Ganz im Zeichen des Appells für Frieden und Völkerverständigung stand das 90. Gründungsfest des Krieger- und Soldatenvereins Vaterstetten, an dem neben zahlreichen Festbesuchern über 20 Fahnen-Abordnungen der verschiedenen Partner- und Ortsvereine teilnahmen.
Pfarrer Thomas Kratochvil betonte in seiner eindrucksvollen Predigt während des gemeinsamen Gottesdienstes von Pfarrei und Verein, dass der „Friede aus dem Herzen kommen muss“. Angesichts der 120 Mio. Toten beider Weltkriege und der Tatsache, dass es derzeit auf fünf von sieben Kontinenten bewaffnete Konflikte gebe, sei Friede ein Auftrag an alle Christen, Friedensstifter zu sein. Nicht nur in der Politik, sondern auch im privaten Leben.
Mit Blick auf die Krisenherde dieser Welt mit ihren zahllosen Gewaltopfern sei alle Kraft nötig, „einen dauerhaften Frieden zu erhalten“. Insofern erfülle der Gemeinschaftsdienst des Krieger- und Soldatenvereins durch das Gedenken an die Toten und Vermissten der Kriege sowie die Mahnung zum Frieden und zur Völkerverständigung wertvolle Arbeit.
Auch Bürgermeister Georg Reitsberger betonte, dass diese Vereinstätigkeit ein wichtiger Beitrag zum Geschichtsverständnis der Gemeinde sei. 72 Jahre ohne kriegerische Auseinandersetzung mitten in Europa seien ein Glückfall und verlangten von allen Bürgern größte Anstrengung zur Friedensbewahrung. Dazu und zur Aussöhnung mit ehemaligen Kriegsgegnern trügen auch die Städtepartnerschaften der Gemeinde über Landesgrenzen hinweg unter Beteiligung des Krieger- und Soldatenvereins bei. Mit dem Gedenken an sechs gefallene amerikanische Besatzungsmitglieder, die beim Absturz einer B-24 Liberator über Vaterstetten vor Kriegsende ums Leben kamen, setze der Verein ein besonderes Zeichen der Aussöhnung. Am 14. Juli 2017, dem Nationalfeiertag der Franzosen, werden Besucher der französischen Partnerstadt Allauch im Rahmen des deutsch-französischen Freundschaftsfestes in Vaterstetten auch einen Kranz am Kriegerdenkmal niederlegen und gemeinsam mit Bürgern der Gemeinde der Toten der Kriege, insbesondere vor Verdun, gedenken.
Für Landrat Robert Niedergesäß ist Frieden ebenfalls „keine Selbstverständlichkeit“. Niedergesäß hob hervor, dass die Pflege der Erinnerung und die Mahnung zum Frieden mit 27 Krieger- und Soldatenvereinen im Landkreis Ebersberg einen hohen Stellenwert besitze und das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt „keine Routine“ darstelle, vielmehr sei die Bewahrung des Friedens eine „Herzensangelegenheit“ von 365 Tagen im Jahr. Die Erinnerungspflege habe im Landkreis bereits eine 175jährige Tradition. Niedergesäß dankte in diesem Zusammenhang allen Ehrenamtlichen, insbesondere des gastgebenden Vereins, für ihren Einsatz bei der Gestaltung der Gedenktage und ihre aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Dem Krieger- und Soldatenverein Vaterstetten wünschte er weiterhin alles Gute für das nächste Jahrzehnt und kündigte ein „kleines Jubiläumsgeschenk“ für das Spendenkonto des Vereins an.
Im Anschluss an die kirchliche Feier des Gründungsfestes, das aus Witterungsgründen im Volksfestzelt stattfand, zogen die Festgäste und Fahnenabordnungen zum Kriegerdenkmal und gedachten mit einer Kranzniederlegung und einem Ehrensalut der Opfer von Krieg und Gewalt.
Folgende Krieger-, Soldaten-, Veteranen- und Kameradschafts-Vereine waren der Einladung zum 90. Gründungsfest mit einer Fahnenabordnung gefolgt: aus Anzing, Berganger, Egmating, Elkofen, Emmering, Forstinning, Frauenneuharting, Gelting-Pliening, Glonn, Grafing, Hohenlinden, Kirchseeon, Landsham, Loitersdorf, Markt Schwaben, Neufarn, Oberndorf, Oberpframmern, Poing-Angelbrechting, St. Christoph-Steinhöring, Straußdorf, Zorneding.