Gerissenes Reh als Mahnung

von Catrin Guntersdorfer

Zum wiederholten Mal wurde im Waldstück zwischen Ingelsberg und Baldham von freilaufenden Hunden ein Reh gerissen. Jäger Martin Kugelmann hat darauf mit einer drastischen Aktion reagiert: Um den Hundebesitzern zu zeigen, wie wichtig es ist, ihre Vierbeiner im Wald an der Leine zu halten, oder sie beim Gassigehen im Griff zu haben, hat er Anfang der Woche ein gerissenes junges Reh in einer grünen Plastikwanne am Wegesrand drapiert. “Diesen Todeskampf des Rehs muss der Hundebesitzer mitbekommen haben”, ärgert sich Kugelmann. “So ein Tier ihn Panik schreit, dass man es Kilometer weit hören kann!” Das kleine Reh, das blutverschmiert in der Wanne liegt, wurde durch gezielte Kehlbisse getötet. Kugelmann zeigt kein Verständnis dafür, dass nach so einem Vorfall nicht gehandelt wird. “Das Tier muss man nicht auch noch leiden lassen. Wenn schon was passiert, sollte man wenigstens soviel Courage haben und den Jäger oder die Polizei informieren.

Das von einem Hund gerissene Reh hatte keine Chance. (Foto: Martin Kugelmann)

Das Problem von wildernden Hunden, die Rehe reißen, hat sich in den letzten Monaten verstärkt. Von sechs Fällen weiß Kugelmann inzwischen zu berichten. “Seit Corona hat sich das zugespitzt. Zum einen, weil sich jetzt mehr Menschen einen Hund angeschafft haben und zum anderen auch, weil die Hundeschulen geschlossen hatten. Und plötzlich ist aus dem niedlichen Hundewelpen ein Jagdtier mit 20 oder gar 40 Kilo geworden”, versucht sich Kugelmann die Ursache zu erklären. Auch was der Jäger teilweise nachts durch seine Wildkameras, die im Wald aufgestellt sind, zu sehen bekommt, schockiert ihn. “Erst sieht man ein Reh, nur wenige Sekunden später läuft vom Jack Russell Terrier bis zur Deutschen Dogge alles mögliche durchs Bild!”

Jäger Kugelmann appelliert deshalb wiederholt an die Hundebesitzer, ihre Vierbeiner an die Leine zu nehmen und natürlich auch die überall aufgestellten Mahn-Schilder “Aus Liebe zum Wild” zu beachten. Mit der Präsentation des Tierkadavers versucht er seinem Anliegen drastisch Ausdruck zu verleihen: “Ich will keinen Leinenzwang für die Hunde bewirken, ich möchte nur auf die Problematik aufmerksam machen. Wir haben hier einfach auch Wildtiere! Nicht alle Hundebesitzer haben ihre Tiere voll im Griff.”

Die Aktion von Martin Kugelmann wurde von Spaziergängern und Hundehaltern durchweg positiv aufgenommen. Trotzdem sieht sich der Jäger auch viel Kritik ausgeliefert: “Oft werde ich beschimpft, wenn ich jemanden darauf aufmerksam mache, dass der Hund nicht frei im Wald herumlaufen darf. Meist heißt es dann lapidar “mein Hund tut nix”. Teils wird Kugelmann auch angefeindet, da er natürlich als Jäger auch für den Abschuss von Wildtieren verantwortlich ist. “Wenn ein Jäger richtig schießt, hört das Tier nicht ein mal mehr den Knall – so schnell geht das!” Kein Vergleich für den Jäger mit dem langen Leidenskampf, den ein Tier, das von einem Hund erlegt wird, ertragen muss. Erst zwei Wochen ist es her, dass Kugelmann ein anderes schwer verletztes Reh, das von drei Hunden angegriffen worden war, von seinem Elend erlösen musste. Er hofft nun, dass sein stummer Protest der Ignoranz mancher Hundebesitzer entgegenwirkt und sie sich einsichtig zeigen. Sein Appell:„Nehmt Rücksicht auf die Wildtiere und haltet eure Hunde in Sichtweite!“

Auch mit Mahnschildern versucht Kugelmann auf die Problematik durch wildernde Hunde aufmerksam zu machen (Foto: Martin Kugelmann)