Kugler: Grundstückspläne fallen erneut durch

von Markus Bistrick

Zu dicht bebaut, zu große Balkone und eine Architektur, die nicht ländlich genug ist – mit diesen Argumenten lehnte der Grasbrunner Gemeinderat in seiner gestrigen Sitzung (29. April) erneut die Pläne der Pöttinger Wohn- und Industriebau GmbH zur Nachnutzung des Kugler Grundstücks ab. Mit 11:8 Stimmen. Und das, obwohl die Bebauungspläne bereits mehrfach den – mitunter äußerst detailverliebten – Wünschen des Kommunalparlaments angepasst wurden und der Beschluss von daher eigentlich nur noch eine Formsache hätte sein müssen.

Aktualisierung vom 30. April 2014:

Es war der Tagesordnungspunkt 2 der gestrigen Gemeinderatssitzung, der es in sich hatte. Verabschiedet werden sollte die Zukunft des Grundstücks der alteingesessenen Firma Kugler nach deren Umzug nach Parsdorf. Dazu hatte der Gemeinderat bereits am 23. Juli 2013 dem Bebauungskonzept grundsätzlich, aber unter Maßgaben zugestimmt. Diese Bedingungen wurden von dem potentiellen Bauträger, der Firma Pöttinger, bzw. dessen beauftragten Architekturbüros Zeitler und Blaimberger umgesetzt und vorab mit der Bauverwaltung abgestimmt. Unter anderem hatte man sich von einer ursprünglich vorgesehenen L-förmigen Erschließungsstraße mit zwei Stichstraßen verabschiedet und sich stattdessen für eine Z-förmige Erschließungsstraße (im Plan unten gelb markiert und als Spiel- und Einbahnstraße vorgesehen) entschieden. Auch die Einzelgrundstücke wurden auf jeweils rund 300 Quadratmeter vergrößert und Doppelhäuser in der Planung teilweise um 90 Grad gedreht. Geholfen hat all das nichts. Mit 11:8 Stimmen ist auch dieser Plan bei den Gemeinderäten durchgefallen und muss zum Leidwesen aller Beteiligten erneut nachgebessert werden.

 

Die aktuelle Planung: An der Möschenfelder Straße entstehen zwei Gebäude mit jeweils 12 Wohnungen. Auf das Gebiet dahinter verteilen sich 8 Doppelhaushälften. Hauptstreitpunkt im Gemeinderat sind vor allem die Straßenführung, aber auch die beiden Doppelhäuser unten links, die für die Bewohner aus Platzgründen lediglich zu Fuß zu erreichen sein werden. (Plan: Pöttinger Immobiliengruppe)
Die aktuelle Planung: An der Möschenfelder Straße entstehen zwei Gebäude mit jeweils 12 Wohnungen. Auf das Gebiet dahinter verteilen sich 8 Doppelhaushälften. Hauptstreitpunkt im Gemeinderat sind vor allem die Straßenführung, aber auch die beiden Doppelhäuser unten links, die für die Bewohner aus Platzgründen lediglich zu Fuß zu erreichen sein werden. (Plan: Pöttinger Immobiliengruppe)

 

In der Diskussion waren bei den Gemeinderäten etwa die Tiefe der geplanten Balkone (2 Meter), der als wenig ländlich empfundene kurze Dachüberhang, die Lage des geplanten Spielplatzes in unmittelbarer Nähe zum Kreisverkehr, die grundsätzliche Straßenführung, die geplante Lärmschutzwand zur Firma Gumba-Last – vor allem aber die dichte Bebauung. “10,5 Meter Tiefe sind normal, aber etwa 8 Meter Hausbreite sind mir für eine Doppelhaushälfte auf diesen Grundstücken zu viel”, sagte etwa Johann Hiltmair von den Bürgern Für Grasbrunn und schloss sich damit unter anderem der scheidenden SPD Gemeinderätin Anja Jira an, die vom Thema Verdichtung so gar nicht mehr ablassen wollte. “Dieser Plan ist die Umsetzung der Wünsche des Gemeinderats”, erwiderte ein von den neuerlichen Diskussionen sichtlich genervter Klaus Korneder, Bürgermeister der Gemeinde Grasbrunn. “Wir haben diesen Plan bereits am 24. September 2013 schon einmal hier besprochen und damals gab es keine Wortmeldungen”, so Korneder weiter. “Ich habe meine Bedenken bereits damals geäußert und werde dies auch weiter tun”, konterte etwa Hannes Bußjäger von den Freien Wählern, der sich unter anderem an der geringen Zahl der Stellplätze, an der schlechten Erschließung der beiden Doppelhäuser hinter dem Gumba-Last Gebäude,  sowie am Straßenverlauf stört und folglich auch gegen die Pläne stimmte.

Man darf gespannt sein, wann das Thema wieder als Tagesordnungspunkt bei einer Gemeinderatssitzung auftaucht und vor allem wie dann entschieden wird. Denn mit der heutigen Sitzung endet die Ära des bisherigen Gemeinderats, künftig tagt dann das am 16. März gewählte Gremium.

 

Lesen Sie hier weiter unseren Artikel vom 29. April:

Am 23. Oktober 2014 produziert Kugler Feinkost letztmalig in Grasbrunn. Das ist fix. Doch in der heutigen Sitzung des Grasbrunner Gemeinderats steht die Zukunft des Grundstücks in Grasbrunn im Mittelpunkt. Geht es nach dem Willen der Pöttinger Immobiliengruppe, die bereits einen Vorvertrag mit den Kuglers unterschrieben hat, sollen dort Mehrfamilienhäuser und Doppelhäuser entstehen. Dafür muss heute das Kommunalparlament grünes Licht geben. Doch das ist nach B304.de Informationen alles andere als sicher.

 

Die neue Verwaltung der Kugler Feinkost GmbH in Parsdorf in der Planung (oben links) und der aktuelle Stand auf der Baustelle (28. April 2014). Im Erdgeschoss eröffnet am Montag, 27. Oktober, der neue Manufaktur-Verkauf. Links davon (neben dem Gebäude mit den vielen Fensterscheiben) befindet sich künftig die neue Feinkost Manufaktur. (Foto: B304.de)

 

Die Bauarbeiten in Parsdorf kommen schneller voran als geplant. Damit steht dem termingerechten Umzug der Kugler Feinkost Manufaktur nichts mehr im Wege. Fakt ist – wie B304.de exklusiv in Erfahrung gebracht hat – dass am Donnerstag, 23. Oktober, letztmalig an der Möschenfelder Straße 26 in Grasbrunn produziert wird, auch der Manufaktur-Verkauf öffnet an diesem Tag zum letzten Mal. In der Nacht zum 24. Oktober wird die komplette Produktionstechnik mit Schwertransportern nach Parsdorf geschafft. Die Verwaltung soll bereits ein paar Tage vorher ihren Standpunkt verlagern. Der Umzug ist minutiös und hochprofessionell durchgeplant. Dafür verantwortlich zeichnet das Unternehmen Schenker Logistics, die unter anderem auch den Umzug des Münchner Flughafens durchgeführt hatten.

Geplant ist auch eine Kita

Am 26. Oktober soll erstmalig in der neuen Manufaktur in Parsdorf produziert werden. Der Manufaktur-Verkauf soll ebenfalls bereits am 27. Oktober öffnen. Das ist fix. Doch alles andere als in trockenen Tüchern ist dagegen, was nach dem Wegzug auf dem Firmengelände in Grasbrunn passiert – zumindest seitens der alles entscheidenden Kommune. Denn die renommierte Pöttinger Immobiliengruppe, die im Jahr 2005 bereits 16 Reihenhäuser in der angrenzenden Bürgermeister-Georg-Hiltmair-Straße in Grasbrunn, sowie unter anderem auch das Beisheimer-Center am Potsdamer Platz in Berlin gebaut hat, weiß ziemlich genau was sie gerne auf dem freiwerdenden Grundstück errichten würde: 2 Mehrfamilienhäuser und 8 Doppelhäuser mit jeweils rund 300 Quadratmetern Grund. Geplant ist auch eine Kita, die die Gemeinde Grasbrunn auf dem Areal errichten möchte.

 

Der aktuelle Stand der Planung für die Nachnutzung des Kugler Areals in Grasbrunn. An der Möschenfelder Straße soll es zwei Mehrfamilienhäuser geben. Den Rest teilen sich acht Doppelhäuser. Umstritten ist im Gemeinderat vor allem der Straßenverlauf und die Erschließung der beiden Doppelhäuser unten links. (Plan: Pöttinger Immobiliengruppe)
Der aktuelle Stand der Planung für die Nachnutzung des Kugler Areals in Grasbrunn. An der Möschenfelder Straße soll es zwei Mehrfamilienhäuser geben. Den Rest teilen sich acht Doppelhäuser. Umstritten ist im Gemeinderat vor allem der Straßenverlauf (im Plan orange gekennzeichnet) und die Erschließung der beiden Doppelhäuser unten links (sichtbar im hier gezeigten Ausschnitt ist nur das obere beiden). Beide sind nicht mit dem Auto zu erreichen. Für die PKW steht ein großer Parkplatz bereit. Der angeschnittene graue Bereich unten ist der jetzige Sitz der Firma Gumba-Last. (Plan: Pöttinger Immobiliengruppe)

 

Entsprechende Pläne liegen den Gemeinderäten seit geraumer Zeit vor. In der heutigen, öffentlichen Sitzung (29. April) sollen diese nun endlich – nach rund einem Jahr – verabschiedet werden. Immerhin hatte der Gemeinderat bereits am 23. Juli 2013 unter Auflagen – die auch vom möglichen Bauherren umgesetzt wurden – dem Bebauungskonzept zugestimmt. Doch nach B304.de Recherchen dürfte es im Grasbrunner Kommunalparlament heute nicht nur heftige Diskussionen, sondern möglicherweise auch keine Mehrheit für das Projekt geben. Das wäre ein weiterer Schlag ins Gesicht der Familie Kugler, die der Gemeinde Grasbrunn seit 1970 eng verbunden ist. Doch insbesondere bei den “Freien Wählern” und den “Bürgern Für Grasbrunn” gibt es hinsichtlich der Erschließung große Vorbehalte. Unter anderem sei die geplante Straßenführung mitten durch das neue Wohngebiet so nicht optimal, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Man hätte sich im Sinne der Lebensqualität eine Zufahrt entlang der Firma “Gumba Last” gewünscht. Das Unternehmen für Elastomerprodukte (Gummi im Bauwesen) befindet sich aktuell zur Pacht auf einem Gemeindegrundstück und wird wohl (zumindest mittelfristig) ebenfalls in Wohngebiet umgewidmet.

Zur Schaffung von Arbeitsplätzen hatte der Grasbrunner Landwirt Georg Hiltmair, der im Februar 1946 dem ersten von der US-Militärregierung kommissarisch eingesetzten Nachkriegs-Bürgermeister Engelbert Hamberger folgte, dem ersten größeren Gewerbebetrieb, der Firma Gumba ein Grundstück südlich der Möschenfelder Straße überlassen.

Gemeinsamer Nenner: Gewerbegebiet soll Wohngebiet werden

Neben den “Freien Wählern” und den “Bürgern Für Grasbrunn” ist aber auch die CSU Fraktion von der aktuellen Planung nicht begeistert. Nach der internen und nicht-öffentlichen Fraktions-Sitzung am gestrigen Abend – auch die Freien Wähler haben zeitgleich noch einmal getagt – will man dem Projekt nach B304.de Informationen heute Abend im Gemeinderat nur zustimmen, wenn “unsere Bedenken mit der Straßenführung geklärt werden”. Grundsätzlich habe die CSU mit der Bebauung aber kein Problem, heißt es intern B304.de gegenüber. Damit könnte es heute für eine Mehrheit knapp nicht reichen. Denn CSU (6), FW (3) und BFG (3) stellen – noch bis Ende des Monats – zusammen insgesamt 12 der 20 Sitze im Grasbrunner Gemeinderat. Dabei wäre der heutige Aufstellungsbeschluss dringend erforderlich, um die Umwidmung von einem Gewerbe- in ein Wohngebiet formal zu vollziehen. Zumindest darüber, dass das jetzige Gewerbegebiet ein reines Wohngebiet werden soll, herrscht parteiübergreifend Einigkeit. Doch damit bräuchte es heute Abend eine Zustimmung zu den eingereichten Pläne. Geht das Vorhaben im Gemeinderat wider Erwarten durch, hätten die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde sechs Wochen Zeit ihre Einwände gegen die Pläne, die dann öffentlich ausliegen, zu formulieren.

Die Nachnutzung des Kugler Grundstücks ist der 2. Tagesordnungspunkt der heutigen Sitzung, die um 19.30 Uhr im Sitzungssaal im Rathaus Grasbrunn (Lerchenstraße 1, Neukeferloh) stattfindet und öffentlich ist. Es ist übrigens auch die letzte Gemeinderatssitzung in dieser Konstellation, denn ab dem 1. Mai beginnt die neue Legislaturperiode. Die konstituierende Gemeinderatssitzung findet voraussichtlich am 6. Mai um 19.30 Uhr statt.

Übrigens – vielleicht ein kleiner Trost für die Bürgerinnen und Bürger, die das unwürdige Hick Hack um unser Grasbrunner Traditionsunternehmen leid sind und den Verlust zu Recht bedauern: Unabhängig vom heutigen Gemeinderatsbeschluss bietet der “Hofladen beim Moar” ab dem 27. Oktober nicht nur eine Auswahl an Kugler Köstlichkeiten an, hier kann auch alles abgeholt werden, was zuvor bei Kugler Feinkost bestellt wurde.