Rund 2500 Menschen versammelten sich in Zorneding vor dem Rathauspark, um gemeinsam mit der Aktion „Bunt statt Braun“ ein Statement zu setzen. Medienvertreter aus ganz Deutschland waren vor Ort, Politiker aus der Region sprachen live oder ließen Botschaften verlesen. Auslöser war der Rücktritt des aus dem Kongo stammenden Pfarrers Olivier Ndjimbi-Tshiende am vergangenen Sonntag. Dieser hatte die Pfarrgemeinde Zorneding, zu der auch Harthausen gehört, danach verlassen. Der gesamte Landkreis Ebersberg statuierte im Anschluss mit einer Lichtkette ein deutliches Zeichen gegen Rechts. Weitere exklusive Bilder und Infos finden Sie hier.
Pünktlich um 18.00 Uhr läuteten, wie immer an der Christophoruskirche in Zorneding vor dem Rathauspark, die Glocken. Zeitgleich stimmte die Musik auf der aufgebauten Bühne ein. Das wohl berühmteste und generationsübergreifendste Friedenslied „Imagine“ von Ex-Beatle John Lennon erklang. Zornedings zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD) ergriff das Wort und verurteilte im Namen aller Zornedinger die rechten Anfeindungen, die der katholische Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende erhalten hatte und die schließlich, wie B304 bereits berichtete, zu seinem Rücktritt am Sonntag führten. „Wir lassen uns das nicht gefallen, heute senden wir ein deutliches Signal in die ganze Welt“, so eröffnete Poschenrieder die Veranstaltung und appellierte dabei nicht nur an das große mediale Interesse (ARD, ZDF, BR waren u.a. vor Ort) an der Gemeinde in den vergangenen Tagen, sondern sprach auch allen Zornedingern aus der Seele. In ihrer Rede stellte sie mit zitternder Stimme klar, dass so etwas wie der Holocaust nicht wiederholt werden dürfe. Fremdenfeindlichkeit hat in der Gemeinde Zorneding nichts zu suchen, Geschichte darf nicht wiederholt werden. Eine endgültige Verabschiedung von Ndjimbi-Tshiende konnte nicht erfolgen, er hat Zorneding bereits verlassen.
In einem reichen Programm an Reden und friedvoller Musik, stimmten sich die rund 2500 Menschen auf die Lichterkette ein, die gegen 18.55 startete. 600 Meter war diese lang: Von der Evangelischen Christophoruskirche hinunter zur katholischen St. Martinskirche. Ein deutliches Zeichen gegen rechtsextreme Strömungen. Außerdem ein Signal für ein offenes und eine gegen jegliche Form von Diskriminierung verurteilende Gemeinde Zorneding.
„Wir sind heute alle hier um Flagge gegen Rechte und Rechtsradikalismus zu zeigen,“ rief Zornedings erster Bürgermeister Piet Mayr (CSU) aus. „Wir lassen nicht zu, dass diese rechtsradikalen Tendenzen hier Raum bekommen. Nicht hier in Zorneding, nicht im Landkreis – Nirgendwo! Zorneding ist nicht die braune Gemeinde, wie es derzeit bundesweit im Netz und in den Medien dargestellt wird,“ machte der Bürgermeister deutlich klar und erntete dabei den unterstützenden Applaus aller Anwesenden.
Des Weiteren waren die Bürgermeister der Nachbar-Gemeinden Zeugen dieses historischen Bekenntnisses von Zorneding gegen Rechtsextremismus. Georg Reitsberger vertrat die Gemeinde Vaterstetten und auch die Bürgermeister aus Poing und Markt Schwaben waren vor Ort, ebenso Robert Niedergesäß, der Landrat des Landkreises Ebersberg.
Die komplette Solidaritätskundgebung und die circa halbstündige Lichterkette symbolisierte, wie die rund 9.000 Bürger der Gemeinde über die Morddrohungen und die rassistischen Bemerkungen gegenüber ihrem ehemaligen Pfarrer denken: Das sind nicht wir! Für ein offenes und tolerantes Zorneding und einen Landkreis Ebersberg.
Den Abend fasste der Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Zorneding und Redner der Kundgebung Manfred Groß mit prägnanten und passenden Worten zusammen: „Ich finde es überwältigend wie viele Leute heute Abend gekommen sind. Ein klares Zeichen gegen Rechts.“
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