Eigentlich schon im März 2020 mit dem Siegel “Fair-Trade-Gemeinde” und “Fair-Trade-Schule” ausgezeichnet, konnten nun nach der Corona-Pause die Gemeinde Haar und das Ernst-Mach-Gymnasium (EMG) die beiden offiziellen Urkunden bei einer Feier entgegennehmen. Um das Label zu erhalten, mussten Gemeinde und Schule vorgegebene Kriterien erfüllen, darunter die Verwendung von Fairtrade-Produkten in ihrer Einrichtung, ein Mindestangebot von fair gehandelten Produkten im örtlichen Handel und in der Gastronomie, Bildungsaktivitäten zum fairen Handel oder regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit über alle Aktivitäten. “Nach Erfüllung dieser Vorgaben, können wir der Schule und der Gemeinde die beiden Titel überreichen, da sie durch ihr Engagement ein Zeichen für fairen Handel setzen”, so Fair-Trade-Ehrenbotschafter Manfred Holz. “Sie setzen sich für eine gerechte Welt ein und leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Produzentengruppen in Afrika, Asien und Lateinamerika.”
Sowohl Bürgermeister Andreas Bukowski, als auch Gabriele Langner, Schulleiterin des EMG sehen in der Auszeichnung aber keinen Grund, sich auf dem Erfolg auszuruhen. Dazu Andreas Bukowski: “Mit Siegeln, Zertifikaten und Auszeichnungen wird oft nur Marketing betrieben. Sie vermitteln den Leuten ein gutes Gewissen und es stellt sich bei ihnen eine gewisse Gemütlichkeit ein.” Dem will man in der Gemeinde Haar entgegenwirken. “Wir wollen weiter daran arbeiten, ein gemeinschaftliches Bewusstsein zu entwickeln, so dass sich jeder vor einem Einkauf drei Fragen stellt: Wo kommt mein Produkt her? Was Steckt darin? Und: unter welchen Bedingungen wurde es hergestellt?” Bukowski wünscht sich, dass diese Fragen nicht nur beim Kauf von gängigen Produkten wie Schokolade oder Kaffee gestellt werden, sondern auch bei der Anschaffung von Elektrogeräten oder Kleidung.
Auch das EMG, das bereits seit Jahren die Titel “Umweltschule” und “Nachhaltigkeitsschule” trägt, freut sich zwar riesig über die weitere Auszeichnung, will ihr Profil aber auch in Zukunft auf diesem Gebiet weiterentwickeln. “Die Worte Fair Trade sind an unserer Schule nicht nur leere Hüllen”, so Gabriele Langner. “Der Gedanke ist fest in unseren Lehrplänen und im Schulalltag verankert. Eine Schule im 21. Jahrhundert lebt und arbeitet nicht in einem Elfenbeinturm, sondern hat die Aufgabe und Chance, junge Menschen auf die Herausforderungen unserer Zeit vorzubereiten und mit ihnen gemeinsam Antworten und Lösungswege zu finden.”
Manfred Holz unterstrich ebenfalls abschließend, dass es den Titel nicht für “lau geschenkt” gibt und dieser als Anfang und Auftrag zu sehen sei. Auch wenn Umfragen zu Folge, das Siegel 90% der Deutschen kennen und sogar 92% für vertrauenswürdig halten, will er es nicht als Beruhigungsmittel für das eigene Gewissen verstanden sehen. Vor fast 30 Jahren gegründet, hat der Fair-Trade-Verein den Titel “Fair-Trade-Gemeinde” derzeit an 771 Gemeinden deutschlandweit, bzw. 218 Gemeinden in Bayern verliehen, wo er jeweils für zwei Jahre gültig bleibt. Danach wird die Einhaltung der Kriterien erneut geprüft. Für die Fair-Trade-Steuerungsgruppe, bestehend aus Michael von Ferrari, Primavera Centonza und Eckard Maurus, die in der Gemeinde für die Bewerbung um das Siegel zuständig ist, wird die Arbeit also weitergehen.