Die neu gegründete Elterninitiative für die Betreuung von Krippen-, Kindergarten- und Hortbetreuung traf sich gestern erstmals im Alten Hof in Vaterstetten. Heraus kam, nach drei Stunden Beratung, rein inhaltlich nicht viel. Außer ein Plan, wie man alle Wünsche am besten bündelt, um das gemeinsame Ziel zu erreichen: bessere Versorgung für die eigenen Kinder. Druck soll auf die Gemeinde ausgeübt werden, jedoch nicht nur auf die. Ebenso die Träger sollen in die Verantwortung genommen werden.
Wer in der Gemeinde Vaterstetten lebt, muss sich auf ein bestimmtes Betreuungs-Konzept einlassen. Die Gemeinde stellt nur die Infrastruktur für die Kinderbetreuung bereit und ab dann verteilt sie den Betrieb auf mehrere Träger. Diese so genannte „Konzeptionsvielfalt“ hat den Vorteil, dass es diverse Angebote gibt, aber parallel den Nachteil, dass die Gemeinde inhaltlich aus dem Gröbsten heraus ist. Fachkräftemangel, Überstunden oder hohe Mitarbeiter-Fluktuation seien Standard – in den meisten Einrichtungen. So berichteten Mütter der Elterninitiative an diesem Abend von teils kurios anmutenden Situationen. Das Eltern an freien Tagen gebeten werden in der Betreuung als Erzieher zu „hospitieren“ oder das freie Stellen seit Monaten nicht besetzt sind oder auch von internen Personalstreitereien, die das Klima in der Einrichtung spürbar vergiften. Leidtragender in allen Fällen: die Kinder. Und um das Wohl der Kinder sollte es eigentlich gehen, da waren sich alle 14 Anwesenden einig. Dass das nicht immer der Fall gewesen ist: vergessen. Zu lange versuchten viele Eltern ihr eigenes Interesse durchzubringen, manchmal auch durchzuklagen. Ein erster Versuch die Wogen mit der Gemeinde zu glätten fand zwar bei einem Runden Tisch im Oktober statt, jedoch waren viele davon „etwas enttäuscht.“ Grund: „Die Lage wurde zwar eruiert, aber Maßnahmen gab es keine.“ Das sieht die Gemeinde anders und äußerte dies auch in einer Pressemitteilung vom 8. Dezember. Die Mieten der Träger, die selbst zuvor noch ihre Einrichtung zahlten, wurden vom Haushalt übernommen. Von einst 20.000 Euro, gibt Vaterstetten nun 270.000 Euro jährlich aus. Auch, so Bürgermeister Georg Reitsberger, werde im kommenden Betreuungsjahr die Zahl der Betreuungsplätze um rund 600 Plätze auf dann knapp 1600 ansteigen, die die Gemeinde errichtet und die dann natürlich auch unterhalten werden müssen.
Bereits Mitte des Jahres flammte das Thema auf. Damals, B304.de berichtete, sammelten die Eltern fleißig Unterschriften, um Druck auf die Gemeinde auszuüben.
Doch den Eltern sind die Ergebnisse zu wenig. Die neue Platzvergabe steht bevor, schnell muss also gehandelt werden. Und zwar in zwei Arbeitsgruppen, um alle Interessen, Meinungen und auch Ideen zu bündeln – um vereint eine „Stimme“ zu werden. Der eine Teil kümmert sich darum, wie man die Gemeinde zu (noch) mehr Unterstützung bringen kann, beispielsweise durch Wohnungen für Betreuer oder eine Arbeitsmarktzulage. Der andere Teil klärt die konkrete Lage bei den einzelnen Trägern und deren Leitern ab. Im Januar wird dann alles zusammengetragen. Anfang Februar gibt es dann ein so genanntes Kooperationstreffen. Dort treffen sich Träger der unterschiedlichen Einrichtungen zu einem Austausch – die gesammelten Ideen sollen dann vorgetragen werden. Vielleicht kommen dann Lösungen zu Stande, wie eine Staffelung des Beitrags der Eltern oder – der wahrscheinlich wichtigste Punkt – wie Mitarbeiter langfristig in der Einrichtung und somit in der Gemeinde Vaterstetten gehalten werden können.
Die Attraktivität des Arbeitsplatzes, so berichtete ein anwesender Mitarbeiter einer Einrichtung, sei zumindest für ihn, wichtiger als rund 250 Euro brutto mehr, die man z.B. durch die Arbeitsmarktzulage bekommen könnte. Dass es Modelle gibt, in denen nicht nur Kinder morgens gerne die Tür betreten, sondern auch Erzieher, zeigt seine Einrichtung. Gemeinsam mit der Leitung präsentierten sie das Konzept. Insgesamt 26 Kinder und 19 Betreuer, doch nur fünf von ihnen sind stets da, der Rest so genannte „Honorar- oder Teilzeitkräfte“ – angelehnt an Konstrukte aus der Wirtschaft. Im Klartext: Die Kinder bekommen z.B. Tanzunterricht, Englischstunden oder Schwimmübungen von hierfür ausgebildete Fachkräfte, die aber keine Erzieher sind. Immer dann, haben die eigentlichen Pädagogen Pause und Zeit zum Durchschnaufen. Doch auch hier ist die „Insel der Glückseligkeit“ nicht vollkommen. Denn das Ganze hat auch seinen Preis, den sich schlichtweg nicht alle Eltern leisten können. Damit keine Schere, zwischen armen und reichen Kindern entsteht, sollen jetzt also Lösungen gefunden werden. Das Ziel: Jedes Kind in der Gemeinde Vaterstetten soll eine gute Versorgung mit einem stabilen Betreuungspersonal erhalten. Die Gemeinde kommt dann wieder ins Spiel: nämlich bei einem zweiten Runden Tisch. Der genaue Zeitpunkt ist unklar, denn erstmal arbeiten die Arbeitsgruppen für sich. Aber Bürgermeister Reitsberger signalisierte schon jetzt: „Ich freue mich auf die Vorschläge der Eltern, wie wir noch besser werden können.“ Und weiter: „Wir sind für alle Gespräche offen.“