E-Scooter in Haar – Ordnung statt Ärger?

von Leon Öttl

Sie sind aus dem Straßenbild in Haar nicht mehr wegzudenken: Leih-E-Scooter. Doch immer wieder kommt es zu Konflikten, was vor allem an wild abgestellten Rollern liegt. In Haar möchte man dem Problem in zwei Stufen begegnen. Erste sichtbare Erfolge gibt es bereits.

„Es muss miteinander gehen, deshalb schaffen wir Abstellflächen“, so Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) im Rathaus-Blatt. Dort wurde das Problem aufgegriffen: Es brauche eine Lösung mit klaren Regeln, heißt es, „die die Scooter nicht abschafft“. Das ist ohnehin nicht möglich, denn bereits 2019 wurden Scooter mittels einer Verordnung gesetzlich in den deutschen Straßenverkehr integriert. Handlungsspielraum haben Kommunen dennoch: Etwa über Verordnungen, die Abstellflächen regeln.

Doch auch ohne solche Verordnungen zeigen sich in der Stadt Haar aktive Anbieter gesprächsbereit: So wurden die ehemaligen Flächen des MVG-Leihradsystems zu Abstellflächen für E-Scooter umfunktioniert. Das System wurde Ende September abgeschafft, da der Vertrag der Landeshauptstadt mit dem bisherigen Anbieter auslief. Ob und in welcher Form ein Nachfolgesystem kommt, ist weiterhin unklar, da es im Zuge der Neuausschreibung zu einer Klage durch einen unterliegenden Bieter kam. 

Die Anbieter Voi und Lime richteten Parkzonen auf den ehemaligen MVG-Flächen ein: Im 100-Meter-Radius ist lediglich dort ein Abstellen erlaubt. Die Roller-Konzentration soll für freie Gehwege sorgen – oftmals wurden die 1,5 Meter freizuhaltende Fläche für Fußgänger in der Vergangenheit nicht eingehalten. 

Die Karte der Stadt zeigt, wo Roller bereits nur noch auf den Flächen der ehemaligen MVG-Stationen abgestellt werden dürfen. Grafik: Stadt Haar

„Aus Sicht der Verwaltung geht es vor allem rund um den Haarer Bahnhof bereits wesentlich geordneter zu“, bestätigt uns die Stadtverwaltung auf Nachfrage. Untermauert wurde dies in der Bürgerversammlung von einer Grafik, die zeigt, dass sich die Abstellungen im Bahnhofsbereich auf die MVG-Stationen konzentrieren. Vereinzelt gibt es noch Probleme: „Aufgrund Ungenauigkeiten beim GPS-Empfang kommt es mitunter vor, dass E-Scooter und E-Bikes etwas außerhalb der Parkzonen abgestellt werden können. Hier wollen die E-Scooter-Anbieter ihre Systeme in nächster Zeit noch nachschärfen“, heißt es aus dem Rathaus. 

Die Teilnehmer der Bürgerversammlung wurden per Online-Voting gefragt: Zeigt sich bereits eine Besserung der Situation? Hier sind die Meinungen geteilt: rund die Hälfte sah keine Verbesserung, die andere Hälfte der Abstimmenden eine überwiegend leichte Verbesserung. 

Wie die Auswertung der Daten eines Anbieters zeigt, konzentrieren sich die Abstellungen gerade im Bahnhofsbereich um die MVG-Stationen. Das Sorgt für eine Verbesserung der Situation Grafik: Stadt Haar

Durch die positiven Erfahrungen mit den Parkflächen will die Verwaltung „spätestens im Frühjahr“ weitere Parkflächen ausweisen: „Ein flächendeckendes System von festen Abstellflächen wird auf jeden Fall geprüft, ebenso, ob das mittels Satzung oder Verordnung geregelt wird.“ Auch von der Beibehaltung des freien Abstellens, „zumindest in Gebieten, in denen das unproblematisch ist“, ist als Option die Rede. 

Auch Vorschläge für mögliche Standorte und zur Verbesserung der Situation können abgegeben werden: In der stadteigenen App unter „Mitmachen“ ist eine entsprechende Umfrage eingestellt. So sollen die Scooter zur „vernünftigen Mobilitätsalternative“ werden, ohne dabei zur Barriere zu werden.