Fliegende Edelsteine

von Wolfram Franke

Die wenigsten Insekten richten im Garten wirklich Schaden an. Im Gegenteil: Über die meisten kann ich mich nur freuen, zum Beispiel über diesen prachtvollen Käfer. Gerade wollte ich meine Bienenstöcke zur Kontrolle öffnen, da höre ich hinter mir in den Fliederbüschen ein tiefes Brummen. Ich tippe auf eine Hummel und drehe mich um. Doch ich kann keine Hummel erkennen. Erst nach einigem Suchen entdecke ich ihn: einen fliegenden Edelstein. So sah er aus. Ein glänzend grüner Käfer. Ebenso groß wie eine Hummel. Und sein Brummen ist dem einer Hummel zum Verwechseln ähnlich.

Ein Rosenfreund

Ich kenne diesen Käfer schon lange. Es ist der Rosenkäfer (Cetonia aurata). Sein Brummen hörte ich nun aber zum ersten Mal. Bisher hatte ich ihn auch nur in ungefüllten Rosenblüten gesehen. Doch wie es aussieht, liebt er nicht nur Rosen, sondern auch andere duftende Pflanzen wie Flieder aber auch Holunder und Weißdorn. Der bis zu zwei Zentimeter lange Käfer schimmert an seiner Oberseite glänzend grün und weist an seinen Flügeln dünne, weiße Streifen auf. Seine Unterseite leuchtet kupferrot.

Der Rosenkäfer ernährt sich vom Nektar und Pollen der Blütensträucher und nagt zuweilen an den Kronblättern der Heckenrosenblüten, was in deren Blütenfülle kaum auffällt. Im Übrigen ist er völlig harmlos. Die Kultursorten der Rosen und andere Pflanzen schädigt er überhaupt nicht. Eine Besonderheit: Rosenkäfer können mit geschlossenen Flügeldecken fliegen, da sie ihre Hinterflügel unter den seitlichen Rändern der Flügeldecken hindurch schieben können. – Wer ihn im eigenen Garten antrifft, darf sich freuen. Er ist eine wunderbare Bereicherung! Ein fliegender Edelstein!

Harmlose Engerlinge

Auch seine Larven, die Engerlinge, richten keinerlei Schaden an. Sie ernähren sich von modernden, verrottenden Pflanzenteilen, also nicht von lebenden Pflanzen. Deshalb findet man die Engerlinge zuweilen im Kompost wo sie zur Verrottung der kompostierten Pflanzenmassen beitragen. Was meinen ständigen Hinweis bestätigt, nicht gleich zu zuschlagen oder gar zur Giftspritze zu greifen, wenn man eine unbekannte, verdächtige Raupe oder einen Engerling entdeckt, sondern erst einmal in einem Buch oder im Internet nachzuschauen welches Insekt sich darin verbirgt. Der fliegende Edelstein, der Rosenkäfer, ist übrigens eine geschützte Art. Weder der Käfer noch seine Larven dürfen getötet werden!

Juwelen in Fliederbüschen

Bei genauem Hinsehen entdeckte ich noch mehr dieser bildschönen Käfer in den Fliederbüschen. Zwei haben sich gerade gepaart. So kann ich auf noch viel mehr dieser fliegenden Juwelen hoffen.

Doch eigentlich wollte ich ja meine Bienenstöcke kontrollieren, was ich dann auch tat. Alles in Ordnung! Danach waren die Rosenkäfer noch immer im Flieder. Ich schaute ihnen noch lange zu …

Der Vaterstettener Wolfram Franke ist gelernter Gärtner und Gartenbautechniker und begann seine journalistische Laufbahn 1980 bei „mein schöner Garten“, zunächst als Redaktionsassistent und nach einem Jahr als Redakteur. Zwanzig Jahre lang war Wolfram Franke Chefredakteur von „kraut&,rüben“, Magazin für biologisches Gärtnern und naturgemäßes Leben. Das biologische Gärtnern sowie Garten- und Schwimmteiche machte er bereits zu Beginn seiner journalistischen Laufbahn zu seinen Spezialgebieten. Wolfram Franke ist seit 1985 Autor im BLV Buchverlag. Privat bewirtschaftet er neben seinem kleinen Reihenhausgarten seit mehr als 25 Jahren auch einen 800 Quadratmeter großen Kreativgarten nach ökologischen Regeln beim Reitsberger Hof.