Sushi und QR-Codes satt: ein Besuch bei Mr. Ming
„Phantastisch, neues Konzept, sehr gutes Essen, quer durch die Karte probieren mit kleinen, aber ausreichenden Portionen!“ So steht es auf einem Gastroportal in der bislang einzigen Bewertung über das neu eröffnete japanische Restaurant „Mr. Ming“ in Parsdorf.
Auf der Website verspricht Mr. Ming „elegantes Design und gemütliche Atmosphäre“ gepaart mit einer „Vielzahl leckerer Sushi-Kreationen“ und “Asian Fusion”, also asiatischen Spezialitäten. Unser Besuch allerdings entpuppte sich als unfreiwilliges Abenteuer in eine recht technische Welt.
Bereits beim Ankommen gibt es die erste kleine Überraschung: Bestellt wird ausschließlich über den QR-Code auf dem Tisch. Menükarte? Fehlanzeige. Das kennen wir noch aus Corona-Zeiten, doch ich persönlich war froh, als Corona vorbei war und die Menükarten zurück. Für mich gehört es bei unseren seltenen Restaurantbesuchen schon zur Vorfreude dazu, ausgiebig in der Speisenkarte zu blättern und mich mit dem Gegenüber auszutauschen, wer was bestellt und ob man ggf. davon probieren darf. Zu meinem Glück konnte uns das freundliche Personal – zahlreich vorhanden, aber scheinbar ausschließlich aufs Servieren abgestellt – auf Nachfrage eine laminierte Karte reichen. Ein Hoch auf Markus, der – im Gegensatz zu mir – sein Handy dabei hatte. Leider ist das Bestellsystem recht unübersichtlich, so dass wir uns mit einer Kombination aus App und Kontrollblick in die Karte eher genervt als abenteuerlustig durch den Speise-Dschungel gehangelt haben.
Ich bin kein „All inclusive“-Gegner, das vorneweg. Manchmal kann es ganz entspannend sein, wenn man nicht auf jeden Cent schauen muss und sich nach Herzenslust durchs Buffet probieren kann. Doch diesmal will sich das Rundum-sorglos-Gefühl bei uns nicht so recht einstellen. Das liegt vielleicht schon an der wenig einladenden Formulierung von „Spielregeln“ auf der Speisenkarte. Da steht in großen Lettern: „Verschwendung wird nicht geschätzt‘“ (wo wird sie das schon?) und „Reste werden berechnet“. Sicher eine Option, um sinnlose Massenbestellungen zu vermeiden, aber das zügellose Genuss-Gefühl, um dessen willen man überhaupt “All you can eat” bestellt, bleibt so irgendwie auf der Strecke. Man fragt sich fast ehrfürchtig, ob ein Reststück Fleisch oder ein paar übriggebliebene Körner Reis nicht doch unter die „nicht aufgegessen“-Liste fallen. Oder ob man diskutieren muss, wenn etwas nicht schmeckt und man es dann nicht mehr weiter essen möchte? Ich erinnere mich unfreiwillig an meine Kindheit, als ich über eine Stunde mit einem Stück Leber, in der Wange versteckt, am Esstisch saß.
Das „All you can eat“ Mittagsmenü (das allerdings serviert wird) kostet 19,99 Euro. Ein Blick in die Karte lässt aber schnell erkennen, dass es sich hierbei um ein „All you can eat – light“ handelt: Gerichte mit einem roten Punkt dürfen nur einmal bestellt werden (ob pro Person oder pro Tisch, habe ich vergessen, zu fragen). Desserts, insofern sie nicht “aus” sind, nicht inkludiert. Die Portionen sind klein, aber leider nicht “oho” – kaum eines hat uns geschmacklich überzeugt. Das Sushi kam eigenwillig dekoriert mit krauser Petersilie und einer unmotivierten Radieschenscheibe auf den Tisch. Die Gyoza mit Gemüse waren leider geschmacksneutral und pappig. Die Ente war sehr trocken, der Bratreis dafür umso fettiger. Aus Mangel an Sauce nahm Markus Ketchup zur Ente. Übler Faux pas, aber hat ja keiner gesehen, da alle Tische um uns unbesetzt waren.
Der Service? Flott, das muss man Mr. Ming lassen. Die Teller kamen zügig, so dass wir uns fragten, wie frisch das Sushi wohl sein konnte. Eine Fehllieferung war dabei, aber das kann ja mal passieren. Zwei Stunden stehen dem Gast zu, um so viel zu bestellen, wie Herz (und Magen) begehren. Wir allerdings wussten irgendwann nicht mehr, was wir noch ordern sollten, die Auswahl der asiatischen Spezialitäten ist – zumindest mittags – recht übersichtlich. Sushi-Variationen gibt es allerdings reichlich.
Die Getränke (nicht im Menü enthalten) entsprechen preislich der gehobenen Einrichtung. Nach einer Stunde, einigen kleinen Tellern und je zwei alkoholfreien Getränken belief sich unsere Rechnung auf 60 Euro – ein stolzer Preis für ein Mittagessen ohne Weinbegleitung. Abends wird das All-inclusive-Menü für 35,90 Euro pro Person angeboten, was auf eine größere Auswahl hoffen lässt. Und die Hoffnung … Sie wissen schon.
Während um uns herum kaum drei Tische besetzt waren, versichert die freundliche Kellnerin: „Abends kommen viele Gäste.“ Vorstellen kann ich mir das trotz der imposanten Einrichtung und dem bemühten Service irgendwie nicht. Mr. Ming bietet großzügige Tische und schnelle Abläufe, aber uns hat das ungastliche Konzept nicht abgeholt. Es heißt ja nicht umsonst “die Kunst des Gastgebens”. Die Hoffnung auf eine neue Perle im Gewerbegebiet wurde – zumindest für mich – nicht erfüllt.
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und wir alle wissen, dass auch das beste Restaurant mal einen schlechten Tag haben kann. Kritik ist also immer subjektiv – und das hier nur ein persönlicher Eindruck von zwei Personen bei einem einzigen Besuch (der allerdings wohl auch der letzte bleiben wird). Wenn Sie also ganz andere Erfahrungen bei Mr. Ming gemacht haben oder uns widersprechen möchten, tun Sie das gerne – aber bitte höflich! Wir sind gespannt auf Ihre Eindrücke.