Heute vor 50 Jahren: Am 12. Februar 1972 wurde das Vaterstettener Rathaus eingeweiht. Ein Artikel von Altbürgermeister Georg Reitsberger:
Es war schon etwas Besonderes, das neuerstellte Rathaus Vaterstetten, damals noch Gemeinde Parsdorf. Neubaugebietsausweisungen für die Bayernbodensiedlung schafften den finanziellen Grundstock für einen modernen Bau, dessen Flachdacharchitektur so manchen Gartenstadtfreund ins Grübeln versetzte. „Ist es wirklich das schönste oder eher das hässlichste Rathaus der Bundesrepublik?“, war die bange Frage.
Der Lichthof wurde mit einem Flachdach mit Lichtkuppel versehen. So erlaubte er mit seinen Rängen ein kommunikatives Miteinander, ein „Sehen und gesehen werden“ im Tagesgeschäft. Als geschlossener Innenhof ermöglichte er auch Versammlungen aller Art. Hitzige Bürgerversammlungen, aber auch festliche Neujahrsempfänge sind in guter Erinnerung.
Zusehends entwickelte sich der temperierte Lichthof aber zum Kulturtempel der 1978 neuentstandenen Großgemeinde Vaterstetten. Die Qualität dieses Raumes wurde schnell entdeckt – für Vorträge, hochkarätige Kunstausstellungen, aber auch von der neu gegründeten Musikschule. So wurde der Lichthof auch zur Wiege der legendären Rathauskonzerte, die sogar den Bayerischen Rundfunk dazu bewegten, Konzertaufnahmen mitzuschneiden und zu senden. Unvergessen sind auch die Faschingsfeiern auf allen Rängen, es waren Sternstunden unserer Gemeinde!
Die hohen Anforderungen an den Brandschutz haben all dem bunten Treiben ein jähes Ende bereitet. Bürgernähe und Kulturschaffen leiden erheblich darunter. Das Vaterstettener Rathaus, das vor 50 Jahren, am 12. Februar 1972, feierlich eingeweiht wurde, ist vielen ein wertvolles Stück Heimat geworden, mit einem Lebensgefühl, das uns verloren zu gehen scheint.