Frisches Grünfutter, ausreichend Platz und ein nahezu grenzenloses Leben im Freien – darauf setzen die Schmids aus Hergolding. Seit Ende Oktober genießen ihre 300 Hühner auf der großen Wiese beim Vaterstettener Rathaus ein wahres Luxusleben. Doch immer häufiger sorgt es für Frust bei den Schmids – sie müssen sich über geklaute Ware, beinahe aufgebrochene Kassen oder Müll ärgern.
„Wir wollen der Bevölkerung die Landwirtschaft näher bringen und wos scheenas gibt’s für die Hühner ned“, sagt uns Gerhard Schmid auf Nachfrage. Das Plus an Lebensqualität sieht man dem Ei-Dotter mit seiner ungewöhnlich satten Farbe an, macht aber auch eine Menge Arbeit. So müssen die Brüder Andreas und Gerhard, unterstützt von Vater Wolfgang, mindestens drei Mal am Tag vor Ort nach dem Rechten sehen, den mobilen Stall regelmäßig verrücken (wenn die Wiese bis auf die Grasnarbe abgepickt ist) und gelegentlich abends einzelne Hühner auf die Stange setzen, die stur am Boden sitzen geblieben sind. Wenn sich die jungen Hühner nämlich nicht verkühlen und ihre Eier ins Nest legen sollen, müssen sie auf der Stange schlafen. Das lernen die Hennen aber erst.
Mobile Hühnerställe sind im Trend, gab es aber bislang im Gemeindegebiet Vaterstetten noch nicht. Daher wagten die Schmids, die ansonsten einen Hof in Hergolding betreiben, dieses Experiment und der Erfolg gibt ihnen Recht. „Das wird toll angenommen, insbesondere am Wochenende sind die täglich rund 300 gelegten Eier ausverkauft“, so Gerhard Schmid. Die Eier gibt es, neben anderen regionalen Produkten, direkt vor Ort in einem Selbstbedienungsladen.
Und solange es keine Beschwerden aus der Bevölkerung gibt, so die Vereinbarung mit der Gemeindeverwaltung, sollen die Hühner auf der großen Wiese mitten in Vaterstetten bleiben. Dass ihnen Raubvögel wie der Habicht oder Füchse gefährlich werden, ist an diesem exponierten Ort eher unwahrscheinlich. „Der Super-GAU wäre es, wenn ein Hund über den elektrischen Zaun springt und Jagd auf Hühner macht.“ Jagd auf die Eier machen seit kurzem allerdings Eierdiebe. Bis zu 18 Kartons pro Tag werden aus dem SB-Häuschen entwendet – ohne Bezahlung. „Wir waren deshalb schon an dem Punkt, dass wir das Gehege wieder abbauen und das Projekt beenden wollten“, sagen uns die Schmids, die jetzt im Wechsel Streife gehen. Schade eigentlich, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich nicht an die Spielregeln halten wollen und damit anderen Schaden zufügen.
Foto: Ilona Stelzl