Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate wird die Turnhalle des Humboldt-Gymnasiums in Vaterstetten für sechs bis acht Wochen zur Erstaufnahmeeinrichtung. Bereits an diesem Donnerstag (16.10.) werden 200 Flüchtlinge dort eine vorübergehende Bleibe finden. Bereits heute Abend beginnt der Umbau. Erst Ende vergangenen Schuljahres war die Turnhalle vorübergehend genutzt worden. Die Schulleitung bemüht sich derzeit um Ausweichturnhallen für den Schulsport.
“Wir sind von dieser Situation natürlich nicht erfreut, müssen diese aber in der rechtlichen und moralischen Gesamtverantwortung mittragen. Die durchweg positiven Erfahrungen bei der Unterbringung von Asylbewerbern im Mai/Juni diesen Jahres stimmen mich aber sehr zuversichtlich, dass wir auch diese Herausforderung meistern werden, bitte aber schon jetzt um Ihr Verständnis für etwaige Beeinträchtigungen des laufenden Schulbetriebs”, heißt es in einem Schreiben von Schulleiter Rüdiger Modell an die Eltern der Humboldt-Schüler. Erst gestern Nachmittag war das Ebersberger Landratsamt von der Regierung von Oberbayern darüber informiert worden, dass der Notfallplan ab sofort aktiviert wird. “Es war absehbar, denn der Landkreis Ebersberg war schon länger nicht mehr dran”, erklärte Landrat Robert Niedergesäß heute Vormittag gegenüber der Presse.
Noch heute Abend soll mit den Umbauten der Turnhalle begonnen werden. Die Turnhalle steht damit ab sofort für den Schulsport nicht mehr zur Verfügung. “Wir werden versuchen Alternativangebote für den Sportunterricht zu machen und bitten darum, dass die Kinder zu den Sportstunden wetterfeste Sportsachen mitbringen. Bei schönem Wetter werden wir den Sportunterricht draußen stattfinden lassen. Der übrige Schulbetrieb sollte nicht beeinträchtigt sein”, heißt es in dem Elternbrief von Oberstudiendirektor Rüdiger Modell weiter. Auch die Vereine und der Helferkreis sind bereits vom Landratsamt informiert worden.
Insgesamt 200 Flüchtlinge werden in der Turnhalle des Humboldt-Gymnasiums bereits an diesem Donnerstag in vier Bussen a 50 Personen eintreffen. “Wer genau kommt, wissen wir auch erst, wenn die Busse vor Ort sind”, sagte Stefanie Geisler, Leiterin der für die Unterbringung von Asylbewerbern zuständigen Abteilung „Soziales und Bildung” in Landratsamt. Da es sich bei der Unterkunft um eine Außenstelle der Bayernkaserne handelt, werden diese Flüchtlinge nicht auf das Kontingent des Landkreises angerechnet. Aktuell leben 103 Asylbewerber in der Gemeinde Vaterstetten, 60 von ihnen in den Containern nahe der Freiwilligen Feuerwehr Vaterstetten. Weitere 100 sollen künftig im Föhrenweg untergebracht werden. Wann genau sei noch ungewiss. “Das Thema ist immer noch im Sozialministerium anhängig”, so Geisler. Zwei weitere Standorte in der Gemeinde sind im Gespräch und werden derzeit geprüft. Nähere Angaben dazu wollte Niedergesäß nicht machen, da er nicht der Gemeindeverwaltung vorgreifen wolle.