Französisch statt Freizeitspaß und Latein statt langem Ausschlafen hieß es bereits diese Woche für knapp 250 Schülerinnen und Schüler am Humboldt Gymnasium Vaterstetten (HGV). Schon diesen Montag, eine Woche vor dem offiziellen Start des neuen Schuljahrs am 14. September, wurde versucht, mit einem Sommerschulprogramm Lernlücken zu stopfen, die durch das Corona-Jahr entstanden sind. Die Umsetzung diesesfreiwilligen Zusatzangebots, dasKultusminister Michael Piazolo auf den Weg gebracht hatte, hat manche Schule vor enorme Herausforderungen gestellt. Auch Heike Renz, Oberstudienrätin am HGV und mit der Organisation des Programms beauftragt, weiß davon zu berichten: “Es war ein sehr großer Aufwand, vor allem die Personalgewinnung, Verträge mussten gemacht werden, die Frage der Versicherung geklärt, Führungszeugnisse eingeholt werden, die einzelnen Fächer der Kinder kombiniert werden und, und, und. Das war wirklich ein Riesen-Akt.”
Dennoch ist es dem HGV gelungen, Lernmodule in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch, Latein, Mathematik, Physik und Chemie für die Jahrgangsstufen 5 bis 11 anzubieten. Gebucht werden konnten pro Fach jeweils 1,5 Stunden an zwei Tagen, über 480 Lernmodule wurden insgesamt von Schülern belegt. “Wir konnten Studenten dafür gewinnen, bei uns zu unterrichten, auch zehn ältere Schüler haben geholfen, was ich persönlich sehr toll finde; außerdem hat eine Mama ausgeholfen und natürlich auch Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule waren im Einsatz”, erklärt Renz die Zusammensetzung des Personals für den Sommerunterricht. Alexandra Duffhaus, Studiendirektorin und Lehrerin am HGV, hat selbst im Rahmen des Programms unterrichtet: “Ein Fünftklässler, der die Tage auch mitgemacht hat, meinte heute zu mir: “War ja gar nicht so schlimm!” – er war am Ende sogar begeistert, auch wenn es natürlich nicht so schön ist, in den Ferien in die Schule zu gehen. Und einige Lehrer haben sich erfreut gezeigt, dass sich Teilnehmer an den Kursen im Anschluss an die Stunde auch bedankt haben.” Trotzdem ist sowohl Lehrern als auch Schülern klar, dass die Sommerschule kein Allheilmittel sein kann. “Wer in den Fremdsprachen im ganzen letzten Jahr keine Vokabeln gelernt hat, dem konnten wir mit unserem Programm jetzt natürlich leider nicht helfen”, muss Duffhaus enttäuschen.
“Aber wir haben durch unsere Lernstandserhebungen am Ende des vergangenen Schuljahres durchaus herausgefunden, welche Themen die wichtigsten sind, wo die größten Schwierigkeiten waren und was nächstes Jahr auf alle Fälle gekonnt werden muss. Daher wussten die Leiter der Kurse jetzt, was sie mit den Teilnehmern machen mussten.” Gezeigt hat sich nach Auskunft von Renz und Duffhaus, dass viele Schülerinnen und Schüler in der Corona-Zeit das Schuljahr genauso gemeistert haben, wie es auch bei einem normalen Schuljahr der Fall gewesen wäre. “Manche haben teilweise sogar viel, viel mehr gelernt”, vermutet Duffhaus. “Aber die Schere war auch relativ groß. Es gab leider auch ganz viele Schüler, die vieles nicht gekonnt haben.” Lernstandserhebungen soll es daher auch zu Beginn des neuen Schuljahres wieder geben, um einen weiteren Überblick darüber zu bekommen, wo Lernlücken bestehen und auch, welche Defizite durch das Sommerprogramm bereits verbessert werden konnten. “Ich glaube schon, dass noch viel zu tun ist”, ergänzt Heike Renz im Ausblick auf die bevorstehende Zeit. “Es wird bestimmt nicht für alle Schüler gleich gut laufen, aber das ist in jedem Jahr so. Wichtig wird sein, dass die Schüler wieder lernen zu Lernen.” Nur so kann Verstandenes auch wirklich gefestigt werden, ist die Lehrkraft überzeugt.
Das vom Kultusministerium eingeführte Programm “Gemeinsam Brücken bauen”, im Rahmen dessen die Sommerschule statt fand, wird auch im kommenden Schuljahr weiter laufen. So werden neben der Durchführung von Projekten, die das soziale Miteinander an der Schule fördern sollen, auch, wie bereits im vergangenen Schuljahr, Brückenkurse für Schüler angeboten, die in manchen Fächern Probleme haben.