Dem Arbeitskreis Energiewende Vaterstetten ist es gelungen, mit Frau Professor Dr. Claudia Kemfert eine absolute Topexpertin für einen Vortrag nach Vaterstetten zu holen. Sie ist Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin, Professorin für Energie-Ökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance, Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen SRU und Mitglied im Präsidium der deutschen Gesellschaft des Club of Rome, sowie Buchautorin. Sie erhielt den Deutschen Solarpreis sowie den Adam-Smith-Preis für Marktwirtschaftliche Umweltpolitik.
In ihrem Vortrag mit dem Titel: „Die wirtschaftlichen Chancen einer klugen Energiewende“, konnte sie kürzlich mit mehr als 200
Besuchern den Saal des katholischen Pfarrzentrums Vaterstetten bis auf den letzten Platz füllen. Dort räumte sie mit den
Vorurteilen auf, dass die Energiewende zu teuer sei. Im Gegenteil, „die fossilen Energien sind eigentlich schon heute viel teurer als die erneuerbaren Energie, aber ihre Umwelt-und Klimakosten werden durch die Gesellschaft getragen und sind deswegen nicht eingepreist“, so ihr klares Statement dazu.
Der Wechsel vom fossil/atomaren Energiesystem zu einem erneuerbaren und von einem fossilen Transportsystem zu einem erneuerbaren ist eine komplexe Angelegenheit und hat sehr viele Facetten, wie z.B. die Technik und das Mobilitätsverhalten aller Bürger. Allerdings sei das Festhalten an den bisherigen Systemen und ein langer Parallelbetrieb die teuerste Variante. Kemfert weist ausdrücklich darauf hin, dass die Energiewende eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Deutschland muss seinen CO2-
Ausstoß reduzieren, denn „wir gehören zur Spitzengruppe bei den Emissionen pro Kopf“.
Leider haben die Politiker noch nicht erkannt dass der Ausstieg aus der fossilen und atomaren Energieversorgung bedeutet, dass
der Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich beschleunigt werden muss. Allerdings, „sie sind dabei aufzuwachen“.
Aus Kemferts Sicht wird es Zeit, dass endlich die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Die Professorin ist sich auch sicher, dass „die Energiewende nicht an fehlenden Speichern, oder am unzureichenden Netzausbau scheitern wird“.
Eine vernünftige, regionale Verteilung der erneuerbaren Erzeugungsanlagen entlastet die Übertragungsnetze und vielfältige Speichertechnologien stehen zur Verfügung.
Besonderes Augenmerk legte Claudia Kemfert in ihrem Vortrag auf den Verkehr. „Hier sind die Emissionen, im Gegensatz zu anderen Bereichen, in den letzten Jahren sogar gestiegen“, so ihre Analyse und sie sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf. Ihrer Meinung nach wäre es allerdings der falsche Ansatz den Verbrennungsmotor nur gegen einen Elektromotor auszutauschen. „Man muss den Warentransport, wie auch den Personenverkehr neu denken“. Wir brauchen völlig neue Mobilitätskonzepte, denn „unsere Autos sind keine Fahrzeuge, sondern eher Stehzeuge, die unnötig öffentlichen Raum beanspruchen“. Für die Energieexpertin ist klar, 100 Prozent erneuerbare Energien sind technisch möglich und ökonomisch lohnend.
„Wer will, findet Wege; wer nicht will, findet Gründe“, so ihre Aussage dazu.