Sommerzeit, Urlaubszeit – ich als ausgemachter Tierfreund springe als Cat-Sitter für Freunde ein. Nur ein kleiner Gefallen, und nicht zum ersten Mal. Dann: ein kurzes Mensch-Tier-Missverständnis… Ergebnis: Ordentliche Kratzspuren und ein Biss in die Hand. Nicht dramatisch, dachte ich. Nur recht blutig und Markus, der kein Blut sehen kann, war außerstande, die Wunde zu versorgen. Nur deshalb fuhr ich am mir so heiligen Relax-Sonntagabend in die Notaufnahme, bekam einen Verband und Antibiotika – und dachte: “Passt schon.” Passte aber so gar nicht: Von der Notaufnahme im Perlacher Krankenhaus ging es für mich, nur 48 Stunden nach dem Katzenbiss, direkt in den OP der Ebersberger Kreisklinik. Da hätte ich ehrlich gesagt lieber schon am Sonntag hinfahren sollen.
Ich erspare Ihnen die Details, nur soviel: Die gesamte Hand musste geöffnet werden, unter Vollnarkose.
8 Stiche, Vollverband, Tippen unmöglich. Nun gibt’s eine weitere Narbe, Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, und die Heilung dauert lästig lang, bei tropischen Temperaturen, kurz vor einer Deadline … wenn es mal kommt, dann dicke.
Keine Lappalie
Was viele – wie ich – unterschätzen: Auch ein vermeintlich harmloser Katzenbiss kann gefährlich werden. Der Grund: Bakterien wie Pasteurella multocida oder Staphylokokken gelangen über kleinste Verletzungen tief ins Gewebe – heikel gerade an der Hand, wo Sehnen, Nerven und Gelenke dicht beieinanderliegen. Nur Menschenbisse, so erklärt man mir in der Notaufnahme der Kreisklinik in Ebersberg, sind noch infektöser.
Warnzeichen ernst nehmen
Typische Anzeichen einer beginnenden Infektion sind:
- Fieber oder geschwollene Lymphknoten
- zunehmender Schmerz
- Rötung und Schwellung
- Überwärmung der Stelle
Wenn eines oder mehrere dieser Symptome auftreten, sollte man nicht abwarten. Lieber früh zum Arzt oder ins Krankenhaus – bevor man etwas verschleppt.
Bitte dran denken: Der Rettungsdienst der 112 ist für akute Notfälle gedacht – nicht für eingewachsene Zehennägel. Aber natürlich: Wenn man nicht mehr allein klarkommt, starke Schmerzen hat oder sich kaum noch bewegen kann, ist es völlig in Ordnung, diesen zur Abholung zu rufen.
Während ich auf meine Behandlung wartete, ging mir einiges durch den Kopf. Was man in solchen Momenten nicht braucht, ist der innere Dialog, ob man sich vielleicht “anstellt”.
Was man braucht: Menschen, die ruhig bleiben. Die wissen, was zu tun ist. Freundlich, professionell, klar.
Die Ärzte und Pfleger in der Kreisklinik haben schnell reagiert – und hoch professionell. Ich hatte wirklich Glück. Und bin, eine Woche später voller Hoffen und Bangen, erleichtert: Alle Finger sind noch fit.
Was bleibt – neben der Narbe – ist vor allem der beruhigende Eindruck von einem funktionierenden, professionellem und gut aufgestellten System: Alle, wirklich alle, waren freundlich, hilfsbereit, zugewandt. Vom Arzt bis zur Reinigungskraft, vom Empfang bis zu den Nachtschwestern. Mit echtem Engagement – und Humor, der auch zwischen Schmerzmitteln Platz fand. In die gefühlt allgegenwärtige Kritik an unserem Kliniksystem kann ich nach dieser Erfahrung nicht einstimmen.
Und ja – selbst das Essen war gut
Man glaubt es kaum: Krankenhausküche kann überraschend vielseitig und individuell sein.
Die vegetarische Bolognese war hervorragend, und es gab sogar gekühltes Mineralwasser – für mich als Kassenpatient eine positive Überraschung. Nach dem Frühstück wurden mir Auswahlmöglichkeiten für die Folgetage unterbreitet. So richtig Appetit hatte ich zwar nicht, aber das lag nicht an den Speisen.
Erste Hilfe bei Katzenverletzungen:
- Wunde sofort auswaschen – mit klarem Wasser und Seife
- Sofort desinfizieren – z. B. mit Octenisept oder alkoholhaltigem Spray
- Nicht abdecken oder zukleben – Luftkontakt ist besser, bis ein Arzt draufschaut
- Wunde beobachten – auf Rötung, Schwellung, Schmerzen, Fieber/Schüttelfrost achten
- Bei Symptomen: möglichst früh in eine Notaufnahme oder Arztpraxis
Wichtig: Antibiotika helfen in der Frühphase oft sehr gut – aber sie müssen rechtzeitig gegeben werden.
Zu langes Warten kann zu Sehnenscheidenentzündung, Abszessen oder Gewebeverlust führen.
Und was ist mit der Versicherung?
Wenn die Verletzung beim Cat-Sitting passiert – selbst als Gefallen – lohnt sich ein Blick auf die Absicherung:
- Eigene Krankenversicherung informieren
- Mit dem Tierhaltersprechen, ob eine Tierhalterhaftpflicht besteht
Diese kann unter Umständen für Behandlungskosten, Verdienstausfall oder Folgeschäden aufkommen.