83 Bürgerinnen und Bürger nahmen die diesjährige Bürgerversammlung vergangene Woche wahr, um sich über die Projekte der Gemeinde Grasbrunn zu informieren. Die Gespräche drehten sich um die Themen Finanzen, Kinder und Investitionen.
Wie in nahezu allen Landkreisgemeinden ist auch in Grasbrunn der Siedlungsdruck deutlich zu spüren. Inzwischen leben hier 7.055 Einwohner und die Gemeinde wächst stetig. „Dabei gilt es auch die Infrastruktur mit dem richtigen Augenmaß anzupassen“, so Bürgermeister Klaus Korneder. Grasbrunn ist eine attraktive Gemeinde insbesondere für Familien, das belegt das Durchschnittsalter von 41,35 Jahren. Je mehr Kinder, desto höher ist der Bedarf an Betreuungsplätzen im Kitabereich.
„Dieser Herausforderung wollen wir uns gerne weiterhin stellen, wenn auch die Erziehersuche für drei große gemeindliche Einrichtungen von Jahr zu Jahr schwieriger wird.“ Im neuen Betreuungsjahr kann die Gemeinde Grasbrunn, zusammen mit fremden Trägern wie AWO, St. Christophorus und der Großtagespflege, 633 Betreuungsplätze anbieten. Nahezu alle Kinder
haben ihren Platz gefunden und die aktuelle Warteliste ist kurz.
Finanziell steht Grasbrunn durch die vorsichtige Haushaltsführung nach wie vor gut da. Die gemeindlichen Schulden aus der Vergangenheit konnten nahezu abgebaut werden. Gleichzeitig konnten Rücklagen für Investitionen gebildet werden. Der aktuelle Schuldenstand zum 30.09.2018 beträgt 1,3 Mio. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde Grasbrunn liegt bei 245 €, im Vergleich zum Landkreis München mit 519 € und dem Freistaat Bayern mit 784 €. In diesem Jahr liegt der Rücklagenstand voraussichtlich bei rund 13 Mio €, was die Möglichkeit für Investitionen bietet.
So soll es ab dem kommenden Jahr auf dem Neukeferloher Friedhof eine neue Bestattungsform geben. Friedhöfe sind der zentrale Ort für Trauer, Bestattung und Verabschiedung. Die Anforderungen unserer Gesellschaft an eine zeitgemäße Bestattungs- und Trauerkultur haben sich jedoch verändert. Damit der Friedhof auch in Zukunft seine Funktion dahingehend erfüllen und für die Hinterbliebenen den passenden Rahmen anbieten kann, sollen auf dem Gemeindefriedhof in Neukeferloh Urnenstelen errichtet werden. Auf der Achse zwischen dem alten und dem neuen Friedhofsteil plant die Gemeinde deshalb Urnenstelen in zwei Varianten: zwei Flächen mit Stelen-Reihen und eine Fläche mit freistehenden Stelen. Im nächsten Schritt werden mögliche Materialvarianten überlegt. Die aktuelle Kostenschätzung beträgt ca. 227.000 €.
Die Planungen für die größte Investition der Gemeinde gehen weiter: Der Bau einer 2,5-fach-Sporthalle mit zwei Gymnastikräumen neben dem Schulturnhallengebäude in Neukeferloh wird konkreter. Der Gemeinderat hat sich die Entscheidung in seiner letzten Sitzung nicht leicht gemacht, da sich die Kostenschätzung auf über 8,25 Mio € beläuft. Dennoch haben die Ratsmitglieder mit 15:5 das Architekturbüro Fuchs und Rudolph aus München mit dem nächsten Planungsschritt, der Entwurfs- und Eingabeplanung beauftragt. Sie wollen am derzeitigen Raumprogramm festhalten, da die Gemeinde wächst, sowohl der Schul- als auch der Breitensport weiter zunehmen werden und die Halle eine Investition in die Zukunft ist. Der geplante Standort birgt den Vorteil, dass alle sportlichen Veranstaltungen parallel zum Bau der neuen Halle ohne Unterbrechung fortgesetzt werden können, die alte Turnhalle nach Bezug der neuen Halle abgerissen werden kann und damit die Möglichkeit für eine zukünftige Schulerweiterung besteht. Im Zuge des Turnhallenbaus ebenso von Vorteil wäre die Umsetzung eines Gesamtenergiewärmekonzepts mit einer gemeinsamen Heizzentrale für die Gebäude Bürgerhaus, Grundschule, gemeindeeigenes Wohnhaus in der Birkenstraße und 2,5-fach Turnhalle. Dass bei den bereits bestehenden Gebäuden energietechnisch gesehen
Handlungsbedarf besteht, machte Andreas Scharli, Heizungsbauer und Energiemanager (IHK) dem Ratsgremium sehr deutlich. Neue Heizungspumpen sparen nicht nur 80 % Strom, sondern auch Kosten. Im nächsten Schritt wird geprüft, ob und wo Einsparungen im Bau und in der Ausstattung der neuen Turnhalle möglich sind und welcher Wärmeerzeuger sich am besten
eignet. Eventueller Baubeginn könnte Ende 2019 sein. Die Fertigstellung würde dann zum Schuljahresbeginn 2021/22 erfolgen. Noch aber ist dieses große Projekt nicht in trockenen Tüchern.
Die Bayerische Gewerbebau AG ist seit 1.09.2013 in Keferloh ansässig. Im September erfolgte der Spatenstich für die Erweiterung und den Bau einer eigenen Firmenzentrale. Das Bauvorhaben auf einem etwa 5.700 m² großen Grundstück im Gemeindeteil Keferloh soll innerhalb einer Bauzeit von einem Jahr im vierten Quartal 2019 fertig gestellt werden. Aufgeteilt auf zwei Gebäude entstehen 2.700 m² moderne Bürofläche, zwei Hausmeisterwohnungen mit insgesamt rund 180 m² Wohnfläche sowie eine Tiefgarage und Außenstellplätze. Heute ist das Unternehmen Teil der Doblinger Unternehmensgruppe, die sich mit insgesamt rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im deutschen Wohn- und Gewerbeimmobilienmarkt engagiert.
Ebenfalls in Keferloh überplant die Gemeinde derzeit eine 4,8 ha große Fläche am südöstlichen Rand Keferlohs, die sich für die Errichtung eines neuen Gewerbegebiets sehr gut eignet. Das Gebiet hat eine gute Lage an Bundesstraße und ÖPNV. Die dafür notwendige Flächennutzungsplanänderung wurde inzwischen vom Landratsamt genehmigt, die Verkehrsplanung ist abgeschlossen. Im nächsten Schritt muss das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen werden, damit das Plangebiet in 2019 erschlossen werden kann.
Die Papiertonne hat sich etabliert. Mitte Januar wurden die ersten Tonnen ausgeliefert. Mittlerweile sind es 740 Tonnen (120 l und 240 l), hinzu kommen 19 Container mit je 1.100 l). Die Abholung im gesamten Gemeindegebiet an einem Tag war aufgrund der Menge nicht mehr möglich, weswegen zusätzliche Leerungstermine für die Gemeindeteile Grasbrunn, Harthausen, Keferloh und Möschenfeld beschlossen wurden.
Ein Meilenstein konnte beim Thema Radwegebau gelegt werden. „Fast habe ich nicht mehr daran geglaubt“, so Korneder, „und nun wird es doch zumindest für einen Teilabschnitt wahr.“ Entlang der M25 von Grasbrunn bis zum Sportpark wird noch in diesem Jahr ein Radweg errichtet. Die Zuständigkeit liegt beim Landkreis, der sich den langjährigen Grunderwerbsschwierigkeiten annahm und selbst in die Verhandlungen mit den Eigentümern getreten ist. Die dafür notwendigen Tauschflächen hatte ihm die Gemeinde Grasbrunn zur Verfügung gestellt. Der Radweg wird auf die Initiative der Landkreis-Grünen mit Solarpaneelen belegt.
Im Anschluss an Korneders Bericht gab Erster Polizeihauptkommissar Karl-Heinz Schilling von der Polizeiinspektion 27 (POI) Auskunft zur Sicherheitslage in Grasbrunn. Die Kriminalitätsentwicklung und die Unfallrate in Grasbrunn sind weiterhin niedrig. Sein Fazit: Grasbrunn bleibt nach wie vor ungeschlagen die sicherste Gemeinde im Bereich der POI Haar.
Dennoch ist in der „dunklen Jahreszeit“ durch die früh einsetzende Dämmerung nach wie vor Vorsicht vor Wohnungseinbrechern geboten. Sehr erfreulich ist, dass kein einziger Schulunfall zu verzeichnen ist. „Dafür danke ich insbesondere unseren vielen ehrenamtlichen Schulweghelferinnen und -helfern“, so Korneder.
Natürlich hatten bei der Bürgerversammlung auch die Bürger das Wort:
Kämmerer Sebastian Stüwe beantwortete die Frage, wann die gelbe Tonne nach Grasbrunn kommt. Da es sich dabei um das Duale System handelt, welches bundesweit greift, wären alle Grasbrunner Bürger gezwungen mitzuziehen. Die Anschaffung der gelben Tonne würde zur Pflicht werden, was man den Besitzern von kleinen Grundstücken nicht zumuten wolle.
Eine Bürgerin wollte wissen, wann das Anschlussstück zum Radweg von Grasbrunn zum Sportpark in Richtung Neukeferloh gebaut wird? Hier stehen der Landkreis und die Gemeinde Grasbrunn noch in Verhandlung mit den Eigentümern.