“Es ist ein falscher Eindruck entstanden”

von Markus Bistrick

Vor einigen Tagen haben wir an dieser Stelle unter der Überschrift “Belebung kann man nicht verordnen” berichtet, dass der Gemeinderat grünes Licht für ART&CAFÉ gegeben und der Inhaberin den amtlichen Segen des Bauausschusses – auch für 18 Sitzplätze im Freien, erteilt hat. Doch unsere Berichterstattung (und die der Süddeutschen Zeitung) war offenbar missverständlich. Beate Huber hatte uns jedenfalls einen Leserbrief geschrieben. Wir haben das zum Anlass genommen, Ihre Sicht der Dinge in einem Interview klarzustellen.

Beate Huber von ART&DECO
Beate Huber von ART&DECO

Eine Anmerkung vorab: Weder wir noch die SZ haben falsch berichtet. Vielmehr hat die Verwaltung das in ihrer Vorlage missverständlich dargestellt: Es ging in der Diskussion und in der Beschlussvorlage eindeutig um eine Nutzungsänderung des bisherigen Geschäfts in einen Laden mit Café-Betrieb. Wörtlich heißt es in der Vorlage, über die so auch abgestimmt wurde: „Das Vorhaben weicht in folgendem Punkt vom Bebauungsplan ab: Betrieb eines Cafés statt Einzelhandel, Büro oder Geschäftsräume im EG”. Was insofern natürlich schon deshalb nicht korrekt ist, da Beate Huber weiterhin auch Accessoires und Blumen verkauft. Unabhängig davon ist es uns sehr wichtig, nicht zuletzt, weil wir nicht nur das Engagement von Frau Huber, sondern auch das Café und den Treffpunkt für außerordentlich wichtig halten, an dieser Stelle ein Interview mit der Inhaberin von Art&Café zu veröffentlichen, um Klärung in den Fall zu bringen.

 

 

Frau Huber, was hat Sie konkret an unserem Bericht gestört, bzw. was war missverständlich dargestellt?

Beate Huber: Es ist leider der Eindruck entstanden, dass ich ART&CAFE ungenehmigt eröffnet habe und das ist definitiv nicht richtig. Erst als es um die Genehmigung für die Außenbestuhlung ging, stellte man fest, dass das Café mit der Gesamtanzahl der Sitzplätze dann keine (genehmigte) untergeordnete Rolle mehr spielen würde und somit eine Nutzungsänderung zu beantragen wäre.

Die Kombination von ART&DECO, ART&FLEUR und ART&CAFE besteht genauso, wie Sie sie jetzt vorfinden seit einem guten Jahr. Ich hatte für das Café sogar bereits Monate vor der Eröffnung eine Schankerlaubnis beantragt, damit wir unseren Gästen auch das so geliebte Glas Prosecco zum Kaffee oder im Sommer – eben gerne auch mal draußen – einen kühlen Weißwein anbieten können. Und das wurde von der Gemeinde nun genehmigt. Ebenso wie die Außenwerbung für das Café. Ziemlich viele Genehmigungen für etwas, was es vermeintlich so nicht geben darf .

 

Ihnen ist gelungen, was die Politik seit Jahrzehnten vergeblich versucht: Sie haben einen lebendigen Treffpunkt in Baldham geschaffen. Können Sie verstehen, dass es trotzdem eine Gegenstimme gegen die von Ihnen beantragte Nutzungsänderung gegeben, bzw. dass das Verfahren Monate gedauert hat?

Ja, denn es ist ja durchaus legitim, unterschiedlicher Meinung zu sein. Dass es so lange gedauert hat – nun ja, ich hätte mich tatsächlich sehr gefreut, wenn es schneller gegangen wäre. Was die Belebung des Marktplatzes betrifft: auch mir liegt diese am Herzen, denn ich arbeite hier nicht nur, sondern bin in Baldham zuhause. Und weil das so ist, habe ich aus eigener Tasche fast ein Jahr lang noch Miete für das alte Geschäft bezahlt, um zu verhindern, dass sich dort „irgendein“ Gewerbe niederlässt. Seit August diesen Jahres habe ich es an die Inhaberin eines Modegeschäftes untervermietet (welches übrigens erfolgreich durchgestartet ist), denn mein Mietvertrag läuft noch bis Ende 2014.

 

Wie beurteilen Sie ganz persönlich Ihren neuen Standort, gegenüber vom Marktplatz? War der Umzug aus Ihrer Sicht die richtige Entscheidung und wie ist das Feedback der Bürgerinnen und Bürger?

Den Umzug in die Karl-Böhm-Straße habe ich keine Sekunde bereut! Der Standort ist einfach perfekt und die Architektur des Gebäudes mit soviel Glas lädt geradezu zum Schaufensterbummel ein. Ich freue mich jeden Tag über die ausgesprochen netten und freundlichen Rückmeldungen der Kunden und das bestätigt mich auch darin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

 

Sie dürfen Ihr Café nun wochentags bis 18 Uhr und an den Samstagen bis 14 Uhr öffnen. Wäre es aber nicht reizvoll auch abends – zumindest am Wochenende zu öffnen oder ist das für Sie keine Option?

Auch das ist so nicht ganz richtig, denn diese Zeitbegrenzung gilt nur für den Außenbetrieb. Ansonsten können wir uns im Rahmen der gesetzlichen Ladenschlusszeiten bewegen, also von Montag bis Freitag theoretisch auch bis 20 Uhr geöffnet haben. Natürlich nimmt man auf die Nachbarn Rücksicht – ich habe allerdings auch noch nicht erlebt können, dass unsere Kunden und Gäste lauter wären als ein vorbeifahrendes Auto, die Unterführung oder gar die Züge und S-Bahnen. Aber ja, reizvoll wäre es – theoretisch.

 

Warum haben Sie sich eigentlich grundsätzlich dazu entschieden, Ihr Accessoire-Angebot um Blumen und ein Café zu erweitern?

Weil ich speziell diese Kombination einfach schön fand, es nichts Vergleichbares gab und ich eine neue Herausforderung gesucht habe. Ich habe sehr an dem Konzept gefeilt, bis es so war, wie es heute ist, habe viel recherchiert und eine Menge gelernt. Ich liebe meine Arbeit, freue mich jeden Morgen auf mein Geschäft, auf meine liebenswerten Mitarbeiterinnen und auf die Kunden. Ich bin einfach glücklich.

 

Frau Huber, vielen Dank für das Gespräch.