Das Problem von wildernden Hunden, die Rehe reißen, hat sich durch Corona weiter zugespitzt. Von acht Fällen weiß Jäger Martin Kugelmann aus Baldham inzwischen zu berichten. Erst kurz vor Redaktionsschluss entwischte ein Golden Retriever seinem Halter in den Wald, hoffentlich ohne Folgen. Der Jäger erklärt: „Viele Menschen haben sich in Quarantänezeiten einen Hund angeschafft, doch die Hundeschulen hatten geschlossen. Und plötzlich wird aus einem niedlichen Hundewelpen ein Jagdtier mit 20 oder gar 40 Kilo, das man nicht im Griff hat.“ Was Kugelmann teilweise durch seine Wildkameras, die im Wald aufgestellt sind, zu sehen bekommt, schockiert ihn. „Erst sieht man ein Reh, nur wenige Sekunden später läuft vom Jack Russell Terrier bis zur Deutschen Dogge alles Mögliche durchs Bild!” Kugelmann appelliert deshalb wiederholt an die Hundebesitzer, ihre Vierbeiner an die Leine zu nehmen oder zumindest im Blickfeld zu behalten – und natürlich die Mahnschilder „Aus Liebe zum Wild” zu beachten. „Bei niedrigen Temperaturen und Schnee fahren die Rehe ihren Energiehaushalt runter. Sie sind dann nur einige wenige Stunden am Tag aktiv und müssen ihre Kräfte gut einteilen. Auch die Verdauungsorgane schrumpfen, damit sie besser durch den Winter kommen. Da kann jede Störung Folgen haben!“ Doch wer in der Dämmerung unterwegs ist oder die Wege im Wald verlässt, schadet nicht nur Rehen. So hüpfen jetzt im Frühjahr vermehrt Jungvögel auf dem Waldboden herum und lernen das Fliegen, und auch andere Kleintiere sind eine leichte Beute für freilaufende Hunde. Martin Kugelmann kümmert sich seit zehn Jahren um das Jagdgebiet Vaterstetten/ Baldham bis Ingelsberg/Wolfesing und damit um ein 900 Hektar großes Areal. „Es gibt zwar keine Leinenpflicht, doch seinen Hund unbeaufsichtigt im Wald herumlaufen zu lassen, ist kein Kavaliersdelikt – es drohen empfindliche Geldbußen bis zu 1.000 Euro.“