“Alles was der Mensch tut, wird im Spiel wiedergespiegelt”

von edithreithmann

Knapp 100 Erfinder haben sich im Haarer Bürgerhaus eingefunden. Auf den Tischen sind ihre kreativen Werke aufgebaut. Hier ist die Chance entdeckt zu werden, denn 35 Redakteure der Spieleverlage kommen und begutachten. Und wer weiß, vielleicht ist das Spiel des Jahres 2017 dabei.

Die Bandbreite der gebotenen Spiele ist auch dieses Jahr groß. Es sind ungewöhnliche Sachen dabei, vom rüden Kriegsszenario über Kartenspiele und Familienquiz bis zum feinen Austauschspiel. Alle Themen, die den Menschen beschäftigen und berühren, werden im Spiel wiedergegeben. „Alles was der Mensch tut, wird im Spiel wiedergespiegelt“, so Tom Werneck, der Initiator der Messe und Chef des in Haar ansässigen Bayerischen Spielearchivs. “Es kann schon passieren, dass ein Modell am ersten Tag im Auto versteckt wird, wenn es ein Autor für seinen Verlag entdeckt hat“, so Werneck und ergänzt „wenn am zweiten Tag weniger da sind, dann ist es gut gelaufen“. Denn dafür arbeitet ein Spieleerfinder, dass sein Baby entdeckt und vermarktet wird.

Mit vier Spielen angereist ist Spiele-Autor Peter Wichmann, Neubiberg (Foto: B304.de)

Da ist beispielsweise Peter Wichmann aus Neubiberg, ein echter Spieleprofi. Er ist mit nur vier seiner Erfindungen da. „Ich war bereits im Vorfeld auf der Spielemesse in Nürnberg und beim Autorentreffen in Essen. Hier ist es jetzt gemütlich für mich“, meint Wichmann. Ihm ist es wichtig familientaugliche Spiele zu entwickeln, die einen hohen Wiederspielreiz haben. „Es hilft nichts, wenn es nur einmal gespielt wird. Meine Familie testet fleißig mit. Meine Frau ist die stärkste Kritikerin“, so der Spieleerfinder. Er präsentiert unter anderem seinen Prototyp „Make 6“, ein Kartenspiel, bei dem 6 eigene Karten in eine Reihe gelegt werden und die Mitspieler dazwischenfunken. Wer am Ende die längste Reihe geschafft hat, ist der Sieger.

Seine bunten Würfel fallen auf, “kreuz&quer” und “X-Pipes” von Dr. Thomas Wirth aus Mainz (Foto: B304.de)

Ein paar Tische weiter treffen wir auf Dr. Thomas Wirth aus Mainz. Er ist das erste Mal dabei und zeigt uns sein „kreuz & quer“ und das „X-Pipes“. Ein Spieler fühlt sich wie ein Klempner und steckt Rohre ineinander, viele durchgehende Verbindungen sollen so entstehen. „Das Spiel ist für Kinder zwischen 8 und 14 Jahren geeignet. Es fördert das räumliche Vorstellungsvermögen und regt das 3D-Denken an“, meint Wirth.

Aus Aserbeidschan ist Sanan Mahmndov und er hat vier Spiele-Prototypen im Gepäck (Foto: B304.de)

Hinter ihm sitzt der weitestangereiste Spieleerfinder, Sanan Mahmndov aus Aserbaidschan. Er war schon 10 Mal in Deutschland und sein Werk „Grand Bazar“ ist bereits am Markt erhältlich. In Haar ist er zum ersten Mal und zeigt vier Spiele, davon zwei von einem Freund. „Beectionary“ ist ein Wortspiel, ähnlich wie scrubble aufgemacht und ein Taktikspiel. Sein zweites heißt „Five cities“ und ist ein card-drafting game. Da es seinem Freund zu teuer ist, um nach Deutschland zu reisen, hat er dessen Spiele „Vikings“, ein leichtes Kartenspiel und „Flagrunner“ dabei.

Der 11jährige Ben Werneck präsentiert sein Spiel “Ladenkette” (Foto: B304.de)

Der jüngste Teilnehmer ist gerade 11 Jahre alt und hat sein Werk „Ladenkette“ als überarbeiteten Prototypen dabei. Es waren noch kleine Fehler im Spiel, die hat er jetzt beseitigt.

Mit seinen Spielfreunden stellt Stefan Wimberger “Ankaradon – Spiel der Könige” und Ankaradons Mächte” vor (Foto: B304.de)

Zum Abschluss unseres Besuches entdecken wir zwei beeindruckend großflächige Spiele mit wunderbar selbstgeschnitzten Accessoires. Stefan Wimberger aus Dachau, ein gelernter Schreiner hat sich da ausgetobt. Seine Freundin Susanne Seeholzer illustrierte als gelernte Grafikerin die Spielkarten dazu. Es gibt wunderschön gestaltete Aktionskarten und Ereigniskarten. Wimberger hat seine Freunde und Spielkumpels gleich mitgebracht. Leider werden in Deutschland seine Spiele keine Vermarkter finden, denn dazu beinhalten sie zu viel Kriegshandlung. „Mir geht es auch mehr ums Präsentieren und ums Kontakteknüpfen“, verkündet Wimberger. „Es ist mir heute bewusst geworden, dass ich die Spiele für mich und meine Freunde gemacht habe, das ist absolut in Ordnung so“. Sein Firmenname ist „Spielventil“, seine Strategiespiele heissen „Ankaradon – Spiel der Könige“ oder „Ankaradons Mächte“ und wer Lust hat einmal mitzuspielen, braucht sich nur zu melden www.spielventil.de oder Email info@spielventil.de

Die Erfindermesse öffnet am Samstag, 11. März noch einmal ihre Tore von 9.30 bis 16 Uhr im Bürgerhaus Haar, Kirchenplatz 1.

Weitere Impressionen der Spieleerfindermesse in Haar 10. und 11.3. (alle Fotos: B304.de):