Quelle: StMAS/Nötel

Große Ehre für den Meister menschlicher Zwischentöne

von b304

„Es hat mich total gefreut, dass die Inklusion in der Jugendarbeit, egal ob es um Menschen mit Beeinträchtigungen oder mit Migrationshintergrund, gesehen wird.“ Franz Meier-Dini, seit kurzem Träger des Bundesverdienstkreuzes, will die Auszeichnung jedoch nicht für sich allein beanspruchen. So betonte der ehemalige Leiter des Jugendkulturhauses Route 66 in Haar: „Sie ist stellvertretend für alle, die in dem Bereich tätig sind. Ganz besonders auch für Johannes Leitner und Doris Mayer aus dem Team des Route 66.“ Ohne sie, so Meier-Dini, wäre vieles nicht möglich gewesen: „Sie haben mir immer den Rücken freigehalten. Auf diese Weise konnte ich Kraft und die viele Zeit in die Projekte investieren und sie vorantreiben.“

Tim Kappler, ein befreundeter Musiker, reichte 2023 den Vorschlag für die Auszeichnung in der Staatskanzlei hinter Meier-Dinis Rücken ein: „Tim unterstützt uns in vielerlei Hinsicht schon seit Jahren, ich hatte keinen Schimmer, dass er derjenige war.“ Das Prüfprozedere sei streng und dauerte über Monate. Im Frühjahr dieses Jahres kam schließlich ein Anruf der Sekretärin des Staatsministeriums: „Sie erklärte, ich könne Freunde und Familie mitbringen und erwähnte auch Familie Kappler. Erst da wurde mir bewusst, dass Tim derjenige war.“

Die Auszeichnung erhielt der 66-Jährige unter anderem wegen seiner Rolle als Initiator verschiedener inklusiver Angebote und Projekte, darunter Tages- und Ferienfahrten oder der Gründung der inklusiven Band „Route Rockers“, heißt es in der Laudatio. Außerdem berate er seit langem Haar bei bühnentechnischen Fragen, Musikprogrammen und Events, und spielte eine wichtige Rolle bei der Organisation und Durchführung des „ZAMMA-Festivals.

Der Sozialpädagoge kam 1987 für den Kreisjugendring nach Haar, blieb und prägte das Route 66 nahezu vier Jahrzehnte. Damals hieß das Freizeitheim „Vocke“. Von Beginn an sollte es ein „Behinderten-Nichtbehinderten-Treff“ sein. Meier-Dini entwickelte das bestehende Konzept konsequent weiter. Vorurteile und Berührungsängste der Jugendlichen mit und ohne Handicaps untereinander verschwanden schnell, genauso schnell wuchs der Kultstatus der Einrichtung. Franz, wie er bei allen heißt, nutzte dabei als eingefleischter Musiker seine Liebe zu Musik. Von Beginn an spürte er: „Wenn du authentisch bist, in dem was du tust, nehmen dich gerade jungen Menschen an.“

9. Oktober: Franz Meier-Dini erhält von Ulrike Scharf, Bayerns Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, das Bundesverdienstkreuz am Bande. (Foto: StMAS/Nötel)

Die hohe Auszeichnung hätte eine gute Außenwirkung, äußerte sich Meier-Dini zuversichtlich: „Mein Handy läuft gerade heiß, auch aus Italien.“  Zur Verleihung kamen auch Ebersbergs stellvertretender Landrat Walter Brilmayer und der Bürgermeister aus seinem Wohnort Grafing, Christian Bauer, die ebenfalls ihr Interesse am Thema bekundeten, so Meier-Dini. Nur ein großer Wunsch blieb bisher offen: „Leider habe ich während meines beruflichen Wirkens nicht geschafft, dass wir das Wort „Inklusion“ nicht mehr benötigen. Das aber werde ich wohl nicht mehr erleben. Dabei sollte es selbstverständlich sein, Menschen, die etwas anders sind, zu sehen, zu akzeptieren und vor allem mitzunehmen.“

Übrigens: Die Aufregung vor dem großen Tag am neunten Oktober ließ Meier-Dini beinahe den „wirklich wichtigsten Tag“ seines Lebens vergessen: „Am selben Tag hatte ich den 42. Hochzeitstag und das hatte ich in der Aufregung komplett übersehen.“ Und das, obwohl die familieninterne WhatsApp-Gruppe seiner italienischen Ehefrau dauerpiepste. Selbst das euphorische „Gratulazione“ an beide brachte ihn nicht auf die richtige Fährte. „Ich habe sogar nachgefragt, wer aus der Familie Geburtstag habe.“ Schließlich dämmerte es ihm „glücklicherweise dann doch“: „Ich habe das in meine Dankesrede eingebaut, was zu viel Schmunzeln führte und Ulrike Scharf (Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales) hat noch Blumen organisieren lassen. Sie hat die ganze Veranstaltung wirklich toll gemacht.“

Stefanie Much