73 Wohnungen sollen an der Vaterstettener S-Bahn entstehen. Der Bauausschuss hat dem Vorhaben nun endgültig und einstimmig zugestimmt. Das Projekt gilt als umstritten: Anwohner befürchten eine große Verkehrsbelastung, und Umweltschützer kritisieren die Abholzung von Bäumen.
Insgesamt sechs Häuser umfasst das Areal, auf dem sich bislang nur kleinere Häuser befinden. Das größte Haus wird direkt an der S-Bahn geplant und sechs Stockwerke umfassen. Damit ist es schon von weitem sichtbar und ortsprägend, wie die Grafik der Grundeigentümer aus der Anfangsphase der Planung verdeutlicht.

Visualisierung: Vaterstettener Grundbesitz GmbH
Neben den Wohnungen sollen beispielsweise Büros und eine Praxisfläche entstehen. Angrenzend an den Supermarkt im Norden ist außerdem eine Gastronomie vorgesehen. Ein Teil der Wohnungen soll gemäß des „Vaterstettener Weges“ als bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehen. Die Eigentümer wollen einen „wunderschönen Innenhof“ gestalten; gleichzeitig soll der Bahnhofsvorplatz umgebaut werden. Als „urban“ beschrieb Architekt Armin Reinhart vom Stadtplanungsbüro dies bei der erstmaligen Vorstellung des Projekts vor drei Jahren. Nun ist die Planung deutlich fortgeschritten: Der finale Bauplan liegt vor, ein städtebaulicher Vertrag wurde in nichtöffentlicher Sitzung abgeschlossen – einstimmig.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Bedenken am Vorhaben – Hauptstreitpunkt: die Verkehrsbelastung. Bei der Diskussion zum Projekt gab es vor allem darüber Streit, wie viele Stellplätze entstehen sollen – Besonders Grüne und SPD vertraten die Auffassung, dass durch die Lage an der S-Bahn weniger Stellplätze nötig seien. „Je mehr Stellplätze, desto mehr Fahrzeuge werden da sein“, sagte damals David Göhler (Grüne). Dem widersprachen FDP und CSU.
Die Eigentümer stellten ein Verkehrskonzept auf. Dieses sieht unter anderem vor, dass 15 Parkplätze im Parkhaus für die gewerbliche Nutzung, also die Gastronomie und weitere Gewerbeflächen, ausgewiesen werden. Dazu wird eine Tiefgarage gebaut und rund 300 Fahrradstellplätze geschaffen. Carsharing soll die Verkehrsbelastung zusätzlich reduzieren.

Lobende Worte fand Bauamtsleiterin Brigitte Littke: Das Areal eigne sich für die Nachverdichtung – in vielen Kommunen habe man bereits ähnliche Projekte umgesetzt und Wohnbebauung direkt an Bahnhöfen realisiert.
In Gronsdorf beispielsweise befinden sich bereits höhentechnisch vergleichbar große Wohnanlagen im Norden der S-Bahn. Die Höhe der Bebauung entspricht etwa der geplanten Höhe in Vaterstetten: Das sechsgeschossige Haus soll 18,2 Meter hoch werden – exakt so hoch wie der Eckbau in Gronsdorf. Mit 12,5 Metern Höhe der restlichen viergeschossigen Gebäude liegt man gut einen halben Meter unter der Gebäudehöhe in der Nachbarstadt.

In der Sitzung des Bauausschusses wurden nun abschließend eingegangene Stellungnahmen behandelt. Darunter vom Bund Naturschutz, der tagsüber für alle Stellplätze im Umkreis von 400 Metern um den Bahnhof kostenpflichtige Parkplätze fordert. Ein Baum könnte laut den Naturschützern erhalten werden, wenn man die Plätze in der Tiefgarage von 139 auf 99 reduziere, was laut einem Gutachten auch umsetzbar sei. Nur 10 der 63 bestehenden Bäume blieben überhaupt erhalten. Sie hätten einen hohen ökologischen Wert. Die Gemeindeverwaltung entgegnete, Maßnahmen wie Dach- und Fassadenbegrünung sorgten für ein „angenehmes Mikroklima“. Die Befürchtung des BN, der Bahnhofsplatz könne zu einem „Hitze-Hotspot“ werden, teilt die Bauverwaltung nicht. Die Gesamtabwägung der Verwaltung zur BN-Stellungnahme lehnte Stefan Ruoff (Grüne), 2. Vorsitzender der Ortsgruppe des BN, ab. In der Vergangenheit und auch am Dienstag kritisierte er erneut die Gesamthöhe des sechsgeschossigen Hauses, dem Satzungsbeschluss stimmte er jedoch zu. Er wolle konstruktiv abstimmen.
Somit fiel der Beschluss einstimmig, was das endgültige grüne Licht für das Bauvorhaben bedeutet.