Der 01. September war der erste Arbeitstag für David Manzo Gomez und Egzona Kartalli in der Gemeinde Haar. Jetzt sind sie fast 8 Wochen an Bord und B304.de besuchte die beiden. Wie es Ihnen gefällt und wie die Arbeitsatmosphäre im Rathaus ist, wollten wir von ihnen erfahren.
Mit einem freundlichen „Darf ich Ihnen einen Cappuccino machen“ begrüßt mich Egzona Kartalli im Besprechungszimmer der Bürgermeisterin. Die 20-jährige macht eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten. Neben ihr sitzt David Manzo Gomez. Der 29-jährige will Fachinformatiker werden. „Mein Familienname ist Manzo“ erklärt er. Der gebürtige Mexikaner hat zwei Nachnamen und nur bei offiziellen Angelegenheiten werden in Mexiko beide verwendet. Da drängt sich als erstes die Frage auf, wie kommt man aus Südamerika in die Gemeinde Haar? Ganz einfach, in dem man mit einer deutschen Frau verheiratet ist und sie wieder nach Deutschland zurückwollte. Und sich dann, auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, auf die Anzeige der Gemeinde Haar bewirbt. Seit Mai 2015 ist das Paar, das sich in seiner Heimat kennengelernt hat, zurück und David Manzo spricht bereits sehr gut deutsch. Er hat fünf Jahre in Mexico City Jura studiert und möchte sein Wissen im Thema Informatik vertiefen. „Das sind meine zwei Leidenschaften, Jura gemischt mit Politik sowie Informatik“, erklärt er und ergänzt „ich arbeite gerne mit dem Internet“. Er freut sich sehr, diese Stelle bekommen zu haben. Es waren 30 Mitbewerber da.
Bei beiden Azubis werden zuhause zwei Sprachen gesprochen
Auch zum Namen Egzona Kartalli bitte ich um eine Erklärung. „Meine Eltern sind aus dem Kosovo nach Deutschland gegangen. Ich bin hier geboren und aufgewachsen“, antwortet sie in perfektem Deutsch. Zuhause wird noch gerne in Albanisch geredet, da freuen sich die Eltern darüber. Zwischen den Kindern (sie hat zwei Brüder und eine Schwester) aber deutsch. Über eine Stellenanzeige im Internet hat sie sich bei der Gemeinde Haar beworben. Ihr größter Wunsch ist, etwas mit Verwaltung zu machen und das kombiniert mit Gesetzen. Aus 34 Bewerbern wurde sie ausgewählt. Grafing ist ihr Wohnort und sie fährt jeden Tag mit der S-Bahn zur Arbeit. Das dauert 20 Minuten. „Haar ist ideal für mich, denn es hat die Nähe zu München, aber auch zum Landkreis Ebersberg“, so Kartalli.
Da hat es der 29-jährige weiter. Er wohnt in Erding, radelt zur S-Bahn und läuft dann zum Rathaus. Das dauert so eine Stunde und 10 Minuten. In Mexico City ist es viel schlimmer, da brauchte er mehr als zwei Stunden. Manzo schwärmt von seinen Ausbildern, Jonas Ulrich und Günter Hofdemmel von der gemeindlichen EDV-Abteilung. „Sie wissen einfach alles zum Thema IT, mein Ausbilder ist Experte und ich lerne ständig dazu“ erzählt David Manzo begeistert. Die diversen Abteilungen im Haus kennt er durch die IT-Betreuung schon ganz gut.
Alle haben so viel Geduld
Seine Kollegin Kartalli durfte bereits die Sekretärin der Bürgermeisterin vertreten. Und das schon nach ein paar Wochen im Rathaus. „Sie ist so freundlich und hat immer ein Strahlen im Gesicht“ beschreibt die 20-jährige die Rathauschefin. Ihr kommen die ersten 8 Wochen vor wie ein paar Stunden. Sie genießt die Offenheit, Höflichkeit und Hilfsbereitschaft der Rathausmitarbeiter, geduldig würde ihr alles erklärt, auch wenn sie einmal etwas nicht gleich versteht. „Jetzt war ich bereits bei der Bürgermeisterin, im Moment bin ich im Umweltamt und dann freue ich mich besonders auf die Finanzabteilung, ich mag Zahlen gern“ so Egzona Kartalli. Und was Lustiges hat sie schon gehört, der Umweltreferent Michael von Ferrari hatte einen Herrn mit dem Namen Porsche an der Leitung und dachte erst, er würde veräppelt.
Bayerisch ist eine schwierige Sprache
Gibt es denn eine Schwierigkeit frage ich David Manzo? Ja, meint er, wenn in starkem Bayerisch mit ihm gesprochen wird. Obwohl er „Host mi“, „I mog di“ und „woast“ bereits gut versteht, empfindet er die deutsche Sprache und speziell Bayerisch schwer. „Ich habe mich zu einem Deutschkurs angemeldet“, so der Azubi im ersten Lehrjahr. In seiner Freizeit liest er gerne, joggt und geht ins Fitnessstudio. Skifahren lernen steht jetzt im Winter auf dem Programm.
Hobby Putzen
Das Lieblingshobby von Kartalli ist da ganz was Anderes: „Ich mag putzen, das beruhigt mich so“. Oh, das ist überraschend bei einer 20-jährigen. Aber auch Klavierspielen und in den Garten gehen liebt sie und gelegentlich das Fitnessstudio besuchen. Sie erzählt uns von ihrem Besuch in der Traglufthalle Haar, als sie mit Claudia Pajzderski vom Sozialamt und einer weiteren Auszubildenden (aus dem 2. Lehrjahr) Krankenbescheinigungen vorbeibringt. Ihr fällt auf, dass die Asylbewerber bereits gut deutsch sprechen: “Sie waren so nett zu uns und haben Kaffee und Kuchen angeboten”.
Zum Abschluss meines Besuches bitte ich um einen Lieblingsspruch. David Manzo hat spontan drei davon: Viva la vida, viva Allemagna, sein Motto für jeden Moment: „Wenn jemand etwas wirklich will, existiert keine Grenze“ und ergänzt noch, dass er religiös sei und deshalb die Aussage des Theologen Reinhold Niebuhr liebt: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden“ (Manzo sagt ihn uns in Spanisch).
Das antwortet mir Egzona Kartalli sofort: „Gib jedem Tag die Chance, der Schönste in deinem Leben zu werden“.
Ich habe versucht, aus den Beiden auch etwas Negatives in den ersten Erfahrungswochen im Rathaus Haar herauszulocken. Aber Fehlanzeige. Beide Azubis sind rundum glücklich und die Gemeinde sicher auch.