Die Fotoausstellung „Identität und Wandel 1972 | 2020“ in Haar gibt durch fotografisch-künstlerische Gegenüberstellungen jede Menge „Erinnerungshilfen“ für alteingesessene Haarer – und für Zugezogene einen besonderen Einblick in die städtebauliche Entwicklung der Gemeinde. Jetzt
wurde die Ausstellung verlängert, sie ist noch bis Ende Mai im Rathaus der Gemeinde Haar zu sehen. Die Bilder im Foyer des neuen Technischen Rathauses (Salmdorfer Str. 2 ehemaliges Maria-Stadler-Haus) erzählen Geschichten. Und das in vielerlei Hinsicht: menschliche, politische, städteplanerische. Genau für all das steht auch derjenige, der das Projekt angelegt hat: Altbürgermeister und Ehrenbürger Helmut Dworzak. Er ist 2020 mit seiner Kamera losgezogen und hat fotografiert. Diese Fototour hatte er knapp 50 Jahre zuvor schon einmal gemacht – allerdings war Dworzak nur die Begleitung für den, der damals am Auslöser war: Peter Eisfeld war ein Weggefährte des jungen Helmut – ein herausragender, leider längst verstorbener Fotograf. Anlässlich der 900-Jahr-Feier hat er echte „Alltagsecken“ in
Haar abgelichtet – mit einer Hasselblad-Kamera. Eisfelds Ausstellung: kein Ankommer – und trotzdem ein Auslöser „Peter Eisfeld hatte keine inhaltlichen Vorgaben, auch nicht die Absicht, besonders Hässliches zu dokumentieren“, betonte Helmut Dworzak auf der Vernissage. Es ging ihm schlichtweg um einen objektiven Spiegel. Die Motive waren mehr zufällig als strukturiert. Er entschied sich für Schwarzweiß-Fotografie, nahm die Fassaden direkt, minimalistisch im Stil. Die Jahreszeit: Spätherbst. Tristesse obendrauf. „Die Ausstellung löste – vorsichtig ausgedrückt – keine große Begeisterung
aus“, erklärt Dworzak lachend. Die Jungsozialisten von damals – einer davon der heutige Altbürgermeister – habe das „klammheimlich sogar gefreut“. Aber je länger sie diese Fotos betrachteten, löste das auch bei ihnen Betroffenheit aus. „Was einen alltäglich umgibt, wird zur Gewohnheit. In der Bahnhofswirtschaft gab es den besten Schweinebraten, den baulichen Zustand
nahm man hin. Aber diese Bilder aus Peters Blickwinkel wirkten wie ein Brennglas: Haar grau in grau, oft banale Architektur, keine gestalteten öffentlichen Räume“ erinnert er sich. Ein Ansporn für die damaligen Jusos. Was daraus geworden ist? Helmut Dworzak hat es aus dem gleichen Blickwinkel nachfotografiert, somit dokumentiert und gemeinsam mit Ute Dechent – ehemals Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit – und Archivarin Kirsten Stahmann in eine beeindruckende Ausstellung gepackt. Fotoausstellung „Haar – Identität und Wandel 1972 | 2020“ im Rathaus, Haus D (Salmdorfer Str. 2) noch bis 31.05.2023 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 07:30 – 12:00 Uhr, Mittwoch auch 15:00 – 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.