Als einzige Teilnehmerin vom TSV Vaterstetten startete Christine Schmidt im nordhessischen Baunatal über 400 m und 200 m in der Altersklasse W55 bei der Deutschen Seniorenmeisterschaft. Und das ziemlich erfolgreich. Über die 400 m kam sie in beachtlichen 1:14,60 Min. ins Ziel, was am Ende Platz 8 in einem starken Teilnehmerfeld bedeutete. Dabei war das erst ihr dritter Start über die Langsprint-Distanz überhaupt. Nur zwei Stunden später konnte sie auch über 200 m mit 33,34 Sek. und Platz 6 überzeugen. Über die Stadionrunde bedeutete dies eine Steigerung ihrer persönlichen Bestzeit über 400 m um nahezu sechs Sekunden innerhalb von nur zwei Monaten – Dank des Trainings und Coachings von Gerhard Zorn, dem Weltmeister in der M65 auf dieser Strecke, der in diesem Jahr verletzungsbedingt auf einen Start in Baunatal verzichten musste.
„Ohne die Unterstützung und die Trainingsempfehlungen von Gerhard wäre diese Leistung in so kurzer Zeit auf keinen Fall drin gewesen,“ ist sich Christine sicher. „Das harte, intensive Training der letzten Wochen hat sich in jeder Hinsicht voll gelohnt. Dadurch hatte ich das nötige Selbstvertrauen und Leistungsvermögen, um die Strecke schnell genug anzulaufen und das Tempo zu halten.“ Aufgrund der geschlossenen Sportstätten war bis Juni für die Seniorenleichtathleten des TSV Vaterstetten nur individuelles Lauftraining auf Feld- und Waldwegen möglich. Ein Training von technischen Disziplinen wie Weitsprung war lange Zeit gar nicht möglich. Andererseits ergab sich dadurch aber auch die Möglichkeit, Neues auszuprobieren. So reifte bei Christine der Plan, auch einmal die 400-m-Strecke zu versuchen, die von den meisten Leichtathleten eher gefürchtet wird, denn der Langsprint erfordert Schnelligkeit, Laktattoleranz sowie eine gute Renneinteilung und ist damit auch mental eine Herausforderung. Bei der Bayerischen Seniorenmeisterschaft Mitte Juli in Herzogenaurach entschloss sie sich, zum ersten Mal einen Start über die 400-m-Strecke zu wagen. Mit einer Zeit von 1:20,55 Min. qualifizierte sie sich auf Anhieb für die Deutschen Seniorenmeisterschaft, ebenso wie über die 200 m mit 33,92 Sek. Die eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten im Frühjahr spiegelten sich auch in Baunatal in den Teilnehmerfeldern wider: Während bei den technischen Disziplinen die Teilnehmerzahlen relativ gering waren, waren die Laufdisziplinen sehr stark besetzt. Auch wenn aufgrund des konsequent umgesetzten Hygienekonzepts keine Zuschauer zugelassen waren, sorgten eine hervorragende Organisation, reibungslose Abläufe und die gute Stimmung im Stadion für viele strahlende Gesichter. Die Athleten genossen es sichtlich, ihren Sport wieder auf einer großen Veranstaltung zeigen zu können.