Er hat 1444 Ehen geschlossen. Nach fast 40 Jahren im Dienst der Gemeinde tritt der dienstlängste Standesbeamte der Gemeinde Vaterstetten, Andreas Ruoff, demnächst seinen Ruhestand an. Seinen Beruf übt Ruoff „nach 40 Jahren jeden Tag gerne“ aus. Gerade die Arbeit mit Leuten habe ihm Spaß gemacht – nicht nur als Standesbeamter, sondern auch 15 Jahre als Vorsitzender des Personalrats.
An den eigentlichen Tätigkeiten als Standesbeamter hat sich in all den Jahren nicht viel geändert: „nur wird’s halt immer internationaler“, so Ruoff. In den ersten Jahren seiner Laufbahn ließen sich die Fälle mit internationalem Bezug noch an einer oder zwei Händen abziehen, heute sind es bereits 25-30 Prozent, schätzt Ruoff.
Dabei geht es oft um die Anerkennung von Urkunden, dafür schalteten beispielsweise in einigen afrikanischen Staaten die deutschen Auslandsvertretungen Vertrauensanwälte ein. Oft wird vom Oberlandesgericht die Prüfung der Echtheit durch das LKA gefordert – und das dauert, denn dort gäbe es Personalmangel. Gerade Auslandsangelegenheiten machen den Beruf des Standesbeamten „immer noch interessant, es gibt immer was, das es in 40 Jahren noch nicht gegeben hat“, sagt Ruoff, der seinen Wechsel von der Landeshauptstadt nach Vaterstetten nie bereut hat.
Natürlich erlebt man so einiges in 40 Jahren als Standesbeamter – doch ein Fall kam nur einmal vor: die Annullierung einer Ehe durch ein Gericht. Der Bräutigam, der in der Gemeinde zum vierten Mal heiratete, nutzte seine hochschwangere Frau zum „Schmiere stehen“ bei einem Banküberfall – das Gericht erklärte diese Ehe im Nachgang für nichtig.
Die schnellste Hochzeit führte Ruoff übrigens in T-Shirt und kurzer Sommerhose durch. An einem Morgen saß ein Brautpaar zur Anmeldung der Hochzeit am Schreibtisch, da hatte der Bräutigam die Idee, noch am selben Tag zu heiraten. Ruoff, der sich mit ehemaligen Kollegen in der Landeshauptstadt traf, erklärte sich bereit, sollte er das Paar mit Shorts und Shirt trauen können – und das sagte zu: noch vor dem 12-Uhr-Läuten war die Ehe besiegelt.
Auf „Trends“ beim Heiraten angesprochen kann Ruoff zwei Tendenzen erkennen: die einen wollen es möglichst einfach haben und am liebsten gleich am Schreibtisch heiraten. Aber auch die andere Seite gibt es: „Hochzeiten haben immer mehr Eventcharakter“. Manche Ehepaare wollten zum Beispiel an Silvester genau um Mitternacht heiraten, oder auch außerhalb des Rathauses: „das hat massiv zugenommen“.
Bei den Hochzeiten versuchte Ruoff immer, „möglichst aufs Brautpaar einzugehen“, zum Beispiel bei der Musik. Bei vielen Trauungen habe er „tolle Sachen erlebt“, etwa Gesang. Auch die Trauung eines Mitglied des Westernclubs blieb ihm in Erinnerung, oder eine Weißwurstbrotzeit nach der Eheschließung im Trauungssaal. Die Fragen ans Ehepaar habe er sich alle aufgehoben – 1444 Trauungen waren es, die Andreas Ruoff Mitte November zum Zeitpunkt des Gespräches durchgeführt hatte, bis zum offiziellen Ruhestand ab 1. Januar düfte noch die ein oder andere hinzukommen.
Ganz verabschiedet sich Ruoff übrigens nicht aus dem Rathaus: für ein weiteres Jahr steht er den Kollegen noch mit Rat und Tat zur Seite, um Wissen weiterzugeben. Trauungen möchte er jedoch nicht mehr durchführen.
Im Ruhestand möchte sich der zweifache Großvater mehr Zeit für die Enkel nehmen – seine große Platten- und CD-Sammlung müsse auch geordnet und sortiert werden, so der passionierte Musikliebhaber. „Musik war schon immer mein großes Hobby“, Jetzt soll die Gitarre wieder aktiviert werden und „wieder mehr Musik“ gemacht werden – Bandangebote hat Andreas Ruoff schon erhalten. Wir wünschen alles Gute für den Ruhestand und danken für das Gespräch.