Bayerns Mittelpunkt kalkuliert vorsichtig

von Moritz Steidl

Wirklich voll war der Bürgersaal in Neukeferloh nicht, gestern bei der Bürgerversammlung 2016. Und das bei einer Veranstaltung, die jährlich extra für die dort lebenden Menschen ins Leben gerufen wird. Doch Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder war trotzdem stolz auf seine Gemeinde, denn eines steht seit 5. September nun auch offiziell fest: Grasbrunn ist der Mittelpunkt Bayerns. Die Koordinaten 48 Grad, 05’59’’ sind der Nabel Oberbayerns. Und wie auch die anwesende stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche anmerkte sei „Oberbayern ja auch der Mittelpunkt Bayerns“. Ein gelungener Auftakt in die rund zweistündige Veranstaltung, die um 19.30 Uhr begann. Themen gab es genug, die alle aktuell 6.800 Einwohner (Stand: 22.09.2016) betrafen. „Grasbrunn wird weiter wachsen, seit Jahren liegt der Richtwert bei maximal 1-2 Prozent und das ohne Gemeinderatsbeschluss“, merkte Korneder an. Dies sei die Obergrenze für die vorliegende Infrastruktur. Insgesamt teilt sich die Gemeinde wie folgt auf:

Einwohner 2016Anteil 2016Einwohner 2015
Neukeferloh4.37864,4%4.377
Grasbrunn1.38820,4%1.390
Harthausen94813,9%934
Möschenfeld691,0%71
Keferloh170,3%16

Totale Einwohnerzahl: 6.800 Einwohner (Stand: 22.09.2016)

2016 oder 2017 wird es voraussichtlich eine kleine Erhöhung des Zuwachses geben. Grund hierfür: die Fertigstellung zweier Baugebiete. Und zwar das Neukeferloher Loos-Grundstück neben den Winklergrüden sowie die ehemaligen Kuglerflächen. „Wir können neue Baugebiete teilweise steuern, was dagegen nicht steuerbar ist, ist die Entwicklung ‚im Bestand’ oder der ‚Nachverdichtung’, d.h. das Nutzen der Möglichkeit aus teilweise älteren Bauplänen“, führte Korneder an. Was er damit meint, ist simpel zu erklären: Aus ehemaligen Einfamilienhäusern, werden nun oft beispielsweise zwei Doppelhaushälften. Ein weiteres wichtiges Indiz zur Entwicklung einer Gemeinde sind die Finanzen. Hier gilt, wie eh und je laut Korneder in Grasbrunn: „Wir waren immer vorsichtig im Haushalt, vor allem bei den Einnahmen, damit wir für die Ausgaben Reserven bereithalten.“ Die größte Einnahmequelle der Gemeinde ist die Gewerbesteuer. Dort liegt der Hebesatz bei 290% und damit etwas unter dem Landkreis-Schnitt (311%) und klar unter den 490% von der Landeshauptstadt München. Korneder dazu: „Die Gewerbesteuer ist nie vorhersehbar, da wir, wie erwähnt, immer sehr vorsichtig kalkulieren. Aktuell ist die Lage jedoch sehr erfreulich.“ So wurde 2015 mit 7,5 Millionen Euro geschätzt, herausgekommen sind 10,55 Millionen. Heuer in 2016 wurde mit 8,3 Millionen Euro geplant, das aktuelle Soll liegt bereits darüber mit jetzt schon 10,20 Millionen Euro. Doch Korneder mahnte, dass man den Ansatz nicht riskanter ansetzten sollte, denn 2009 und 2014 gab es ein Minus. 2014 musste eine Rückzahlung erfolgen und es ging mit einem Minus von rund 1,24 Millionen noch glimpflich aus.

Sprach viele Details im Gemeindeleben an: Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder. (Foto: Karin Dreher/Gemeinde Grasbrunn)
Sprach viele Details im Gemeindeleben an: Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder. (Foto: Karin Dreher/Gemeinde Grasbrunn)

Ebenfalls interessant: die Einkommensteuerbeteiligung. Vergangenes Jahr lag sie bei 5,5 Millionen Euro, 2016 ist sie für 5,6 Millionen Euro angesetzt.

Die dritte Säule der gemeindlichen Steuereinnahmen ist die Umsatzsteuerbeteiligung. Zwar wesentlich geringer als die Gewerbesteuer, dafür aber umso verlässlicher. 2016 werden hier rund 620.000 Euro erwartet.

Die letzte Quelle der Einnahmen sind Gebühren, Mieten und Pachten. Hier liegt die Gemeinde 2016 bei rund 2,0 Millionen, rund fünf Prozent mehr als noch vergangenes Jahr.

Klaus Korneder schloss das Fazit wie folgt: „Für Investitionen, wenn wir nicht die Ausgaben reduzieren, müssen wir die Einnahmen erhöhen und die merklichste Erhöhung ist am besten über die Gewerbesteuer möglich.“ Als Vorschlag hierfür brachte er ein altes Thema auf den Tisch: die Wiederbelebung des Technopark 1. Die Gemeinde schlägt zwar einen Neubau vor, ist jedoch nicht Eigentümer. Die setzen auf eine Revitalisierung, was bedeutet den aktuellen Bestand zu modernisieren. Ebenfalls als potentielle Einnahmequelle können neue Gewerbeflächen dienen, wie in Keferloh oder auch kleinere Flächen in Grasbrunn.

Das waren die Einnahmen und für eine Gemeinde erfreuliche Seite der Medaille – doch wie steht es um die Ausgaben, die andere Seite der Medaille?

Dort gibt es besonders zwei Größen. Zum einen die Umlagen aus Gewerbesteuer- und Kreisumlage sowie die Personalkosten. Die Umlagen sinken laut Prognose etwas von 8,30 Millionen auf 7,97 Millionen, die Personalkosten steigen weiter. Doch die Steigerung von 5.236.627 Millionen auf wahrscheinlich 6.352.400 in diesem Jahr liegt nicht etwa daran, dass die Verwaltung eklatant wächst, sondern, dass die Tarife steigen und Stellen angehoben wurden, so Korneder. 57,4 Prozent der kalkulierten Kosten entfallen darauf auf den Kita-Bereich – und in Zukunft soll dieser weiterhin noch mehr wachsen. Als Grund für diesen enormen Anteil stellt der Bürgermeister folgendes fest: „Grasbrunn ist Träger von drei gemeindlichen Kitas und zwar dem Kinderhaus Harthausen, der Honigblume Grasbrunn und der Kinderwelt Neukeferloh. Im Vergleich zu anderen Gemeinden ähnlicher Größe haben wir einen sehr großen Personalstamm.“ Korneder weiter: „Für Kitas gilt: wegen der Personalknappheit im Bereich der Kinderbetreuung, stellen wir auch über Bedarf ein, wenn Personal verfügbar ist. Das hat positive Folgen für Eltern, denn anders als in vielen anderen Gemeinden haben wir bisher keine Gruppe geschlossen.“

Rund 100 Menschen kamen zur Bürgerversammlung 2016. (Foto: Karin Dreher/Gemeinde Grasbrunn)
Rund 100 Menschen kamen zur Bürgerversammlung 2016. (Foto: Karin Dreher/Gemeinde Grasbrunn)

Als weitere Leistung seiner Gemeinde stellte Korneder die hohen freiwilligen Leistungen der Gemeinde Grasbrunn heraus. Die drei Bürgerhäuser, die „wichtig für das Gemeindeleben“ seien, werden 2016 noch vor Abschreibung mit rund 300.000 Euro bezuschusst. Der Sportpark in Grasbrunn sogar mit rund 640.000 Euro. Doch auf eventuell verdutzte Reaktionen, wieso der Bürgermeister dies speziell erzählte, reagierte der Bürgermeister prompt: „Warum ich Ihnen das jedes Jahr sage? Erstens, weil die hervorragende Infrastruktur der Gemeinde nicht zum Nulltarif erhältlich ist. Und zweitens, weil ein Großteil der Einnahmen bereits gebunden ist.“ Ehe der Bürgermeister kurz auf eine neue Turnhalle einging und einen möglichen Vereinsstadel in Harthausen: „Wir müssen die Kosten im Blick halten.“ Beispiele dafür, dass dies nie schlecht ist, sind die nicht vorhersehbaren Immobilen-Käufe durch die Gemeinde im vergangen Jahr: dem Gumba-Gebäude sowie dem Kreissparkassengebäude.

Korneder schloss diesen Teil seiner Rede mit den Worten, dass es wichtig sei „auf das Geld zu schauen.“