Natürlich können Sie sich Picassos Blue Nude in einem billigen Klickrahmen aus dem Baumarkt an die Wand hängen. Und Verdis Oper Nabucco klingt auch dann noch wohltuend, wenn Ismaele in einer zerrissenen Jeans über die Bühne tänzelt. Genauso wie mit weißem Pfeffer gewürzter Skrei auf Rucola-Butter sogar auf Partytellern mundet. Bleibt die Frage nach Stil und Lebensqualität. Eine so spektakuläre wie puristische Antwort kommt aus Baldham. Genauer gesagt von Moritz Frohnhöfer.
Frühlingstraße 2e. Seit 1997 das Zuhause der Frohnhöfers. In einem rund 30 Quadratmeter großen Gartenhaus dreht der 27-jährige Keramikkünstler neben seiner Mutter, ihres Zeichens Gold- und Silberschmiedin, in kreativer Perfektion an seiner Scheibe. Hier entstehen Teller, Tassen, Schalen. Aber auch Vasen, Karaffen und vieles mehr. Moritz Frohnhöfer gestaltet Sinnvolles sinnlich. Poetischen Purismus, könnte man seinen Stil nennen, der mit einer klaren Formensprache einen traditionellen Werkstoff immer wieder neu inszeniert. Selbstverständlich in Handarbeit.
„Ich mag den Kontrast zwischen transparenter Glasur und dem rauen Ton, am liebsten in seinen natürlichen Farbnuancen von Beige über Grau bis Dunkel“, sagt er uns. Meistens sind es Auftragsarbeiten, die seine Kreativschmiede verlassen. Wer sein Schaffen einmal bewundern durfte, verwundert nicht, dass neben vielen Privatper- sonen auch immer mehr Restaurants ihre kulinarischen Kunstwerke gerne mit Schalen, Gourmettellern oder Karaffen des Baldhamers rahmen. Jüngst erst haben vietnamesische Szene-Gastronomen aus dem Münchner Glockenbachviertel Moritz Frohnhöfer beauftragt. Dabei sind es meistens Mundpropaganda oder Social Media-Kanäle, die ihm den Weg ebnen. Man trifft ihn aber auch auf dem Vaterstettener Töpfermarkt oder eben – nach vorheriger Anmeldung – gerne in seinem Baldhamer Atelier.
Inspiriert habe ihn einst, wenn auch unterbewusst, sein 2012 verstorbener Großvater, der namhafte Bildhauer Max Faller. Ein Meister der sakralen Kunst, der sich fast ausschließlich religiösen Themen widmete. Neben Brunnen, Säulen und Türflügeln gestaltete er Kirchenräume, Kapellen und Altäre. Zu seinen Werken zählen unter anderem der Franziskusbrunnen bei St. Klara (München), die Bronzenen Türflügel für das nördliche Westportal im Kaiserdom zu Speyer oder die Ausstattung der Klosterkapelle in Altomünster.
Skulpturen gehört dann auch die zweite Leidenschaft von Moritz Frohnhöfer, der nach dem Abitur zunächst Praktika bei einem Steinmetz in Liechtenstein und einer Keramikerin am Tegernsee gemacht hat. Es folgte die Ausbildung zum Keramikgesellen und Stationen in Florenz und La Borne. Ganz „nebenbei“ ist Frohnhöfer im Stipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, sowie im Stipendienprogramm des Freistaats Bayern: „Junge Kunst und neue Wege“.
Als wir uns in der kleinen Werkstatt an der Frühlingsstraße 2e staunend umsehen, fällt plötzlich das Wort „Spülmaschine“. Einfach so. Aus heiterem Himmel. Niemals hätten wir gegenüber einem Künstler das Gespräch auf die Alltagstauglichkeit gelenkt. Doch Moritz Frohnhöfer denkt auch praktisch. Selbstverständlich sei auch das nicht glasierte Porzellan spülmaschinenfest. Wenn es noch ein Argument gebraucht hätte, dann wäre es sicher „Spülmaschinen tauglich“ gewesen.
Nach einer aufschlussreichen Zeit heißt es nun aber wieder Abschied nehmen. Von einem Kreativkopf, der uns Handwerkskunst mit allen Sinnen erleben lässt. Nicht zuletzt der beachtliche Teil an Ausschussware und die aufwändige und zeitintensive Gestaltung, insbesondere bei Skulpturen aus Materialien wie Bronze, erklären dann auch, warum ein besonderer Geschmack etwas kostspieliger ist als maschinell gefertigte Massenware. Handarbeit ist im konkreten Fall eben sinnlicher Luxus.
Kontakt: www.moritzfrohnhoefer.work, Telefon 0176 / 384 88 407