Wie kann die Verkehrssituation in der Johann-Strauß-Straße beherrschbarer gemacht werden und die Verkehrssicherheit erhöht werden? Eine Antwort könnte nun ein Verkehrskonzept geben, das nach Protesten der Schüler des HGV erarbeitet wurde. Es wurde am Dienstagabend vom Bauausschuss mehrheitlich beschlossen.
Die Situation in der Straße wurde durch Aufhebung der provisorischen Einbahnstraßenregelung verschärft. Die Schüler des HGV sorgten sich um ihre Sicherheit – und schrieben einen Brandbrief an den Bürgermeister. Ein Verkehrskonzept für 1,4 Millionen Euro wurde erarbeitet, ist allerdings zu teuer für den Gemeindehaushalt. Zur Gemeinderatssitzung im Februar, in dem die Verwaltung Maßnahmen zunächst aufschieben wollte, kamen zahlreiche Mitglieder der Schulfamilie des HGV und drückten ihre Missgunst aus – am Ende rückte sogar die Polizei an (wir berichteten). Man einigte sich fraktionsübergreifend auf die Prüfung drei konkreter Maßnahmen: einer Tempo-20-Zone, Halteverboten sowie der Einrichtung einer Fahrradstraße. Das Ergebnis der Prüfung liegt nun vor und wurde im Bauausschuss vorgestellt.
„Erfreulicherweise unauffällig“ seien die Unfallzahlen im betroffenen Gebiet laut Polizei, eine Gefahrenlage nicht gegeben. Daher könne auch keine Tempo-20-Zone angeordnet werden, so die Verwaltung. Anders sieht es bei der Fahrradstraße aus: Vor rund einem Jahr erleichterte der Gesetzgeber die Einrichtung von Fahrradstraßen. Aus Sicht der Verwaltung spricht nichts gegen die Fahrradstraße. Weitere Halteverbote können nicht angeordnet werden, jedoch ist eine Erweiterung der Zickzack-Linien um jeweils 5 Meter vor und hinter dem Fußgängerüberwegen möglich. Auch empfiehlt Verwaltung eine Verlängerung des bereits bestehenden gesetzlichen Halteverbotes vor und nach den Bushaltestellen.
Das in der Sitzung vorgestellte Konzept geht über die geprüften und umsetzbaren Maßnahmen hinaus: Neben der Ausweisung einer für den Motorverkehr freigegebenen Fahrradstraße zwischen Rossini- und Gluckstraße werden die beiden Zebrastreifen um etwa 6 cm erhöht, um die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer zu senken. Eine Verbreiterung ist ebenfalls vorgesehen. An zwei Stellen ist die Verengung der Fahrbahn vorgesehen, außerdem wird die Busbucht am Gymnasium zurückgebaut und der Gehweg so verbreitert. Der Busverkehr in zwei Richtungen, dessen Erforderlichkeit Anstoß für die Aufhebung der Einbahnstraßenregelung war, ist somit weiterhin möglich.
Zufrieden mit der Lösung zeigte sich Schülersprecherin Henriette Alex im Gespräch mit B304.de. Der öffentlichkeitswirksame Protest bei der Sitzung habe Wirkung gezeigt, danach habe sich das Bild „schlagartig geändert“ und der Austausch mit der Verwaltung sei sehr konstruktiv verlaufen, man sei offen für Diskussionen und Anregungen gewesen und die Vorschläge der Schülerschaft zu den Einbuchtungen und der Erhöhung der Zebrastreifen ins Konzept aufgenommen. Wenn man selbst die Initiative ergreift, kann man was bewegen, so die Schülersprecherin: „Die Macht der Bürger wird oft zu klein geschätzt“.
Als „gutes Signal an die Schulfamilie“ bezeichnete Straßenreferent und CSU-Gemeinderat Benedikt Weber die erarbeitete Lösung. Er sprach eine mögliche Kostenübernahme durch den Landkreis an, schließlich sei er Aufwandsträger des Gymnasiums. Dem stimmte Bauamtsleiterin Brigitte Littke zu: „ein Prozentsatz wäre schon angemessen“. Ein entsprechendes Schreiben sei bereits verschickt worden.
Kritische Worte kamen von Webers Fraktionskollegen Manfred Vodermair: er hält das Verkehrsaufkommen für nicht so hoch, eine Fahrradstraße sei nicht notwendig. Die Einbuchtungen könnten für Konflikte mit Radfahrern sorgen, außerdem sorge er sich um eine mögliche Lärmbelastung durch die Erhöhung der Zebrastreifen. Positiv nannte Vodermair den Rückbau der Busbucht und eine Erweiterung der Zickzack-Linien.
Eine Erweiterung des Konzepts schlug Sepp Mittermeier (SPD) vor. Aus der Fahrradstraße, die sich lediglich auf den Abschnitt zwischen Rossini- und Gluckstraße erstrecken soll, soll eine Fahrradzone werden: dabei solle die Fahrradstraße bis zur Ampel erweitert werden und die Gluckstraße ebenfalls zur Fahrradstraße werden. Dass dies nicht in der Planung vorgesehen wurde, sei „völlig unlogisch“, so der Fraktionssprecher.
Für die Ausweitung der Fahrradstraßen stimmten schlussendlich die Mitglieder von SPD und Grünen, die CSU, FW sowie FDP lehnten den Vorschlag ab. Eine deutliche Mehrheit gab es hingegen für das vorgestellte Konzept: dieses wurde mit einer Gegenstimme von Manfred Vodermair mehrheitlich beschlossen.
Schon im Frühjahr 2023 könnte die Maßnahme umgesetzt sein, so Littke auf Anfrage vor der Sitzung. Die Kosten für alle Maßnahmen werden sich auf 119.000 Euro zuzüglich der Beschilderung und Markierungen belaufen. Offen ist die Frage über einen Zuschuss durch den Landkreis.