Quelle: privat

Aus der Champions League in die Regionalliga

von Markus Bistrick

Musikalische Weltklasse vor Ort – dafür stehen die Vaterstettener Rathauskonzerte seit 1978. Bis zu elf hochkarätige Veranstaltungen mit internationalen Künstlern pro Jahr – bezuschusst von der Gemeinde. Zumindest war das bis vor Corona so. Die Veranstaltungen sind mittlerweile auf vier pro Jahr zusammengeschrumpft. Zudem müssen die Konzerte aus Kostengründen ohne Klavier auskommen. Und die wichtigen Abonnements, sie bilden den „Publikumsstamm“, den man in vielen Jahren aufgebaut hat, wurden auch abgeschafft. Kurzum, die seit Jahrzehnten etablierte und weit über die Grenzen der Gemeinde bekannte Reihe steckt in einer Krise. Doch Intendant Kurt Schneeweis lässt sich nicht unterkriegen und blickt „eingeschränkt optimistisch“ in die Zukunft seines Lebenswerks.

An einem Sonntagnachmittag im April 1978 eröffnete Helmut Musser, damals Trompeter am Nationaltheater München, die Reihe der Vaterstettener Rathauskonzerte. Zweiter Bürgermeister Philipp Maas begrüßte um 17 Uhr das zahlreich erschienene Publikum im Rathaus-Lichthof. 44 Jahre ist her, was im Prinzip 1972 mit dem Aufbau der Musikschule in Vaterstetten begonnen hatte.

„Ich halte das Angebot für unverzichtbar“

Der damalige Musikschulleiter (bis 2013), Kurt Schneeweis, wollte mehr und begann, interessante Musiker, Orchester und Gruppen einzuladen und Konzerte in Vaterstetten zu organisieren. Der Förderverein der Musikschule hat anfangs das Geld für die Gagen ausgelegt. Aber die Gemeinde hat schnell reagiert und finanzielle Unterstützung zugesagt, immer durch Rückhalt der jeweiligen Rathauschefs. „Ich halte das Angebot für unverzichtbar“, hatte Georg Reitsberger in seiner Zeit als Bürgermeister einmal gesagt. Und: „Für Vaterstetten sind die Rathauskonzerte ein Markenzeichen – und zwar eines, um das uns viele andere Gemeinden beneiden.“

„Das war noch eine echte Wertschätzung, die heute leider nicht mehr stattfindet“, bedauert Kurt Schneeweis gegenüber B304.de. Und die Pandemie liefere die perfekte Begründung. Seine Hoffnung ruht auf finanzielle Unterstützung durch Firmen wie BMW und KraussMaffei, die sich derzeit in Parsdorf ansiedeln. Eine Rückkehr zu alten Glanzheit sieht Schneeweis dennoch nicht. „Aber ich hoffe zumindest, dass ich irgendwann wieder mehr als nur vier Veranstaltungen durchführen kann und auch wieder Klavierkonzerte mit einem Flügel.“

„Ich hoffe, dass ich das noch erlebe“

Doch die Finanzen sind nicht das einzige Thema. Es fehlt bekannterweise auch ein geeigneter Veranstaltungsort. Die Hoffnung ruht auf der neuen Turnhalle an der Wendelsteinstraße in Vaterstetten. Denn das Gebäude soll auch als Veranstaltungssaal dienen. Der Baubeginn hat sich allerdings von diesem Frühjahr auf 2023 verschoben. „Ich hoffe, dass ich das noch erlebe“, so Schneeweis.

Kulturförderung wird gerne als Subvention bezeichnet. Das klingt auf den ersten Blick nach dem Verschleudern von Steuergeldern. Doch Kunst und Kultur sind ein Lebensmittel und Ausdruck des menschlichen Daseins. Und nicht Füller der Freizeit zum unreflektierten Zeitvertreib. Kultur ist das Fundament einer starken Demokratie und spielt eine wichtige Rolle für die gemeinschaftliche Bildung und für den Zusammenhalt einer vielfältigen Gesellschaft. Sollte man die vergleichsweise bescheidenen Mittel also nicht besser als Investition begreifen? Wie dem auch sei, Kurt Schneeweis gibt nicht auf.

Zum ersten Rathauskonzert in diesem Jahr kommt am Freitag, 13. Mai um 18.30 Uhr das Diogenes-Quartett aus München ins Humboldt-Gymnasium nach Vaterstetten. Auf dem Programm steht unter anderem das sogenannte „Kaiserquartett“ vom Erfinder des Streichquartetts Joseph Haydn und die „Fünf Stücke für Streichquartett“ von Erwin Schulhoff. Tickets sind erhältlich bei: Gemeindebücherei Vaterstetten, Papeterie Löntz, München Ticket, online unter www.muenchenticket.de oder an der Abendkasse.