Geothermie: Förderung mit Fragezeichen

von Leon Öttl

Im Rahmen des sogenannten Deutschlandfonds der Bundesregierung ist am Donnerstag ein neues Förderprogramm für Geothermie vorgestellt worden. Ob davon auch das Großprojekt der Gemeinden Vaterstetten, Grasbrunn, Haar und Zorneding profitieren kann, ist derzeit allerdings noch offen.

Das Programm wird von der staatlichen Förderbank KfW gemeinsam mit dem Rückversicherer Munich Re sowie dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie angeboten. Ziel ist es, Kommunen und kommunale Unternehmen bei der Finanzierung von Geothermieprojekten zu entlasten – insbesondere in der risikoreichen Phase der Tiefenbohrungen.

Das Fördermodell setzt dabei an zwei Punkten an: Zum einen stellt die KfW zinsgünstige Kredite für geothermische Bohrungen bereit. Zum anderen werden sogenannte Fündigkeitsrisiken abgesichert – also der Fall, dass bei einer Bohrung kein ausreichend warmes Wasser gefunden wird.

Konkret übernimmt Munich Re eine Absicherung von 30 bis 70 Prozent der Darlehenssumme. Für den nicht versicherten Teil greift im Schadensfall ein Teilschulderlass durch die KfW, der sich an den Bedingungen des Versicherungsvertrags orientiert. In der Summe kann so theoretisch der gesamte Darlehensbetrag abgesichert werden.

Von diesem Programm könnte auch das Geothermie-Vorhaben im Münchner Osten profitieren. Während die beteiligten Gemeinden jeweils für den Netzausbau verantwortlich sind, haben Vaterstetten, Grasbrunn, Haar und Zorneding für Bohrung und Wärmeförderung eine gemeinsame Gesellschaft gegründet: die GEMO.

Einer der beiden Geschäftsführer, Tobias Aschwer, bestätigt auf Nachfrage, dass es bereits seit Längerem Gespräche mit der KfW und dem Rückversicherer gegeben habe. „Insofern überrascht uns die aktuelle Entwicklung nicht. Das Programm der KfW könnte eine Option für die GEMO sein“, so Aschwer. Da das Förderprogramm jedoch erst am Donnerstag final veröffentlicht worden sei, müsse es nun zunächst im Detail geprüft werden.

Unklar ist bislang vor allem, ob die GEMO überhaupt förderfähig ist. Denn in einem Merkblatt der KfW sowie auf der Website finden sich widersprüchliche Angaben. Dort heißt es, dass kommunale Unternehmen antragsberechtigt seien – allerdings unter der Voraussetzung, dass bei mehreren beteiligten Kommunen jede Kommune mit mindestens 25 Prozent beteiligt ist.

Diese Voraussetzung erfüllt die GEMO nicht: Vaterstetten hält 45 Prozent der Anteile, Grasbrunn 25 Prozent, Haar 20 Prozent und Zorneding zehn Prozent. Gleichzeitig heißt es an anderer Stelle, dass Zusammenschlüsse von Kommunen grundsätzlich förderfähig seien. Die GEMO will die Vorgaben nun im Detail prüfen, so Aschwer. 

Für die vier beteiligten Gemeinden wäre eine Absicherung der Bohrungsrisiken eine erhebliche Entlastung. Allein die erste Bohrung kostet rund 15 Millionen Euro. Nach Abzug einer Bundesförderung von 40 Prozent verbleibt ein Risiko von etwa neun Millionen Euro für die Kommunen – davon entfallen gut fünf Millionen Euro auf Vaterstetten. Angesichts der angespannten Haushaltslage dort wäre eine Absicherung für den Fall der Fälle besonders hilfreich.

Sollte die erste Bohrung erfolgreich sein und ausreichend warmes Wasser liefern, sinkt das Risiko für die folgenden Bohrungen deutlich. Nach aktuellem Stand könnte erstmals 2028 Wärme in die Netze ausgekoppelt werden. Ab dem Frühjahr nächsten Jahres soll der Bohrplatz entstehen und im vierten Quartal mit der ersten Bohrung begonnen werden.