Innovative Impulse für die Haarer Infrastruktur

von Catrin Guntersdorfer

Ein wahres Feuerwerk der Ideen entfachten die Teilnehmer am Offenen Forum für Kommunalpolitik, zu dem die FDP Haar kürzlich in den Gasthof zur Post geladen hatte. Sowohl in den Live-Chat-Kanälen als auch vor Ort brachten die Teilnehmer bis spät in den Abend ihre Vorstellungen und Ideen zur Weiterentwicklung der Ortsinfrastruktur ein.
„Aufgrund der spannenden Diskussion im Chat habe ich mich trotz paralleler Termine auf den Weg gemacht, um das live vor Ort mitzuerleben“, erklärte eine begeisterte Teilnehmerin, die gegen 22:00 Uhr eintraf.
„Wohnen und Verkehr hängen untrennbar miteinander zusammen“, leitete der FDP-Ortsvorsitzende Dr. Peter Siemsen ein. Die am 1. Mobilitätsworkshop der Gemeinde dargestellte Siedlungs-und Verkehrsentwicklung gehe richtigerweise von einem deutlichen Bevölkerungswachstum aus, so Siemsen. Daher habe die nachhaltige Schaffung von Wohnraum für alle Einkommensgruppen im Vordergrund der Gemeindepolitik zu stehen.
„Wir müssen konsequent handeln. Das Wohnraumproblem zu verwalten oder wegzudiskutieren, ist keine Lösung“, lautete sein Appell. Doch wie kann die Gemeinde den enormen Preissteigerungen bei Miet-undKaufimmobilien entgegenwirken? Neben Wohnungsbau durch kommunale Wohnungsbauunternehmen forderte Siemsen die verstärkte Förderung von Baugenossenschaften und die Anwendung von Erbbaurecht. „Gerade in Regionen mit hohem Siedlungsdruck kann durch Vergabe von Erbbaugrundstücken auch jungen Familien der Erwerb einer eigengenutzten Immobilie ermöglicht werden. Zugleich behält die Kommune die Steuerungshoheit über die Preisentwicklung der Grundstücke“,
erläuterte er die Vorteile dieses Verfahrens. Langfristig sieht der FDP-Ortschef in Hochpreisregionen die Öffnung gegenüber Mietkauf-Modellen als unverzichtbar an. Hierdurch könne Bürgerinnen und Bürgern mit begrenztem Eigenkapital bei Neubauprojekten der Immobilienerwerb ermöglicht werden.
Auch in die Höhe zu bauen, dürfe kein Tabu sein. Allerdings forderte Siemsen ein, die Wohnungsbaukonzepte hinsichtlich Optik, Versorgungsinfrastruktur, verkehrstechnischer Anbindung und Parkraumbereitstellung integrationsfähig zu entwickeln.
„Gute und fantasievolle Architektur ist gefragt“, stimmte FDP-Ortsvorstandsmitglied Christian Franz zu und stellte fest, dass in der Vergangenheit stadtplanerisch in Haar sehr viel richtig gemacht wurde. Nicht umsonst hätte die Gemeinde eine der geringsten Autodichten im Landkreis München.
Ein weitere Punkt im Rahmen des Forums: Neben der Sicherstellung wohnortnaher Einkaufsmöglichkeiten müsse vor allem die Digitalisierung der Verkehrsinfrastruktur in Angriff genommen werden.„Intelligente Verkehrsleittechnik zur Bevorrechtung von Bussen und Vermeidung von Parksuchverkehr sowie die Ermöglichung von autonomem Fahren sind wesentliche Stellhebel, den Verkehr in der Zukunft im Fluss zu halten“, erklärte Siemsen.
Deutliche Kritik an der Organisation des ruhenden Verkehrs äußerte ein aufgebrachter Anwohner aus der Ferdinand-Kobell-Straße in Haar. „Unsere Straße ist regelmäßig zugestellt mit Lkw, Wohnwagen und Hängern, die nicht am alltäglichen Straßenverkehr teilnehmen“, berichtete er am Forum.
Das senke die Attraktivität und Sicherheit der Straßenzüge für alle Verkehrsteilnehmer, stimmte Siemsen zu und forderte, dass gewerbliche und private Sondernutzung klar vom alltäglichen Parkverhalten getrennt werden sollte.
Auch für Fußgänger und Fahrradfahrer war Konkretes dabei. Im Fokus stand dabei die Leibstraße. „Ein beampelter Fußgängerüberweg in einer Einkaufsstraße ist einfach zu wenig“, äußerte sich einer der Teilnehmer. Aus Sicht des FDP-Ortsvorstands muss die Gemeinde mindestens einen weiteren Zebrastreifen in der Leibstraße in Höhe des Einmündungsbereichs Gartenstraße anlegen.
Zum optimalen Schutz der Fußgänger plädierte Bezirksrätin Dr. Gabriela Berg für die Piloterprobung eines dreidimensionalen Zebrastreifens. „ Das
bei niedrigen Geschwindigkeiten beim Autofahrer suggerierte Bild schwebender Balken hat eine aufmerksamkeitssteigernde Wirkung“, erläuterte sie
das Funktionsprinzip. Da die 3D-Variante schnell gemalt und nicht viel teurer als ein herkömmlicher Zebrastreifen sei, sollte die Gemeinde das unbedingt ausprobieren, so der Tenor. Einen interessanten Impuls zur Attraktivitätserhöhung der Fahrradverkehre in der Gemeinde gab es auch:
Um dem zunehmenden, innerörtlichen Pkw-Verkehr entgegenzuwirken, könnte die Einrichtung durchgängiger Fahrrad-Highways als alternative Verkehrsadern geprüft werden. „Wir werden alle Anregungen an die Gemeinde weitergeben und freuen uns, wenn diese wie im Fall der nun in der Leibstraße stattfindenden Parkfeldmarkierungen aufgegriffen werden“, schloss FDP-Ortschef Siemsen das Forum.

Bodenmarkierungen für die Parkflächen in der Leibstraße . (Foto: FDP Haar)