Besuch bei Verkehrswelt des ADAC

von Catrin Guntersdorfer

Die Haarer Schulen waren kürzlich zu Besuch in der Verkehrswelt der ADAC Stiftung. Toter Winkel, Rauscheffekt & Ablenkung Ein Bier geht schon. Die WhatsApp kann ich nebenbei locker tippen. Gas geben ist cool –und bremsen kann ich im Notfall ja immer. Selbst wenn Autofahrer solche Sätze vielleicht nicht laut sagen, so sind sie trotzdem in erschreckend vielen Köpfen verankert. Die Verkehrswelt der ADAC Stiftung zeigt künftigen Fahranfängern sehr drastisch, dass all diese Aussagen Trugschlüsse sind.

(Foto: Gemeinde Haar)

Die Jungs und Mädchen hatten sichtlich Spaß auf den Motorroller-Attrappen, die am Wieselweg in einem der Zelte der Verkehrswelt aufgebaut waren. Doch sie waren auch hochkonzentriert, denn auf ihren VR-Brillen konnte jederzeit ein Hindernis auftauchen, auf das sie mit einer Bremsung reagieren mussten. Häufig war der Anhalteweg dann doch zu kurz, das Hindernis wurde überrollt. „Hier lernen sie, dass der Anhalteweg eben nicht nur der Bremsweg ist –sondern die Reaktionszeit hinzukommt“, erklärt Tobi Bubanj, der verantwortliche Trainer der ADAC Stiftungvor Ort. Vier Tage lang waren die Schüler*innen der Mittelschule und der Haarer FOS vor Ort, um die besonderen Tücken im Straßenverkehr zu testen –und das am eigenen Leibe. Der Kreisjugendring hatte die Roadshow–die es bereits seit 2014 gibt –nach Haar geholt. Im Freien direkt neben dem Freizeitheim Dino war das auch coronakonform sehr gut möglich. Und mit Sicherheit auch nachhaltig lehrreich.
Mit Hilfe der Rauschbrille, die sämtliche Beeinträchtigungen von 0,8 Promille beeindruckend nachahmt, sehen die künftigen Fahranfänger, welche Auswirkungen Alkohol hat. „Wir erklären natürlich auch, dass sich die Einschränkungen beim Trinken nach und nach und deshalb unbemerkt einstellen–nicht wie bei der Brille von einer zur anderen Sekunde. Das ist noch deutlich gefährlicher. Und wir propagieren selbstverständlich null Promille“, betont der Trainer an dieser Station. Spätestens auf dem Balancebalken wird das Gehen in diesem Zustand extrem wackelig.

 

(Foto: Gemeinde Haar)

Die Informationen gehen neben dem eigenen Erfahren aber noch weiter: An allen Stationen wird auch Rechtliches vermittelt, es gibt Begrifferklärungen und viele Alltagsmomente aus der Jugendlichen-Welt sind mit eingebaut. So zum Beispiel der Chat, der gelesen werden muss, während ein Reaktionstest läuft. „Checkst Du immer Dein Leben?“ steht so auch als doppeldeutiges Motto im Zelt mit dem Titel „Ablenkung“. Die gemessenen Zeiten mit und ohne Handynutzung sprechen Bände. Aus den Lebenswelten der JugendMindestens genauso beeindruckend ist das Zelt „Toter Winkel“: In der LKW-Attrappe wird den Jugendlichen wahrscheinlich zum ersten Mal klar, wie schnell ganze Schulklassen aus dem Sichtfeld des Fahrers verschwinden können. Auch das ist tragischerweise direkt aus der Lebenswelt der Jugendlichen, denn immer wieder werden Schüler*innen Opfer auf ihren Radl, wenn sie von einem großen Fahrzeug beim Rechtsabbiegen schlichtweg übersehen werden. Die Roadshow hat also durchaus das Potenzial, Leben zu retten. Und das nicht nur virtuell, sondern im richtigen Leben.