Heiße Sommer, längere Trockenperioden und unregelmäßige Niederschläge setzen unseren Bäumen zu. Viele der heimischen und häufig gepflanzten Baumarten sind diesen veränderten Bedingungen nicht gewachsen. Gartenbesitzer sollten daher künftig auf Vielfalt setzen, nicht nur bei Bäumen, sondern auch bei Sträuchern und Stauden. So entsteht ein stabiles Ökosystem, das besser gegen Schädlinge und extreme Wetterlagen gewappnet ist. Die so genannten „Klimabäume“ im Vaterstettener Bürgerpark etwa sind besonders tolerant gegenüber Trockenheit und Hitze. B304.de hat bei Landschaftsarchitektin Maria Wirnitzer und Gärtnermeister Stefan Ruoff nachgefragt, was es mit diesen speziellen, klimaresistenten Baumsorten auf sich hat.
Welche Bäume leiden besonderes unter den klimatischen Veränderungen?
Maria Wirnitzer: In der Münchener Schotterebene sind es vor allem die Flachwurzler, wie Birke oder Wildkirsche, die unter längeren Trockenperioden mit zeitigem Blattfall reagieren. Hinzu kommt, dass Baumarten durch den Hitze- und Dürrestress anfälliger für Krankheiten und Schädlinge sind und dadurch zusätzlich geschwächt werden. Die Fichte, die im Forstbereich vorherrschend war, leidet unter massivem Borkenkäferbefall. Oder die Rosskastanie, die aus unseren Biergärten nicht wegzudenken ist, hat mit der Kastanienminiermotte zu kämpfen.
Stefan Ruoff: Leider sehen in letzter Zeit auch viele Kirschen, Ebereschen und die Mehlbeeren, die eigentlich als Hoffnungsträger galten, schlecht aus.
Welche Baumarten eignen sich am besten für die „Gärten unserer Zukunft“?
Wirnitzer: In Anbetracht des Klimawandels sollten wir uns zunehmend auf hitze- und trockenheitsresistente Baumarten konzentrieren. Diese Arten kommen eher aus dem mediterranen Raum, wie die Blumenesche, oder aus dem südöstlichen Nordamerika, wie der Amberbaum und der Lederhülsenbaum. Durch die Bedingungen an ihrem Naturstandort sind sie an wärmere Temperaturen angepasst. Aber auch heimische Baumarten, wie die Hainbuche oder der Feldahorn zeigen eine relativ hohe Toleranz gegenüber Trockenheit und Hitze.
Ruoff: Auch Kornelkirsche und die Stiel- und Traubeneiche scheinen mit dem trockenen Klima gut zurechtzukommen. Bei ausreichend großem Wurzelraum können auch noch Spitzahorn, Ulmen und Linden in robusten Sorten gedeihen. Auch Walnuss, Hopfenbuche, Blumenesche oder Eisenholzbaum können strenge Winter wie heiße Sommer vertragen. Das größte Problem für alle Baumarten sind Spätfröste im April/Mai nach einem zu warmen Vorfrühling, wie wir es auch dieses Jahr wieder hatten.
Wie sollten Gärten langfristig gestaltet werden?
Wirnitzer: Artenvielfalt spielt eine Schlüsselrolle, um Gärten widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Extremereignissen zu machen. Ein vielfältig gestalteter Garten, der eine Mischung aus verschiedenen Baum- und Straucharten bietet, hat eine größere Chance, sich an die veränderten Klimabedingungen anzupassen. Jeder Baum, jede Pflanze reagiert unterschiedlich auf Trockenheit, Hitze oder starke Regenfälle. Eine kluge Kombination von heimischen, trockenheitsresistenten Arten und einigen robusten Bäumen aus anderen Klimazonen sorgt für ein gesundes und ausgewogenes Ökosystem im Garten. Dazu gehört auch die gezielte Auswahl von Gehölzen, die Nützlinge fördern und den Boden stabilisieren.
Ruoff: Viele Tiere finden in der freien Landschaft keinen Lebensraum mehr. Eine klimafreundlich gestaltete Bepflanzung kann ein sehr guter Ersatz sein. Aus einheimischen, trockenheitsliebenden Pflanzen angelegte Beete können wahre Vogel- und Insektenmagnete sein. Natürlich sind einheimische Bäume immer noch die beste Wahl für Artenvielfalt.
Die Tierwelt hat sich durch die Evolution an sie angepasst. Inwiefern Gehölze aus anderen Gegenden der Welt später eine ähnlich hohe Artenvielfalt an Besuchern haben, bleibt abzuwarten. Tatsächlich wandern ja durch die Klimaerwärmung schon Vögel und Insekten aus Südeuropa bei uns ein!