Auf das Haarer Dreieck direkt am S-Bahnhof Haar errichtet die Firma attocube systems AG ihren neuen Firmensitz. Das Grundstück ist durch seine vorgegebene Form nicht einfach zu bebauen. Mit viel Feingefühl und kluger Planung des beauftragten Architekturbüros wird ein Unternehmenssitz entstehen, der durch eine S-Form besticht und neuesten, modernsten Klima- und Designanforderungen entspricht.
attocube ist ein in der Nanotechnologie erfolgreiches Unternehmen, das seine innovativen Produkte in Labore der ganzen Welt vertreibt. Dr. Dirk Haft, der
übrigens in Weißenfeld und Baldham (Gemeinde Vaterstetten) aufgewachsen ist, studierte Physik in München und Paris. Er konstruierte als Doktorand im Labor und nach den Ideen seines Doktor-Vaters Khaled Karraï Geräte für eigene Forschungszwecke, die nicht am Markt zu erwerben waren. Gastprofessoren waren begeistert. Schon war die Idee für attocube geboren. Und dann ging alles ganz schnell. Firmengründung 2001, Start-up-Company, Prämierung u.a. mit dem Deutschen Gründerpreis. Mindestens zwei Wissenschaftler, die unter anderem attocube-Produkte in ihren Laboren nutzen, haben den Nobelpreis bekommen. Beispielsweise der Physiker Stefan Hell in Chemie 2014. Drei Produktgattungen sind bisher entwickelt: Zum einen Motoren, sogenannte „Nano-Positionierer“, zum Zweiten hochgenaue Abstandssensoren, sogenannte „Interferometer“ und die dritte Produktlinie umfasst komplette Mikroskopsysteme, symbolischerweise „Nanoskop“ genannt, eine Weiterentwicklung des Mikroskops. Und die Forschung geht weiter. Weitere Produktlinien sind geplant.
Im neuen Unternehmensstandort Haar wird Platz für 300 Mitarbeiter sein. „Wir sind eine junge Truppe mit einem Durchschnittsalter von 34 oder 35 Jahren. Ich gehöre mit 46 Jahren zu den ältesten Mitarbeitern“ lächelt der Gründer Haft. Da attocube einem starken Wachstum unterliegt, wird die Hälfte der Plätze für eigene Angestellte benötigt. Tochterunternehmen von attocube und Wittenstein AG, dem Mutterkonzern, werden ebenfalls einziehen. Und das ist die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte von attocube: Die Firma wurde 2008 an Wittenstein, einen traditionellen Hersteller von mechatronischer Antriebstechnik, verkauft und damit die Fortsetzung der Innovation für die nächsten Jahrzehnte gesichert.
Übrigens der Name attocube erklärt sich folgendermaßen: „Atto“ ist ist die physikalische Abkürzung für 10 hoch minus 18, also ein Milliardstel eines Milliardstel Teiles. Wenn man Micro weiter dekliniert kommt man zu Nano, Piko, Femto und dann Atto. Und „cube“ ist englisch der Würfel. Die ersten attocube-Motoren waren wirklich würfelartig, also ein kubusartiges Metallstück, was sich bewegen kann.
B304 hat sich mit Dr. Dirk Haft über den Standort Haar unterhalten:
Sind sie denn zufrieden, wie das Baugenehmigungsverfahren bei der Gemeinde Haar verläuft? Gestern (26.07.) wurde ja ein Startschuss für das Bebauungsplanverfahren gegeben.
Aus der Gemeinderatssitzung sind wir hochzufrieden herausgegangen. Es wurde in sehr netter Atmosphäre einstimmig mit „Ja“ gestimmt, und das von allen Parteien. Die Nachfragen waren mehr als vernünftig und konnten geklärt werden. Natürlich treibt man als Unternehmer sein Projekt voran. Durch die öffentlichen Verfahren müssen wir nun hindurch und stimmen uns mit der gemeindlichen Bauverwaltung regelmäßig ab. Es ist ja ein ehemaliges Gemeindegrundstück. Das Bauvorhaben ist auch für unser Unternehmen ein sehr großes Projekt, das wachsen muss. Es war von Anfang an klar, dass es ein Mehrjahresprojekt wird.
Der Zeitplan ist Bezug Sommer 2018?
Ja, das soll der geplante Zeitraum für den Umzug sein. Aber es besteht kein Druck und ausreichend Zeitpuffer ist eingebaut. Aus unseren jetzigen Räumlichkeiten in der Königinstrasse können wir relativ flexibel im Sommer 2018 ausziehen.
In welcher finanziellen Größenordnung liegen Ihre Planungen?
Das Gesamtvolumen liegt so um die 20 Millionen Euro.
Sie haben viele internationale Mitarbeiter. Glauben Sie, dass auch Arbeitsplätze für Haarer Mitarbeiter möglich werden?
Ja natürlich. Als Wachstumsunternehmen haben wir dauerhaft Bedarf im Bereich Office Management, Buchhaltung, Controlling, IT, Produktion, Export und Auftragsabwicklung, um nur einige zu nennen. Wir werden versuchen, Mitarbeiter aus dem näheren Umfeld zu rekrutieren. Interessanterweise finden wir sehr leicht Fachleute und Spezialisten, da wir viele unserer Geräte an Ausbildungsinstitute und Universitäten liefern. Dort lernen interessierte Wissenschaftler wie Quantenphysiker oder Nanotechnologen unsere Produkte und unsere Vertriebsmitarbeiter kennen und melden sich bei uns.
Wie sind Sie denn auf Haar gekommen?
Bei der Auswahl des Grundstücks war uns die Nähe zur Münchner Innenstadt und die gute öffentliche Anbindung sehr wichtig. Wir haben eineinhalb Jahre gesucht und sind sehr glücklich, dieses Grundstück gefunden zu haben. Der zukünftige Haupteingang des Gebäudes wird direkt gegenüber des S-Bahnaufgangs liegen.
Sie brauchen sehr wenig Auto-Stellplätze für Ihre Mitarbeiter?
Das ist wirklich so. Unsere Mitarbeiter arbeiten in einer sehr innovations- und entwicklungsorientierten Firma und kommen aus der ganzen Welt. Wir beschäftigen zurzeit bei knapp 100 Mitarbeitern Menschen aus 18 Nationen. Sie bevorzugen zumeist den öffentlichen Nahverkehr oder kommen mit dem Fahrrad, da sie in ihrer bisherigen Karriere aus Universitätsstädten wie Stanford, Cambridge, Boston, Tokyo, Zürich oder natürlich München kommen. Zurzeit genügen 12 Stellplätze in der aktuellen Firmenadresse in der Königinstrasse. Und im neuen Haarer Gebäude, übrigens ein Niedrigenergiehaus, werden es über 80 Plätze sein. Wir liegen damit im Rahmen der lokalen Stellplatzordnung.
Die Öffentlichkeit soll das Gebäude auch nutzen können?
Wir freuen uns, in unserem neuen Unternehmensstandort für die Haarer Bürgerinnen und Bürger ein öffentliches Café zu eröffnen, dass zusätzlich eine neue Attraktivität im Bahnhofsbereich werden soll.
Herr Dr. Haft, wir bedanken uns für das Gespräch.