12. Juli 1984. Vor 40 Jahren rast um 20.05 Uhr eine erbarmungslose Hagelwalze über den Münchner Osten hinweg. Tennisball große Eiskörner zerstören 200.000 Autos, 70.000 Gebäude, zahlreiche Flugzeuge auf dem Flughafen München-Riem, Felder und Gärten. Über 3.800 Einsätze zählt die Feuerwehr an diesem Donnerstagabend. Die bittere Bilanz: drei Tote, mehr als 300 Verletzte und Sachschäden von insgesamt mehr als drei Milliarden Mark. Es ist das bis dahin größte Schadenereignis in der Geschichte der deutschen Versicherungswirtschaft und bei all jenen, die es hautnah erlebt haben, für immer ins Gedächtnis eingebrannt.
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Einige Impressionen und Erinnerungen an damals:
Erinnerung an den Hagel am 12. Juli 1984 von Veronika Schwaiger (geb. Unkelbach) aus Hergolding:
“Es war ein schöner warmer Tag ich war 7 Jahre alt und ging in die 1. Klasse der Parsdorfer Grundschule. Ich kann mich nicht erinnern, ob wir an diesem Tag Hitzefrei hatten, aber die Wahrscheinlichkeit ist doch hoch. Nachmittags durfte ich mit meinem Papa meine am Vortag geborene Schwester im Krankenhaus Neuperlach besuchen. Abends durften meine Geschwister (Schwester 5J. und Bruder 3J.) und ich etwas länger aufbleiben, da ja unsere Mama noch im Krankenhaus und unser Papa zu einer Versammlung unterwegs war. Kurz vor 20:00 Uhr brachte uns unsere Oma (62J.), die mit uns in Hergolding gemeinsam auf dem Bauernhof wohnte, in unser Kinderzimmer, in welchem wir drei Geschwister immer zusammen schliefen. Sie hatte gerade angefangen uns eine Gutenachtgeschichte vorzulesen als von draußen plötzlich laute Schepperer zu hören waren. Alle vier sind wir erschrocken, doch am meisten war unsere Oma verschreckt. „Oh Gott, es werden doch nicht die Russen kommen“ rief sie. Sie sagte uns, wir sollen im Zimmer bleiben und lief dann raus. Wir wussten nicht, was wir machen sollten und hatten große Angst. Die Geräusche von draußen wurden immer mehr und lauter und die Oma kam einfach nicht zurück. Meine kleinen Geschwister weinten. Wir gingen zusammen in das Schlafzimmer unserer Eltern, das direkt mit unserem Kinderzimmer verbunden war, und setzten uns gemeinsam auf das Bett unserer Eltern. Ich habe das Bild noch vor Augen, wir drei saßen in der Mitte des Ehebettes und umarmten uns gegenseitig. Das laute Getöse von draußen wurde leiser, doch die Stimmen im Hausgang dafür lauter. Ich schaute vorsichtig aus der Schlafzimmertür in den Hausgang. Da waren meine Großeltern und ein Betriebshelfer damit beschäftigt das Wasser, welches wie ein Bach über die Treppe aus dem Dachspeicher geschossen kam, irgendwie aufzufangen. Hektisch und gestresst wurde ich von meinen Großeltern angefahren sofort die Türe zu schließen und ins Bett zu gehen. Jedes Jahr wenn der Geburtstag meiner Schwester ist, kommen bei mir die Erinnerungen an den Tag danach hoch. Wie groß die Angst damals bei uns Geschwistern war.
Doch ich habe auch positive Erinnerungen daran, z.B. meine ich mich zu erinnern, daß an den kommenden Tagen die Schule ausfiel, da auch das Dach der Grundschule in Parsdorf kaputt war.
Erst am nächsten Tag sahen wir Kinder die Verwüstung. Am ganzen Bauernhof lagen noch Hagelkörner, Laub und kaputte Dachplatten. Die neue Halle, welche noch nicht lange mit Eternit eingedeckt war, war kaputt, sowie das Auto meines Onkels der bei uns geparkt hat weil er gerade auf Hochzeitsreise war. Im Haus waren überall Eimer und Schüsseln und es tropfte überall. Am meisten davon beeindruckte mich die Babybadewanne, welche schon für meine Schwester hergerichtet war, diese stand mitten auf unserem Wohnzimmertisch unter der Lampe und war fast voll mit Wasser. Die Wasserschäden waren noch Jahre an den Lampen und Möbeln zu sehen, bis unser Haus in den 90gern renoviert wurde. Für uns Kinder waren es spannende Tage. Wir durften/mussten beim eindecken der Dächer unseres Bauernhofes helfen. Wir schleppten Dachplatten hin und her. Und ich, als große Schwester, durfte sogar mit aufs Dach unseres Stadels, da war das Dach nicht so steil, ich trug die Dachplatten, die mit einem Förderband nach oben kamen zu den Männern, welche das Dach eindeckten.
In Neuperlach war von dem schlimmen Hagel nichts zu merken. Meine Mama war erstaunt und erschüttert, was wir ihr erzählten. Da die Größe der Hagelkörner so unfassbar war, hat mein Papa extra einige in der Gefriertruhe für sie eingefroren.
Ja eine Erinnerung, die man nicht unbedingt haben muss und definitiv für mich unvergessen bleiben wird.”