Seit kurzem gibt es erste Einblicke in die „Konferenz der Vögel“, ein interkulturelles Chorprojekt, das von der Bürgerstiftung Haar unterstützt wird. Schon seit fast einem Jahr probt Eva Lücking, Musikerin,
Pädagogin, Komponistin und Chorleiterin, mit rund fünfzig Personen zwischen 15 und siebzig Jahren, um ein generationen- und kulturenübergreifendes Musiktheater auf die Bühne zu bringen.
Am 13. Juli ist eine Werkschau des ersten Teils der „Konferenz der Vögel“ im Kleinen Theater in Haar zu sehen, als Vorprogramm ein kleines Chorkonzert mit Popsongs und afrikanischen Stücken. Zu den Förderern des Projekts zählt mit 1.500 Euro auch die Bürgerstiftung Haar.
„Die Handlung ist fast ein Roadmovie“, sagt Eva Lücking. Weil die Welt aus den Fugen ist, beschließen die Vögel der Erde, sich auf die Reise zu machen, um den idealen König für ihr Volk zu finden. Dabei
durchschreiten sie sieben Täler und erleben zahlreiche Abenteuer, bis sie zu einer überraschenden Lösung finden… „Da geht es um Flucht, Vertreibung, Heimat, um Territorialstreitgkeiten und Machtmissbrauch – alles topaktuelle Themen.“
Tatsächlich entstammt die Grundidee des Stücks einer Gedichtesammlung namens „Vogelgespräche“ aus dem 12. Jahrhundert aus dem Nord-Iran, die zu den Meisterwerken der Sufi-Dichtung zählt. „Die Sufis waren als Mystiker sozusagen die Hippies unter den damaligen Muslimen. Sie setzten sich für die Zusammenarbeit der Religionen und Kulturen ein,“ weiß Eva Lücking.
Orient und Okzident kommen zusammen
Aus der Vorlage haben die Mitwirkenden ihre eigenen Texte und Songs entwickelt. Entstanden ist ein Crossover zwischen orientalischer und europäischer Musik. Instrumente wie Klavier, E-Bass und Violine sind im Einsatz, aber auch die Oud, als Saiteninstrument die „Urgroßmutter der Gitarre“, und eine afrikanische Conga, allesamt von ausgebildeten Musikerinnen und Musikern gespielt. Mit Abathar Kmash hat Lücking einen der bekanntesten professionellen Oud-Spieler gewinnen können. Arsene De Souza, Meistertrommler aus Benin, begleitet rhythmisch.
„Die Chorstücke beruhen zum Teil auf arabischen Tonleitern und Melodien, sind aber auch mit europäischen Harmonien und afrikanischen Rhythmen gesetzt“, erzählt Eva Lücking, die für die Chorsätze verantwortlich zeichnet und selbst Klavier spielt. Keine leichte Aufgabe für die rund fünfzig Sängerinnen und Sängern aus drei Chören. Da ist einmal der Jugendchor der Olympiakirche in München mit 15 Schülerinnen und zwei Chöre der vhs Haar.
Zwei Jahre Produktionszeit
Knapp zwei Jahre wird es dauern, bis die Produktion sitzt. Im Sommer 2025 soll Premiere sein. Eva Lücking weiß, wovon sie spricht. Die langjährige Musikpädagogin am Sophie-Scholl-Gymnasium in München und Dozentin an der Hochschule für Musik hat schon mehrere große Musiktheaterstücke realisiert, unter anderem 2012 „Lysistrate“ mit 200 Mitwirkenden und 2018 den „Sommernachtstraum“, mit 300 Beteiligten, beide im Prinzregententheater.
Mit der Herangehensweise „work in progress“ hat sie beste Erfahrungen gemacht. „Wir entwickeln das Stück gemeinsam. Ideen fließen im Laufe der Arbeit ein.“ Die Chormitglieder sind, wie im Musical, auch die DarstellerInnen. „Die Rollen erspielen sich die Akteure selbst und entdecken dabei ungeahnte Talente“, so die Projektleiterin. „Auch die Kostüme werden von uns selbst entworfen und genäht.“
Das digitale Bühnenbild erstellt und betreut die Firma „LC-Productions“, Michaila Kühnemann wird das gesamte Projekt filmisch dokumentieren.
Tickets für die Werkschau am 13.07. um 19 Uhr sind über die Webseite des Kleinen Theaters Haar unter https://chayns.space/77892-14166/code/Spielplan/index.html erhältlich.
Neben der Bürgerstiftung zählen auch der Kulturfonds Bayern sowie die Gemeinde Haar zu den Sponsoren.