Quelle: KJSW/Riffert

100 Jahre Waldkapelle

von b304

Mit einem Festprogramm feierte das Katholische Jugendsozialwerk München am 8. Mai das100-jährige Bestehen der Waldkapelle in seinem „Haus Maria Linden“ in Vaterstetten. Zu-
nächst begrüßte Domkapitular Klaus Peter Franzl als Vereinsratsvorsitzender des Katholischen
Jugendsozialwerks München im Gottesdienst die Gemeinde, darunter Bewohnerinnen und
Bewohner, Beschäftigte, Ehrenamtliche und geladenen Gästen.
Weihbischof emeritus Bernhard Haßlberger zelebrierte den Gottesdienst und hielt auch die
Predigt. „Nicht nur die Apostel haben im frühen Christentum die frohe Botschaft verkündet,
sondern auch ganz viele einfache Menschen. Sie haben ihre eigenen Worte verwendet und haben
das Christentum so vorgelebt, wie sie es verstanden haben. Davon können und müssen wir heute
wieder lernen“, betonte Haßlberger in seiner Predigt. Vor allem junge Menschen wollten von
Christen ganz persönlich wissen, warum sie glaubten. Und deshalb sollte jeder darüber Auskunft
geben können.
Menschen mit Behinderung gerettet
In der anschließenden Festveranstaltung gab der Leiter des Hauses Maria Linden, Michael
Liebmann, einen kurzen Abriss zur Geschichte: An Christi Himmelfahrt 1924 wurde die Wald-
kapelle auf dem Gelände des Hauses Maria Linden eingeweiht. Ab den 1930-er Jahren lebten hier
die St. Anna-Schwestern von Kochel und engagierten sich in einem Erziehungsheim für
„auf Grund ihrer soziopathischen Anlage schwererziehbare Mädchen“. Ab 1939 hätten die
Bewohnerinnen in Folge der nationalsozialistischen Ideologie in großer Gefahr gelebt.
Schließlich wurden behinderte Menschen, die in Einrichtungen lebten, damals oft getötet.
Doch die klugen Ordensfrauen vermittelten die Mädchen offiziell in kriegsrelevante Arbeits-
verhältnisse. Diejenigen, die nicht arbeiten konnten, wurden tageweise in den Wald gebracht, weil
sie offiziell als „Waldarbeiterinnen“ eingesetzt waren. So konnten alle Bewohnerinnen gerettet
werden.
Das Haus Maria Linden wurde 1996 vom Katholischen Jugendsozialwerk als Träger übernom-
men. Seither leben hier ältere Frauen und Männer mit einer psychischen Erkrankung und oft auch
einer geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung. „Unser Ziel ist es, einen Ort für Menschen zu
schaffen, an dem sie sich heimisch fühlen und auch im Alter bleiben können“, erklärte Michael
Liebmann.
Landrat Robert Niedergesäß betonte in seinem Grußwort, dass das Haus Maria Linden „ein
wichtiger Mosaikstein im sozialen Gefüge des Landkreises Ebersberg“ sei. Er wünsche der
Waldkapelle und der Einrichtung auch für die nächsten 100 Jahre ein stabiles Fundament und
weiterhin große Ausstrahlungskraft.
KJSW-Vorstand Berthold Wübbeling dankte den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern der
Lokalpolitik für deren Unterstützung des Hauses Maria Linden, nicht zuletzt in der schwierigen
Corona-Zeit. Eine derart gute Kooperation sein nicht überall anzutreffen.
Schließlich gab es schmackhafte Häppchen, die das Küchenteam des Hauses Maria Linden unter Leitung von Steffi Oberprantacher vorbereitet hatte. Mit genügend Zeit zum Austausch wurden
neue Kontakte geknüpft und bestehende vertieft.
„don camillo chor“ begeistert
Das Konzert des don camillo chors, der seine Wurzeln in Vaterstetten hat, begeistert unter Leitung
von Philipp Weiß das Publikum. Das vielfach ausgezeichnete A-capella-Ensemble gab auch nach
donnerndem Applaus die gewünschte Zugabe. Ein runder Abschluss eines sehr schönen Fests.
(Text: KJSW/Gabriele Riffert)

Michael Liebmann begrüßt den don camillo chor vor dem Konzert (Foto: KJSW/Riffert)
Weihbischof Bernhard Haßlberger wird vom Autogrammwunsch einer Bewohnerin des Hauses Maria Linden am Ende des Gottesdienstes überrascht und unterschreibt lächelnd auf einem T-Shirt. Im Hintergrund: Diakon Bernd Kreysing, Seelsorger im Haus Maria Linden. (Foto: KJSW/Riffert)