„Alles hat seine Zeit“

von Catrin Guntersdorfer

Nach vier Jahrzehnten schließt der Eine-Welt-Laden in der Johann- Strauß-Straße 44 in Baldham Ende Oktober seine Pforten. Der Laden, der in den 80er-Jahren durch eine Jugendinitiative entstand, wurde zuletzt von einem guten Dutzend Ehrenamtlicher geführt, viele kamen aus der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde vor Ort. Seit zehn Jahren war auch Doris Mühlner-Hofmann Teil des Teams.

Fiel die Entscheidung zu diesem Schritt schwer?

Es ist schon traurig für uns alle, schließlich waren manche von uns von Anfang an dabei. Aber wir helfen uns mit dem Gedanken, dass alles seine Zeit hat und der Laden nun seine Aufgabe erfüllt hat, denn der Fair Trade-Gedanke ist jetzt bei den Menschen verankert und wird eben anders bedient als in den 80ern. Damals war das etwas Neues. Trotzdem tut uns die Entscheidung, den Laden zu schließen, weh, denn auch der soziale Faktor darf nicht unterschätzt werden. Hier war immer Zeit für ein Gespräch und man hat sich hier gerne getroffen.

Welche Gründe gibt es für die Schließung?

Wir hatten viele Jahre treue Kunden, die regelmäßig hier ihre Produkte gekauft haben. Im Laufe der Zeit wurde die Kundschaft aber immer älter und kam immer seltener, da unser Geschäft leider auch nicht gerade ideal liegt. Man muss wirklich bewusst in unseren Laden gehen, was sich zwar viele vornehmen, aber dann letztendlich doch nicht machen. Auch durch die Corona-Zeit haben wir viele Kunden verloren und letztendlich, weil inzwischen viele Fair Trade-Firmen auch ihre eigenen Internetseiten haben, auf denen man bestellen kann. Zudem gibt es in den Supermärkten mittlerweile Fair Trade-Produkte, wobei man sagen muss, dass es natürlich große Unterschiede zwischen den Marken gibt.

Wie hat sich die Sicht in der Gesellschaft über die Jahre verändert?

Früher bezog sich der Fair Trade-Gedanke nur auf Kaffee und der war ehrlich gesagt zu Beginn nicht genießbar. Das hat sich aber schon längst gewandelt und ich kann unsere Sorten wirklich sehr empfehlen. Bald war „Jute statt Plastik“ in aller Munde und die Idee hat schnell Zuspruch bekommen. Ich bin mir aber nicht sicher, wie es jetzt durch die Inflation weiter geht. Zwar sind unsere Produkte nicht unbedingt teurer als die im Supermarkt, aber dort gibt es dann eben auch Sonderangebote. Das Geld sitzt bei den Kunden nicht mehr so locker. Hoffentlich wird bei Fair Trade-Produkten nicht als erstes gespart.

Geöffnet hat der Eine-Welt-Laden in Baldham noch bis Ende Oktober, jeweils mittwochs von 15 bis 18 Uhr, donnerstags und freitags von 9 bis 13.30 Uhr.