Ein Vollblut-Mentor

von edithreithmann

Der Baldhamer Heinz Gerrits erhielt am 13.4. das Bundesverdienstkreuz am Bande aus den Händen von Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle überreicht. B304 berichtete darüber. Warum hat er es erhalten? Welches Projekt leitet er heute? Wir haben uns mit ihm und einem seiner Schützlinge unterhalten.

Fest steht, wer das Bundesverdienstkreuz erhält, muss Außergewöhnliches für die Bundesrepublik Deutschland geleistet haben, und das nicht nur in einem Projekt, sondern über Jahre hinweg. Der Baldhamer Harald Kräuter, ein Mentor-Kollege, schlug vor dreieinhalb Jahren den jetzt Geehrten in Berlin vor. Alle Ansprechpartner und Adressen müssen genannt werden und dann heißt es abwarten. Am 23.12.2015 erreichte ein Brief des Kultusministeriums Familie Gerrits und es war die Zusage zur Verleihung. Bis April war unklar, ob Horst Seehofer persönlich die Ehrung vornimmt. Der Bayerische Kultusminister übernahm schließlich.

Engagement bis heute in der Evangelischen Petrigemeinde

Bereits nach dem Zuzug in die Gemeinde Baldham 1990 engagierte sich Heinz Gerrits nachhaltig in der Petrikirche Baldham (zuvor ansässig in Neukeferloh). Seine Ideen und Projekte tragen heute weiterhin Früchte und im Chor singt er nachwievor mit. Parallel entwickelte er eine Rumänienhilfe und besuchte mindesten zwölf Mal das Land. „Eine völkerverbindende Angelegenheit, die mir viel gegeben hat“, bestätigt er.

Im Ausland für SES

Nach einem erfüllten Berufsleben ging Heinz Gerrits 2004 in den Ruhestand. Der aktive 63-Jährige wollte aber nicht zuhause bleiben und meldete sich spontan bei SES (Senior Expert Service). Diese Organisation, übrigens eine Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit, vermittelt ehrenamtliche Fachleute ins Ausland. Mit seiner Berufserfahrung war er prädestiniert für die Unterstützung Milchwirtschaftlicher Betriebe im Ausland. So zog es ihn in die Mongolei, nach China, wieder nach Rumänien, Weißrussland, Moldawien, Indonesien, Aserbeidschan. In seiner Laudatio fragte Ludwig Spaenle deshalb: „Wann waren Sie eigentlich zuhause?“ Und das stimmt, zuhause in Baldham war er in dieser Zeit wenig. Deshalb widmet er auch „zwei Zacken des Bundesverdienstkreuzes“ seiner Frau, die ihn bei einigen Reisen begleitete und immer unterstützte.

Maximilian Ziegler beginnt dank seines Mentors Heinz Gerrits am 01.09. seine Ausbildung als Mechatroniker (Foto: B304.de)
Maximilian Ziegler beginnt dank seines Mentors Heinz Gerrits am 1.9. seine Ausbildung als Mechatroniker (Foto: B304.de)

Heute ist er Leiter des Mentoring-Programms im OHA! Vaterstetten

Als die Auslandsaufgabe endete, suchte der umtriebige Rentner eine neue Herausforderung. Im OHA! Vaterstetten, dem Mehrgenerationenhaus, stößt er auf das Paten- und Mentoring-Programm des Landkreis Ebersberg. In Vaterstetten werden Jugendliche aus der Mittelschule und der Seerosenschule Poing unterstützt, die kurz vor dem Schulende stehen und auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind. Die Schulen bieten dazu in den letzten zwei Klassen vor Schulabschluss Unterrichtseinheiten und Hilfe. Dennoch sind Bewerbungsschreiben, Vorstellungsgespräche, Auditing allein zu meistern. Und da hilft auf Wunsch des Jugendlichen der Mentor aktiv mit. So im Fall von Maximilian Ziegler aus Gronsdorf, der auf Empfehlung zu seinem Betreuer gelangte. „Nach meinem Praktikum, vermittelt durch meinen Mentor, wusste ich, dass ich kein Büromensch bin“, erklärt Maxi und ergänzt das „bei meiner erfolgreichen Bewerbung bei der Firma Opel Häusler war ich froh, durch meinen Begleiter Heinz Gerrits abgesichert zu sein und dass er nochmal über mein Schreiben drüber geschaut hat“.

Die Firma Opel Häusler in Feldkirchen hat gute Erfahrungen mit der Mentoren-Methode gemacht. Bereits ein Schüler ist erfolgreich zum Mechatroniker, begleitet durch den Beistand Heinz Gerrits, ausgebildet worden. Die Begleitung endet auch nicht mit der Zusage der Ausbildungsstelle, sondern die Unterstützung geht weiter: Der Pate coacht den Jugendlichen während der gesamten Lehrzeit und sorgt um Nachhilfe oder Beistand, wenn notwendig.

„Eine sehr erfüllende Aufgabe, die Freude bereitet, wenn man eine Schülerin/einen Schüler positiv beeinflussen kann, ohne sie/ihn mit Gewalt zu etwas zu zwingen. Wir bauen auf persönliche Stärken und haben das Handwerk im Fokus“, konkretisiert Gerrits. Ziel ist das Finden einer Ausbildungsstelle. Bisher wurden fast 50 Schülerinnen und Schüler mit dieser Betreuung in den Beruf gebracht. Manche waren nicht ganz einfache Fälle.

Mentoren gesucht

Drei Mentorenprojekte gibt es augenblicklich im Landkreis Ebersberg: Bei der AWO Markt Schwaben, beim Katholischen Kreisbildungswerk Ebersberg und beim ehrenamtlich geführten AWO im OHA! Vaterstetten. Weitere Paten für Jugendliche werden gesucht. Der Aufwand ist circa zwei Stunden wöchentlich.

Übrigens hat fast jeder zweite Bayer ein Ehrenamt. Das bestätigt Sozialstaatssekretär Johannes Hintersberger (CSU) mit Bezug auf dem vor kurzem veröffentlichten Freiwilligensurvey 2014. 47 Prozent sind inzwischen ehrenamtlich aktiv (im Vergleich dazu 2009 waren es noch 36 Prozent innerhalb Bayerns). Die Zahlen sind noch vor dem Flüchtlingsstrom im Sommer 2015 erhoben worden.

Wer sich für das Mentorenprojekt in Vaterstetten interessiert, meldet sich bei Heinz Gerrits unter Telefon 08106-302728 oder E-Mail: c.h.gerrits@t-online.de