Entscheidung vertagt

von Markus Bistrick

Claudia Reim muss weiter um ihre Immobilie auf dem Neufarner Berg bangen. Am Mittwoch wollte der Petitionsausschuss des Landtags über die Zukunft der Ruine beraten, doch die Entscheidung wurde auf Mai vertagt. Wie B304.de berichtete, ruhen seit Juli 2014 die Arbeiten an dem ehemaligen Wasenhaus – nicht ganz freiwillig. Das Vaterstettener Bauamt hatte den Bau einstellen lassen, da nach einem Teilabriss die Baugenehmigung unwiderruflich erloschen ist. Bitter für die Eigentümerin, die von alledem nichts wusste.

Ortstermin am 13. April 2015 in Neufarn. (Foto: privat)
Ortstermin am 13. April 2015 in Neufarn. (Foto: privat)

 

Gekrönte Häupter und Kaufleute sind einst über den Neufarner Berg gereist, ruhiger ist es dort aber nicht geworden – zumindest nicht um Hausnummer 2. Nachdem im vergangenen Jahr das über 100 Jahre alte Wasenhäuschen an der Anzinger Straße entgegen der Baugenehmigung bis auf zwei Mauern abgerissen worden war, wurde ein sofortiger Baustopp erlassen (B304.de berichtete). Doch jetzt gibt es zumindest einen Hoffnungsschimmer für die Eigentümerin.

Zum formaljuristischen Hintergrund: Da sich das historische Gebäude im sogenannten Außenbereich befindet, ist die Nutzung als Wohngebäude grundsätzlich nicht zulässig. Weil das Gebäude aber jahrzehntelang als Wohngebäude genutzt wurde, war dieser Zustand geduldet. Bis zum Teilabriss im vergangenen Jahr. Damit war die Duldung unwiderruflich futsch und die Genehmigung zur Sanierung ebenfalls. Für die Eigentümerin Claudia Reim ein Schock, sie war gutgläubig und ohne Selbstverschulden in die missliche Lage gebracht worden. Denn die alleinerziehende Mutter aus Haar hatte sich auf einen vermeintlichen Sanierungsexperten verlassen – der mittlerweile verschwunden ist.

Das historische Wasenhäuserl in Neufarn - bzw., dass was davon aktuell noch übrig ist. Zwei Mauern und ein nicht genehmigter Keller. (Foto: privat)
Das historische Wasenhäuserl in Neufarn – bzw., dass was davon aktuell noch übrig ist. Zwei Mauern und ein nicht genehmigter Keller. (Foto: privat)

 

“Soweit mir bekannt ist, hat sich Frau Reim immer dafür ausgesprochen, sich bei einer Gebäudesanierung an den Originalbauplänen aus den Jahren 1905/1906 zu orientieren”, sagt Vaterstettens Erster Bürgermeister Georg Reitsberger bei der gestrigen Ortsbegehung. Und weiter: “Es war nie die Rede von einer utopischen Traumvilla.” Insofern zeigte sich Reitsberger – wie seine Kollegen vom Gemeinderat – dankbar für den Ortstermin mit den beiden Landtagsabgeordneten Dr. Martin Huber und Benno Zierer. “Im Geheimen habe ich gehofft, dass das historische Wasenmeisterhaus wieder zu einem besonderen Blickfang am Neufarner Berg werden könnte”, erklärte Reitsberger. Doch ein Wiederaufbau ist nun – trotz aller Bemühungen des Vaterstettener Bauamts und der Verwaltung – nach geltendem Baurecht nicht möglich. Dennoch gibt es jetzt Hoffnung. Denn die beiden Landtagsabgeordneten signalisierten Verständnis für die traurige Situation der Eigentümerin, die diese nicht zu verantworten habe.

Gemeinsam wurde gestern noch vor Ort eine Petition erarbeitet, die am morgigen Mittwoch in den entsprechenden Ausschuss des Landtags eingebracht werden soll. Demnach darf weitergebaut werden – aber nach den genauen Plänen von 1906. Alle Änderungen wie etwa der Keller müssen abgerissen werden. Gemeinderat Manfred Schmidt fasste das erzielte Ergebnis noch vor Ort treffend zusammen: “Als langjähriger Gemeinderat bin ich über den nunmehr vorliegenden Kompromiss sehr froh. Zum einen wird aus der aktuell unansehnlichen Bauruine an dieser für die Gemeinde historisch bedeutsamen Stelle wieder das ursprüngliche Gebäude haargenau in seinen Ausmaßen und  seiner Fassadengestaltung erstellt, wie es aus alten Plänen und Zeichnungen des Jahres 1906 überliefert ist. Zum anderen kann der Eigentümerin, einer allein erziehenden Mutter einer 14-jährigen Tochter, ein Lebenstraum erfüllt werden, der entgegen ihrem Willen um ein Haar geplatzt wäre, weil sie gutgläubig den zweifelhaften Ratschlägen wenig qualifizierter Bauberater folgte.”