Julia Schmitt (27), geboren in Neukeferloh und aufgewachsen in Harthausen, ist leidenschaftliche Foodbloggerin. Seit Dezember 2023 lebt „Jules“, wie sie von Freunden genannt wird, mit ihrem Mann in Los Angeles, wo sie sich den Herausforderungen des Lebens in Amerika stellt. Und darüber schreibt.
Julia, wie kam es zu der Entscheidung, nach Los Angeles auszuwandern?
Mein Mann ist Musiker und somit hat es ihn aus beruflicher Sicht schon immer in die Staaten und vor allem nach Los Angeles gezogen. Und da wir beide schon immer große Fans von Amerika, der Kultur, dem amerikanischen Mindset und dem Wetter in Süd-Kalifornien waren, war es nie wirklich eine Frage des Obs, sondern viel mehr eine Frage des Wies. Und wer sich schon mal mit dem amerikanischen Visa Prozess befasst hat weiß, dass das Ganze nicht so einfach ist.
Nach fast fünf Jahren und einem sehr arbeitsintensiven und nervenaufreibenden Visa-Prozess konnten wir dann endlich den großen Schritt wagen, unsere wichtigsten Sachen in vier Koffer packen und mit einem One-Way-Ticket nach Kalifornien fliegen.
Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Foodblog zu starten?
Ich hatte schon als Kind und in meiner Jugend eine Begeisterung für Rezeptzeitschriften und Kochbücher. Und als ich zum Studium von zuhause ausgezogen bin habe ich angefangen, meine eigenen Rezepte zu kreieren. Zwei Jahre später hat die Pandemie meine Reisepläne für die Semesterferien durchkreuzt und ich habe begonnen, mein mittlerweile vollgeschriebenes Notizbuch an Rezepten in einen Foodblog zu verwandeln. Über den Verlauf meines Studiums habe ich dann mehr und mehr Zeit in den Blog investiert und schließlich beschlossen, den Versuch zu starten eine Kariere aus meiner Leidenschaft zu machen.
Wie unterscheidet sich dein Leben in Los Angeles von deinem Leben in Harthausen? Was vermisst du am meisten an deiner alten Heimat?
Da ich es immer gewohnt war, nie weiter weg als 30 Minuten von meiner Familie und meinen engsten Freunden zu wohnen, ist die Distanz und der Zeitunterschied zu meinen Liebsten schon sehr hart. Aber Gott sei Dank gibt es Face Time. Einer der größten Unterschiede war und ist immer noch, dass man komplett von vorne anfängt. Bei einem transatlantischen Umzug lässt sich nicht viel aus dem alten Leben mitnehmen. Dementsprechend mussten wir uns erst einmal alles neu kaufen – von Geschirrtüchern über Besteck bis hin zum Staubsauger und Ähnlichem.
Wie hat sich dein Zugang zur Küche und zu Lebensmitteln verändert, seit du in Kalifornien lebst?
Etwas was hier definitiv sehr viel schwerer zu bekommen ist, sind italienische Lebensmittel – sei es Mozzarella, Risottoreis oder Sardellen. Im Gegensatz dazu ist der Zugang zu mexikanischen Lebensmitteln hier viel besser. Von frischen Chilischoten über eine unendlich große Auswahl an Tortillas gibt es hier einfach alles, was für die mexikanische Küche braucht. Selbst im Aldi (den gibt es auch in den USA) gibt es hier ein ganzes Regal nur mit latein-amerikanischen Lebensmitteln.
Für meine Rezeptentwicklung hat diese Umstellung vor allem bedeutet, dass ich sehr stark darauf achte, dass die meisten meiner Rezepte nur Lebensmittel verwenden, die man in jedem Supermarkt kaufen kann. Das macht es auch für meine Leser einfacher, meine Rezepte in ihrem stressigen Alltag nachzukochen.
Was war das herausforderndste Gericht, das du je gekocht hast?
Als wir in die USA gezogen sind, habe ich wie jede Deutsche gutes Brot vermisst. Deshalb habe ich mich dem Sauerteig-Trend hingegeben. Und oh man, das Heranzüchten von einem Sauerteigstarter und das Backen des Brots hat es echt in sich. Vor allem weil mein Ofen hier macht was er will.
Gibt es spezielle kalifornische oder amerikanische Einflüsse, die sich in deinen Rezepten wiederfinden?
Definitiv! Die kalifornische Küche ist sehr frisch und farbenfroh mit starken mexikanischen und auch asiatischen Einflüssen. Das hat definitiv einen Einfluss auf meine Rezepte in diesem Jahr gehabt. Ein gutes Beispiel dafür, ist meine Hähnchen Bowl, dieser Suhsi Auflauf oder meine vegetarischen Tacos.
Was waren bisher die größten Herausforderungen und die größten Highlights deines Lebens in Los Angeles?
Eine Herausforderung sind definitiv die Lebenskosten in Kalifornien und vor allem Los Angeles. Die Mietpreise sind das Doppelt bis Dreifache und auch Lebensmittel sind hier spürbar teurer als in Deutschland. Als größtes Highlight fallen mir direkt die Menschen und die Mentalität hier ein. Jeder wünscht dem Anderen nur das beste. Neid existiert hier irgendwie nicht. Außerdem ist LA eine Ansammlung an Menschen mit großen Träumen. Jeder hat hier einen Traum, den er versucht zu verfolgen oder bereits verwirklicht hat. Das ist unglaublich motivierend.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus? Wie viel Zeit investierst du in das Testen neuer Rezepte?
Als Foodblogger trägt man viele verschiedene Hüte. Man ist Rezeptentwickler, Food Fotograf, Food Stylist, der Marketing-Beauftragte, Autor und sein eigener SEO. Das ist zugleich herausvordern als auch spannend und erfüllend und sorgt für einen sehr abwechslungreichen Arbeitsalltag.
Wenn es um meine Rezepte geht, bin ich sehr perfektionistisch und stecke viel Zeit in die Entwicklung und das Testen. Vor dem ersten Versuch in der Küche schreibe ich einen Grobentwurf des Rezepts. Und dann beginnt ein “trial and error” Prozess, bis das Rezept meiner Meinung nach perfekt ist. Je nach Gericht und abhängig davon, wie gut der erste Versuch bereits geklappt hat, teste ich meine Rezepte 5 bis 10 mal. Mein armer Mann isst für vier Wochen immer die selben fünf Gerichte.
Wie schaffst du es, auch in einem oft hektischen Alltag gesunde Mahlzeiten zu zaubern?
Eine Wochenplanung ist für mich das A und O. Jedes Wochenende überlege ich mir alle Gerichte für die kommende Woche. So muss ich mich nicht jeden Tag fragen, was es heute abend zu Essen gibt. Außerdem versuche ich – falls möglich -einen Mini-Meal-Prep einzulegen. Dann bereite ich meistens schon mal das Frühstück für die Woche vor und vielleicht ein bis zwei Dinge, die ich für meine Gerichte unter der Woche brauche, wie eingelegte Zwiebeln (mein liebstes Topping für Sandwiches, Bowls und Salate), ein Dressing oder eine Sauce.
Verrate uns drei Tipps, um eine gesunde Ernährung in den Alltag zu integrieren?
Lass dich nicht von irgendwelchen Trends verwirren. Es gibt leider keinen Trick oder irgendein Superfood, das uns magisch abnehmen oder gesund werden lässt. Konzentriere dich stattdessen auf die Basics.
Das heißt, achte auf ausreichend Obst und Gemüse. Ein Beilagensalat zum Abendessen und Obst zum Frühstück sind da schon mal ein guter Anfang.
Achte darauf, dass deine Mahlzeiten alle drei Hauptnährstoffe, sprich Kohlenhydrate (also eine Sättigungsbeilage wie Nudeln, Reis, Brot oder Kartoffeln), eine Eiweißquelle (wie Fleisch, Geflügel, Fisch, Tofu, Eier, Milchprodukte oder Hülsenfrüchte) und gesunde Fette (wie Pflanzenöl, Nüsse, Samen, Avocado, etc.) enthalten.
Einige ernährungsbedingte Krankheiten in Deutschland lassen sich auf eine ballaststoffarme Ernährung zurückführen. Um das vorzubeugen, kannst du einen Fokus auf ballatstoffreiche Lebensmittel legen, wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und viel Obst und Gemüse. Auf meinem Blog findest du einen Artikel rund um das Thema ballaststoffreiche Lebensmittel.
Und last but not least: Die 80/20 Regel. Wer 80 Prozent der Zeit darauf achtet, sich gesund und ausgewogen zu ernähren, sollte die restliche 20 Prozent der Zeit das Essen einfach nur genießen und die obrigen Richtlienen auch gerne mal ignorieren. Versuch nicht die ganze Zeit perfekt zu sein und hab Nachsicht mit dir. Essen ist vor allem auch ein Genuss.
Was ist dein Lieblingsessen?
Das ist schwer zu sagen, da ich Fan so viele Länderküchen bin und in jeder ein Lieblingsessen habe. Aber ich liebe Gulasch (vor allem das von meiner Mama) und seit dem ich in LA lebe, gehört auch Ramen (eine japanische Nudelsuppe) zu meinen absoluten Leibspeisen.
Last but not least: Bitte verrate uns und unseren Lesern dein ultimatives Rezept für Kürbis!
Oh, ich liebe Kürbis! Da er so vielfältig ist, würde ich euch gerne zwei Kürbisrezepte empfehlen, ein süßes und ein herzhaftes. Mein absolutes Lieblingsfrühstück ist ein Haferflockenauflauf mit Kürbispüree. Ich weiß, es klingt verrückt, aber es schmeckt wie ein saftiger, süßer Frühstückskuchen der super einfach zu machen ist und sich wunderbar vorbereiten lässt. Als herzhaftes Rezept möchte ich eine italienische Kürbispasta empfehlen. Es handelt sich hier um ein raffiniertes One Pot Gericht, wo die Nudeln direkt in einem deftigen Kürbissud gekocht werden. Das sorgt für ultimativ viel Geschmack und eine unvergleichlich cremige Pasta. (PS: Hier ist ein Post mit meinen elf liebsten Kürbisrezepten.)