Ganz in Weiß…

von b304

Anlässlich des 100. Leibstraßen-Jubiläums veranstalten die Geschäfte der Haarer Einkaufsstraße eine „White Week“. Eine Woche vor dem White Dinner, das heuer in der Leibstraße stattfindet, gibt es dort Angebote und Aktionen. Und die präsentieren sich selbstverständlich ganz in Weiß.

Es gibt Prozente auf weiße Schuhe, Taschen, Topfpflanzen, Brillen oder Büroartikel. Es werden weiße Sushi gerollt, Bücher weiß verhüllt und als Überraschungspaket verkauft. Weiße Pralinen, weiße Weine, weiße Bratwürste – all das und noch viel mehr steht im Mittelpunkt der „White Week“ in der Leibstraße. Sie ist sozusagen der Vorbote für das „White Dinner“, das in diesem Jahr am 4. Juli in der Haarer Einkaufsstraße stattfindet. Warum so viel Trubel? Die Leibstraße kann in diesem Jahr ein außergewöhnliches Jubiläum feiern.

Es begann mit einem Kiosk
Genau 100 Jahre ist es her, dass in der Leibstraße das erste „Geschäft“ eröffnet hat: Es war ein kleiner Kiosk nahe der Bahnunterführung, der sofort sehr beliebt war bei der Haarer Bevölkerung. Schnell wuchs das Angebot und machte die Leibstraße zur lebendigen Einkaufsmeile. Und das ist sie bis heute.

(Foto: Gemeinde Haar)


Spendenaktion
In diesem Jahr will die Gemeinde beim großen Jubiläum und dem schönen Miteinander beim White Dinner auch noch ein Zeichen setzen: Sowohl während der White Week als auch beim White Dinner wird für die Weiße Rose Stiftung e.V. gesammelt. Beim White Dinner werden gegen eine Spende weiße Rosen verteilt, die dann gleich als Tischschmuck auf die Weißen Tafeln platziert werden können.
Wer mit welcher Aktion bei der White Week dabei ist und Näheres zur Spendenaktion kann man auf unserer Homepage unter www.gemeinde-haar.de/white-week nachlesen.

Kleine Historie der Leibstraße

Was macht ein Haarer, wenn er mit einem netten Plausch Obst und Gemüse kaufen will, wenn ihm das Shampoo ausgegangen ist oder den Kindern ein Schulheft fehlt? Er geht mal eben schnell in die Leibstraße. Und genau das haben die Haarer auch schon vor über 100 Jahren gemacht. Denn schon in den 20er-Jahren entwickelte sich die Leibstraße zur Geschäftsmeile.


Angefangen hat die Leibstraße – die nach Kommerzienrat Leib, einem Förderer der Heil- und Pflegeanstalt, benannt ist – allerdings anders: 1919 hatte Franz Fürst, ehemals Verwalter in Gut Möschenfeld, hier einen Bauernhof mit Stall und Scheune errichtet. Und trotzdem prägte das Straßenbild schon bald nicht mehr der landwirtschaftliche Betrieb, sondern eine ganze Reihe Ladengeschäfte. Ein Kiosk läutete die Ära der Geschäftsstraße ein: An der Ecke Leib-Parkstraße, direkt an der Bahnunterführung, errichtete eine Frau Leiß 1924 einen Getränke- und Süßwarenkiosk. Und die Haarer mochten dieses kleine schmucke Häuschen mit säulengestütztem Vordach sehr. Schließlich bot sich hier erstmals die Gelegenheit, Lebensmittel in der Leibstraße zu kaufen.
Auch Haars erstes Friseurgeschäft siedelte sich hier an: Josef Kiderle kümmerte sich um die Haare und Bärte der Haarer, bis heute gibt es einen Friseurladen im selben Haus. Ebenfalls bis heute sieht man am ehemaligen Eisenwarenladen einen Wiedehopf an der Häuserfassade – das Markenzeichen von Franz Widhopf, der hier Werkzeug und Schrauben verkaufte. Das Erdgeschoß des Widhopfhauses beherbergt heute die Gemeindebücherei.


Auch sonst sind in der Leibstraße einige alte Häuser erhalten: Wo früher Limonade von Familie Gerold hergestellt wurde, wird heute Elektrotechnik angeboten. Das „Blaue Haus“ ist immer noch blau, man kann dort Schmuck und Blumen kaufen. Das ehemalige Textilwarenhaus Mack vertreibt mittlerweile Kinderschuhe. Die Metzgerei ist noch im ursprünglichen Gebäude – allerdings läuft sie nicht mehr unter dem Namen Gnann.


Keine Frage: Das Gesicht der Straße hat sich verändert, neue Gebäude wurden errichtet. Doch die Leibstraße ist nach wie vor lebendig und hat einen ganz besonderen Charme. Und als gewachsene und lebendige Einkaufsstraße ist sie fast so was wie ein Relikt aus alter Zeit, das nicht mehr viele Kommunen vorweisen können. Da gibt es zur guten Ware auch Menschlichkeit. Und dazu immer noch einen netten Plausch.

Foto: Gemeinde Haar