“Wegschmeißen ist blöd!”

von Catrin Guntersdorfer

Geschraubt, gelötet und damit vor dem Müll gerettet wurde beim Repair-Cafe am Humbodt-Gymnasium Vaterstetten (HGV) am gestrigen Nachmittag so manches defektes Gerät. MakerSpace EBE e.V. war auf Einladung von Physiklehrer Sebastian Bauer zu Gast an der Schule, um im Rahmen eines Repair-Café’s mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam den Macken an Kaffee-Vollautomat, Stehlampe, Drohne, oder Staubsaugerroboter auf den Grund zu gehen. “MakerSpace ist eine offene Werkstatt, bei der junge und jung gebliebene Menschen zusammenkommen, um Ideen zum Leben zu erwecken und Projekte zu realisieren”, erklärt Martin Riebl, Vorstand von MakerSpace EBE, die Hintergründe des Vereins. Regelmäßig werden von der Gruppe Repair-Café’s im ganzen Landkreis organisiert und auch Repair Kids Veranstaltungen an Schulen angeboten. “Es ist meist eine ziemliche Überraschung, was hier von Schülern und Eltern gebracht wird. Von der elektrischen Zahnbürste über die Discokugel bis zum Karaoke-Mikrofon kann hier alles dabei sein. Kurios war einmal ein elektrisches Katzenklo, das uns gebracht wurde – noch dazu ungereinigt!”, schmunzelt der Vereinsvorstand.

Die Mitglieder von MakerSpace EBE kommen gut ausgerüstet zu den Repair-Café-Terminen.

Reparieren in Teamarbeit

Dabei ist das Entscheidende für die Repair-Café-Organisatoren nicht, defekte Geräte abzugeben und später repariert wieder in Empfang zu nehmen. “Idealerweise ist es so, dass wir vom Verein anleiten und die Kinder dann selber hier den Schraubendreher in die Hand nehmen, soweit das geht. Die einzige Grenze liegt eigentlich bei 220 Volt- das übernehmen dann wir.” Uwe Fricke, ebenfalls Vorstand von MakerSpace EBE e.V. ergänzt: “Wir möchten die Message rüberbringen, dass sich Reparieren lohnt. Einfach wegschmeißen ist blöd!”

Unterschiedliche Talente

Gut 40 Mitglieder hat der nachhaltige Verein, der seine offene Werkstatt für die ganze Region auf dem Campus des Berufsbildungswerks Kirchseeon hat. “Natürlich haben viele unserer Mitglieder einen praktischen Hintergrund und jeder, der hier im Repair-Café mitmacht, hat seinen Schwerpunkt woanders”, erklärt Martin Riebl, der gelernter Schlosser ist und seine Stärke beim Reparieren von Geräten sieht, die einen mechanischen Defekt haben. “Während wir bei dem einen Teil vielleicht nur einen Kontakt reinigen müssen, damit es wieder funktioniert, sitzt man bei einem anderen den ganzen Nachmittag und kriegt es trotzdem nicht hin.”

“Es funktioniert wieder”

Das Team von MakerSpace EBE versucht sich tatsächlich an allen Geräten, die in einem Haushalt zu finden sind. Und immerhin können zwischen 30 und 60 Prozent der mitgebrachten “Patienten” tatsächlich erfolgreich behandelt werden. “Wir müssen zugeben, gerade im IT-Bereich, wenn es zum Beispiel um Smartphones oder Drucker geht, wird es oft kritisch”, gesteht Martin Riebl. “Aber auch umso kleiner die Geräte sind, umso schwieriger wird es für uns.” Dabei definiert sich für die MakerSpace EBE-Mitglieder bei einem Repair-Kids-Café der Erfolg nicht allein durch einen reparierten Küchenmixer oder Haartrockner. “Das Schönste für uns ist, wenn die Kinder nach der Aktion mit einem Strahlen heimgehen und sagen können, es funktioniert wieder”, so Martin Riebl. In einer Welt, in der „Kaufen und Wegwerfen“ oft als die einfache Lösung scheint, lernen die Schülerinnen und Schüler an diesem Nachmittag, dass der wahre Wert in der Reparatur und im Weiterdenken liegt. Und so sollen auch in Zukunft Repair-Café’s am HGV organisiert werden.

Nähere Informationen zu Makerspace EBE e.V. auf der Internetseite des Vereins.

Eine kaputte Lampe – die Katze des Besitzers hatte sie abgeschleckt – stand auf der Reparaturliste (Fotos: Catrin Guntersdorfer/B304.de)
Und auch ein zickender Staubsaugerroboter wurde begutachtet.