kartoffeln.
„Ausrasten“ – ja oder nein?
Lachen muss ich manchmal, wenn Verben, die bei uns Aggressivität ausdrücken, auf Österreichisch ganz friedliche Bedeutungen haben. So las ich in einem Buch von Karl Ploberger unter einem Foto, das eine Bank in seinem Garten zeigte: „Auf dieser Bank kann man ausrasten“. Dabei war auf dem Bild absolut nichts Ärger Erregendes zu erkennen. „Ausrasten“ heißt auf Österreichisch „ausruhen“. Also habe ich mir vorgenommen, am kommenden Wochenende auch in meinem Garten auszurasten – natürlich auf Österreichische Art …
Der Vaterstettener Wolfram Franke ist gelernter Gärtner und Gartenbautechniker und begann seine journalistische Laufbahn 1980 bei „mein schöner Garten“. Zwanzig Jahre lang war Wolfram Franke Chefredakteur von „kraut&rüben“, Magazin für biologisches Gärtnern und naturgemäßes Leben. Das biologische Gärtnern sowie Garten- und Schwimmteiche machte er bereits zu Beginn seiner journalistischen Laufbahn zu seinen Spezialgebieten. Wolfram Franke ist seit 1985 Autor im BLV Buchverlag. Privat bewirtschaftet er neben seinem kleinen Reihenhausgarten seit mehr als 25 Jahren auch einen 800 Quadratmeter großen Kreativgarten nach ökologischen Regeln beim Reitsberger Hof