Caterer streicht die Segel

von Leon Öttl

Schulessen ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Ein Essen, das nicht nur schmecken und satt machen muss, sondern auch für die nötige Power zu sorgen hat, die Schüler brauchen, um ihr Tagesprogramm gut zu überstehen. Seit über 17 Jahren beliefert der Caterer „Köstlich & Co“ aus Poing unter anderem die Karlheinz-Böhm Grund- und Mittelschule in Vaterstetten und einige Kindergärten. Doch damit ist bald Schluss: Die Geschäftsführer geben ihren Betrieb mit 30 Mitarbeitern schweren Herzens auf und die Gemeinde Vaterstetten muss bis Juni einen neuen Dienstleister finden.

Die Entwicklungen der letzten drei Jahren seien ein „Kampf gegen Windmühlen“, wie Geschäftsführer Florian Fischer gegenüber B304.de berichtet, und die Aussichten würden nicht besser. Zunächst habe Home-Office und Home-Schooling während der Corona- Pandemie der Betriebsgastronomie schwer zu schaffen gemacht. Jetzt ist es angesichts der Inflation deutlich schwieriger, wirtschaftlich zu arbeiten. Viele Einkaufspreise seien in den vergangenen Monaten um 20 bis 35 Prozent gestiegen, die für Speiseöl sogar um das Dreifache, dazu kämen Energie- und Produktionskosten.

Hauptgrund sei aber die überbordende Bürokratie. Der „Kontrollwahnsinn“ voller Dokumentationspflichten nehme Überhand. Hinzu kämen praxisferne Forderungen aus der Politik, etwa nach kostenfreiem Bio-Essen für alle Grundschulkinder in Bayern. Seine Tomaten beziehe die Firma von einem lokalen Anbieter „drei Kilometer entfernt“. Ob eine spanische Bio-Tomate besser abschneidet? Fischer hat daran berechtigte Zweifel.

Auch aus Respekt und aufgrund der Verantwortung für die Mitarbeiter habe man sich schweren Herzens dazu entschieden, den Betrieb wegen Perspektivlosigkeit nach 17 Jahren zu schließen – zu einem Zeitpunkt, zu dem es „uns wirtschaftlich noch gut geht“. Jährlich müssen 14 Wochen Schulferien bei der Jahresplanung von Schulcaterern einkalkuliert werden. Das Erwirtschaften der notwendigen Reserven „wird immer schwieriger“.

Für die Gemeinde Vaterstetten bedeutet die Betriebsaufgabe, dass sie ab Juni einen neuen Caterer braucht. Dafür ist jetzt eine europaweite Ausschreibung notwendig. Diese war bereits 2019 geplant, doch schon damals war nicht absehbar, ob sich überhaupt ein Caterer bewirbt. Und die Ausgangssituation hat sich 2023 nicht verbessert, ganz im Gegenteil. Wenn sich jemand an der Ausschreibung beteiligt, wohl kein familiengeführtes Unternehmen aus der Region mehr, sondern irgendein „Global Player“, vermutet Fischer. Gegenüber derer hätten kleinere Betriebe aus der Region einen erheblichen Nachteil: Den „Kontrollwahnsinn“ müssten sie alleine stemmen, während die Konzerne diesen zentral gesteuert bewältigen. Um wirtschaftlich zu arbeiten werde der Preis für ein Gericht künftig zwischen 6,50 bis 7 Euro liegen – zumindest, wenn die Qualität stimmen soll.

Wichtig ist den Fischers zum Abschied allerdings die Botschaft, dass die Zusammenarbeit mit den Kunden (u.a. Gemeinde Vaterstetten) sowie privaten und öffentlichen Trägern in all den Jahren stets ausgesprochen angenehm und positiv gewesen sei.