Die Feuerwehr Haar möchte unter dem Motto „Eine Person, zwei Feuerwehren“ aktive Mitglieder werben. Dadurch soll die Tagesalarmierung gesichert werden, denn entscheidend für einen schnellen Einsatz sind kurze Anfahrtswege zum Sitz der Feuerwehr Haar in der Vockestraße.
In der Gemeinde Haar steht die Freiwillige Feuerwehr gut da: Über 100 aktive Mitglieder zählt sie. Das müsste bei einer Alarmierung doch ausreichen? Stimmt. Wenn es nicht gerade Tag ist – und viele der Feuerwehrmänner und – frauen in der Arbeit in anderen Kommunen sitzen. Dann wird es eng. Unglücklicherweise schrillt aber genau während der typischen Arbeitszeiten der Funkwecker am häufigsten. Deswegen geht die Freiwillige Feuerwehr Haar unterstützt von der Gemeinde Haar nun einen besonderen Weg: Sie will bereits ausgebildete Feuerwehrleute für die Wehr gewinnen – und zwar die, die nur tagsüber in Haar sind. Als Arbeitnehmer in einer Haarer Firma.
Anfahrtsweg zu lang
Auch wenn es in der Gemeinde Haar einige Firmen gibt, die ihre Angestellten bei Alarm von der Arbeit gehen lassen, wird es knapp: Es treffen tagsüber zwar schon um die 15 Feuerwehrleute am Feuerwehrhaus ein – allerdings längst nicht alle innerhalb der ersten fünf bis sechs Minuten, sodass häufig das erste Fahrzeug nicht in der vorgegebenen Frist vollbesetzt werden kann. Der Grund:
Die meisten arbeiten nicht in der Gemeinde. Ihr Anfahrtsweg ist schlichtweg zu lang, um die vorgeschriebene Hilfeleistungsfrist, die vom Eingang des Notrufes bis zum ersten Wagen am Unglücksort nicht länger als 10 Minuten sein darf, einhalten zu können. „Wir haben zwei Kameraden, die von Parsdorf von Feinkost Kugler angefahren kommen. Hätten wir die nicht, würden wir nicht einmal zwei Autos voll bekommen“, erklärt Ludwig Kaltenberger, Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Haar. Manche können auch schlichtweg nicht von der Arbeit weg, wenn tagsüber der Alarm schrillt – Lehrer beispielsweise. Oder Ärzte. Deswegen ist man bei der Haarer Wehr über jeden Arbeitgeber froh, der diese Notwendigkeit sieht. Die Gemeinde Haar gehört übrigens genauso dazu wie die Gemeindewerke.
„Eine Person, zwei Feuerwehren“
Und trotz all dieser Umstände muss eine Lösung her. Ein möglicher Ansatz: „Eine Person, zwei Feuerwehren“ – das ist das Motto, das in Zukunft in Haar an Gewicht gewinnen soll. „Doppelmitgliedschaften wären uns eine große Hilfe“, erklärt Ludwig Kaltenberger von der Freiwilligen Feuerwehr in Haar. Bereits ausgebildete Feuerwehrmänner und –frauen, die ihren Arbeitsplatz in Haar haben und mit ausrücken können, wenn der Funkwecker schrillt – für die Haarer Wehr sind solche Leute „ein Sechser im Lotto“.
Erstes Doppelmitglied aus dem Bauhof
So ein Lottogewinn ist Johannes Kolbe. Der 23-Jährige ist seit Sommer 2016 als Gärtner im Bauhof der Gemeinde Haar angestellt – und in seiner Heimatgemeinde Altenerding aktiv bei der Feuerwehr. „Schon mit 12 bin ich da in die Jugendfeuerwehr und seitdem mit Leib und Seele dabei. Schließlich stamme ich ja aus einer echten Feuerwehrfamilie“, erklärt er schmunzelnd. So musste Johannes Kolbe nicht lange überlegen, als ihn der Geschäftsleiter der Gemeinde Haar Helmut Schmid beim Einstellungsgespräch fragte, ob er sich nicht vorstellen könnte, auch die Haarer Wehr tagsüber zu unterstützen. Seitdem ist Kolbe Doppelmitglied.
Mit Aufwand verbunden
Natürlich braucht auch er eine Einführung für die verschiedenen Fahrzeuge, muss die Haarer Einsatztaktik kennenlernen und auch an der einen oder anderen Übung teilnehmen. „Es gibt auch andere Einsatzbereiche in Haar: Hier ist die Autobahn mit dabei, dafür haben wir in Altenerding den Hochwasserschutz. Ich lerne also noch was dazu“, erklärt der Gärtner, der auch ausgebildeter Rettungssanitäter ist. Ein gewisser Aufwand sei mit der Doppelmitgliedschaft schon verbunden, gesteht auch Ludwig Kaltenberger. Johannes Kolbe winkt ab. Es sei auch menschlich bereichernd. Und zu Haar habe er sowieso ein besonderes Verhältnis: Seine Eltern haben sich als Pflegekräfte in der Klinik kennengelernt. Sein Vater war schon bei der Werkfeuerwehr des Krankenhauses aktiv.
Weg geht über die Firmen
Kolbe ist ein erster Volltreffer. Und nach ähnlich engagierten Feuerwehrfrauen und –männern, die in Haar arbeiten, sucht die Haarer Wehr nun. Der Weg geht vor allem über die Firmen, die in den nächsten Tagen ein Anschreiben erhalten. Die Hoffnung ist, dass die Unternehmen die Wichtigkeit dieser Aktion erkennen und sich dazu entschließen, Mitarbeiter für das Ehrenamt zeitweise freizustellen. Auf das Engagement der Feuerwehrler kann man sich sowieso verlassen. „Jeder einzelne, den wir aus dieser Aktion gewinnen können, ist Gold wert“, sagt der Feuerwehrvorstand.
Wer Interesse an einer Doppelmitgliedschaft hat, kann sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Haar melden – per E-Mail kommando@ff-haar.de oder telefonisch unter 089/ 460 49 00.