Eindrucksvoll haben die Harthauser jüngst einmal mehr unter Beweis gestellt, dass in ihrem Ort die Uhren anders ticken als im Rest der Gemeinde Grasbrunn. Rund 100 Vereinsmitglieder waren zur Gemeinderatssitzung im Februar erschienen, um ihrem Wunsch nach einem großen Feststadl Ausdruck zu verleihen. Auch wenn das Ergebnis der über einstündigen Diskussion wohl hinter den Erwartungen der Harthauser zurückblieb, wird sich niemand wirklich gegen das ehrgeizige Vorhaben stellen wollen.
800 Sitzplätze soll der Holzstadl einmal haben – und als Lager-, vor allem aber als Veranstaltungshalle dienen. In Harthausen wird eben gerne gefeiert und geht es nach dem Willen der Vereine, könnten es künftig auch noch ein paar Feste mehr sein. „In Harthausen gibt es eine intakte Ortsgemeinschaft, die ihres gleichen sucht“, sagte Günter Okon, Vorstand der Harthauser Ortsvereine e.V. bei seiner rund 30-minütigen Präsentation im Grasbrunner Gemeinderat. Er nannte die Pflege von Brauchtum, Tradition und Geschichte eine zentrale Aufgabe innerhalb der Gesellschaft und verwies unter anderem auf die 1.200-Jahrfeier sowie das Dorffest oder das Maibaum aufstellen. Doch eben diese Festkultur sieht Okon in Gefahr. Denn für die Lagerung von Einrichtungs- und Ausstattungsgegenständen, aber eben vor allem auch für das Ausrichten von Feierlichkeiten braucht es entsprechende Räume und Flächen. Diese wurden bislang von Landwirten und Privatpersonen zur Verfügung gestellt, doch damit könne schon bald Schluss sein, fürchtet Okon. Deshalb braucht es nach dem Vorbild von Höhenkirchen-Siegertsbrunn einen Holzstadl.
Und weil die Harthauser keine halben Sachen machen, stellten sie auch gleich die konkreten Pläne, ausgearbeitet von Architekt Rolf Katzendobler, vor. 32 mal 18,5 Meter soll der Feststadl groß sein und auf dem gemeindeeigenen Grundstück an der Wolfsberger Straße beim Fußballplatz errichtet werden. Bei vollständiger Erstellung und Verantwortung durch die Gemeinde entstünden Gesamtkosten in Höhe von rund 485.000 Euro. Träten die Vereine als Bauherr auf, ließen sich jedoch rund 200.000 Euro einsparen.
Ein Ensemble aus Kegelbahn und Feststadl
„Wir haben eine Verpflichtung den nächsten Generationen gegenüber, auch weiterhin dieses Gesellschaftsleben zu ermöglichen“, betonte Okon. Eine gewisse Eile sei vor allem deshalb geboten, weil die alte Möschenfelder Kegelbahn, die den Harthauser Vereinen kostenlos überlassen wurde, derzeit bei verschiedenen Landwirten lagert und sich ihr Zustand dadurch nicht verbessert. Die Kegelbahn solle ebenfalls am Harthauser Fußballplatz aufgestellt und zusammen mit dem Stadl ein Ensemble bilden.
Eigentlich lautete der Beschluss zu Tagesordnungspunkt 2 der Gemeinderatssitzung lediglich auf Kenntnisnahme des Sachvortrags. Doch das war den Harthausern, die wortgewaltig von ihren Gemeinderäten – allen voran von Karin Albrecht (parteilos) und Alfons Bauer jun. (FW) – vertreten wurden, zu wenig. Sie wären lieber mit einem Antrag zur Änderung des Flächennutzungsplans nach Hause gegangen. Das aber ging einigen Gemeinderäten dann doch zu schnell, zumal zunächst die Kostensituation geklärt werden müsse, und auch seitens der Gemeindeverwaltung wurden Bedenken angemeldet – etwa bezüglich der Bezuschussung von Vereinen seitens der Gemeinde.
“Keine Hauruckaktion”
„Wenn wir jetzt einen entsprechenden Antrag beschließen, dann ist das ein klares Zeichen, dass wir sowohl die Kegelbahn aufstellen wollen als auch, dass der Stadl realisiert wird und ich möchte das dann auch gerne einhalten, wenn ich ein entsprechendes Verfahren in die Wege leite und dafür Geld in die Hand nehme“, sagte Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). Er plädierte daher dafür, zunächst alle Umstände rechtlich zu prüfen und erst dann das Verfahren einzuleiten. „Das sollte jetzt erst alles anständig geklärt und keine Hauruckaktion werden, die uns anschließend die Rechtsaufsicht um die Ohren haut“, sagte Kämmerer Sebastian Stüwe.
Beschlossen wurde nix
Hannes Bußjäger, FW-Gemeinderat aus dem Gemeindeteil Grasbrunn, sah dies anders. Leidenschaftlich unterstützte er das Harthauser Vorhaben. Eine Änderung des Flächennutzungsplans dauere – sehr optimistisch gerechnet – sechs Monate, sagte er. Dann ist August, also Urlaubszeit. Danach ist Winter und für bauliche Maßnahmen nicht geeignet. Daher dränge die Zeit. „Insofern bin ich dafür, dass wir jetzt die baurechtlichen Voraussetzungen schaffen“, so Bußjäger. Und weiter: „Der Sportpark in Grasbrunn hat uns sechs Millionen Euro gekostet und wird von einem oder zwei Vereinen genutzt, hier reden wir von 485.000 Euro und acht Vereinen. Ich bin auch durchaus dafür, dass die Kosten die Gemeinde trägt.“ Dafür erntete er großen Beifall im Sitzungssaal. „Für den Applaus hat sich die Wortmeldung ja schon mal gelohnt“, sagte Korneder süffisant und verwies darauf, dass Bußjäger im Jahre 2014 angemerkt habe, dass: „wenn der Antrag für einen Feststadl in Harthausen Erfolg hat, die FW im Gemeinderat einen entsprechenden Antrag für den Gemeindeteil Grasbrunn stellen wird.“ Darin sah Bußjäger anders als Korneder jedoch keinen Widerspruch. Ganz im Gegenteil.
Beschlossen wurde letztlich nichts. Es blieb bei der Kenntnisnahme der Präsentation der Harthauser Vereine. Die Verwaltung prüft nun die rechtlichen Rahmenbedingungen und wird das Thema in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen wieder zum Tagesordnungspunkt machen.