Nach den Interviews mit Haars Bürgermeisterin GabrieIe Müller und Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger hat uns der Rathauschef von Grasbrunn exklusiv unsere Fragen beantwortet. Damit können wir Ihnen einen Rückblick sowie einen Ausblick in wichtigen Projekten und Themen für alle drei Gemeinden bieten. Viel Spaß beim Lesen.
B304.de: Was waren gute Projekte 2016?
Klaus Korneder: Das kommt ganz darauf an, worauf man seinen Blickwinkel legt. Wirtschaftlich war 2016 für die Gemeinde ein gutes Jahr. Trotz der nicht vorgesehenen Investitionen (Kauf der Gumba-Immobilie in Grasbrunn und des Kreissparkassengebäudes in Neukeferloh) konnte das Jahr 2016 mit einem Plus im Haushalt abgeschlossen werden.
Für unsere Partnerschaft mit LeRheu war sicher das diesjährige Festwochenende Ende Juni ein Highlight. Wann hat man schon eine ganze BigBand zu Besuch? Und das auch noch während der Fußball-Europameisterschaft? Der Antrittsbesuch meines neuen französischen Kollegen Mickaël Bouloux war wirklich sehr gelungen.
Es freut mich, dass die Sanierung des ersten Teils der Gartenstraße in Neukeferloh abgeschlossen werden konnte und auch die Arbeiten am zweiten Teil zügig vorangeschritten sind. Hier geht es 2017 hoffentlich ebenso positiv weiter. Auch die Erinnerung an unseren Altbürgermeister und Ehrenbürger Willi Dresel durch die Benennung der Grünanlage in Neukeferloh nach ihm war sehr positiv.
Persönlich gefreut und auch ein bisschen stolz gemacht hat mich die Hilfsbereitschaft unseres gemeindlichen Bauhofs nach der Hochwasserkatastrophe Ende Mai. Mein Simbacher Bürgermeisterkollege hat sich Weihnachten nochmals dafür bedankt, dass unsere Bauhofmitarbeiter so tatkräftig geholfen haben.
Was nicht so gute?
Obwohl wir mit dem abgelaufenen Jahr sicher zufrieden sein können, gibt es natürlich immer das eine oder andere, mit dem man nicht so zufrieden ist. Einiges geht mir schlicht zu langsam. Das vielleicht wichtigste Beispiel dafür sind wohl die immer noch leerstehenden Pavillons im Technopark I. Für die Gemeinde wäre es sehr wichtig, dass hier möglichst rasch wieder Unternehmen einziehen. Leider sind unsere Einflussmöglichkeiten hier sehr beschränkt.
Über was haben Sie sich ganz persönlich geärgert?
Glücklicherweise gab es in 2016 nur sehr wenige Gründe zum Ärgern. Womit man nicht zufrieden sein kann ist die Situation unserer Asyl-Helferkreise. Man hat den Eindruck, dass die Probleme, die im Zusammenhang mit der Flüchtlingsthematik auftreten, auf den Schultern der ehrenamtlichen Helfer abgeladen werden. Das darf nicht sein. Wenn die Helferkreise weiterhin funktionieren sollen, wird es ohne staatliche Unterstützung nicht gehen.
Ihr Verhältnis zu den Nachbargemeinden? Uns interessiert natürlich Haar und Vaterstetten?
Wenn man vernünftig zusammenarbeiten will, ist dafür ein gutes Verhältnis untereinander Grundvoraussetzung. Glücklicherweise gibt es dieses gute Verhältnis mit allen Nachbarkollegen. Mit Gabi Müller und Georg Reitsberger tausche ich mich ebenso regelmäßig aus wie mit meinen Kollegen Piet Mayr aus Zorneding und Edwin Klostermeier aus Putzbrunn. Natürlich vertritt dabei jeder die Positionen und die Interessen seiner eigenen Gemeinde. Das hindert uns aber nicht daran, kollegial miteinander umzugehen.
Was plant die Gemeinde zum Thema Kita Plätze und Personal?
Wenn es einen Bereich gibt, bei dem es passt nach dem Motto zu verfahren „Weiter so wie bisher“, dann ist es die Kinderbetreuung. Dieser Bereich hat für uns seit Jahren höchste Priorität. Den Bedarf an Betreuungsplätzen decken wir auch im laufenden Betreuungsjahr wieder annähernd zu 100%. Und mit dem Kauf einer Kita-Fläche auf dem ehemaligen Kugler-Gelände in Grasbrunn sind wir auch für die Zukunft gut aufgestellt. Obwohl es nicht leicht ist, im mehr als angespannten Arbeitsmarkt im Kita-Bereich ausreichend geeignetes Personal zu finden, ist es uns bisher gelungen. Wahrscheinlich spielt hier auch eine Rolle, dass sich die Gemeinde Grasbrunn einen guten Ruf als Arbeitgeber erworben hat. Diesen gilt es auch in der Zukunft zu bewahren.
Wie ist der Stand zum Ausbau der Radwege?
Leider muss ich die Antwort auf diese Frage mit einem leider beginnen. Denn leider geht es mir mit dem Ausbau viel zu langsam. Es gilt, Stück für Stück die noch vorhandenen Grundstückslücken zu schließen, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. Im vergangenen Jahr konnte dazu mit der Autobahndirektion Südbayern eine Vereinbarung getroffen werden, die uns ein weiteres Stück für den Radweg von Grasbrunn nach Keferloh sichert. Ich hoffe, dass es zügig weitergeht und werde mich auch im Jahr 2017 weiterhin nach Kräften persönlich dafür einsetzen. Augenscheinlich hat aber auch der Landkreis München für seinen Zuständigkeitsbereich wie die Kreisstraße zwischen Grasbrunn und Neukeferloh die gleichen Schwierigkeiten. Auch hier hat sich der sicher geglaubte Grunderwerb für die Fläche zwischen Grasbrunn und dem Sportpark offenbar verzögert, weshalb mit dem Bau dieses wichtigen Abschnitts noch nicht begonnen werden konnte.
Wie geht es in der VHS Vaterstetten weiter?
Die VHS Vaterstetten ist auf einem guten Weg. Die Mitgliedsgemeinden haben 2016 gleichlautende Beschlüsse gefasst, wonach sie selbst als Mitglieder zweier neu gegründeter Vereine für VHS und Musikschule Verantwortung übernehmen. Die Änderung der Organisation war deshalb wichtig, weil sich die VHS in den vergangenen Jahren so positiv entwickelt hat und ständig gewachsen ist. Ich freue mich, dass diese wichtige Bildungsinstitution wieder auf moderne und zukunftssichere Beine gestellt wurde.
Welche Projekte haben für Sie Priorität in 2017?
Obwohl die Gemeinde wirtschaftlich nach wie vor gut aufgestellt ist, hat für mich höchste Priorität, dass das auch so bleibt. Das heißt, dass wir auch in Zukunft an der vorsichtigen Haushaltsführung festhalten müssen und uns nur das leisten, was wir uns leisten können. Für eine eher kleinere Gemeinde wie Grasbrunn unterhalten wir eine im Verhältnis teure Infrastruktur. Unsere Kindertagesstätten, Bürgerhäuser und Sportanlagen schränken unsere Möglichkeiten für weitere Investitionen ein. Deshalb denke ich, dass die Ausweisung neuer Gewerbeflächen in Keferloh der richtige Weg ist, sowohl unseren Finanzbedarf dauerhaft zu sichern als auch die Möglichkeiten für neue Investitionen wie z.B. in eine neue Schulturnhalle zu schaffen.
Ein paar persönliche Worte zum Abschluss dieses Jahres:
2016 hat sich vor allem unser Sicherheitsgefühl verändert. Die bisher gefühlte fast absolute Sicherheit ist nach den Vorkommnissen in Frankreich, aber auch in Bayern und Berlin einer nicht immer rationalen Angst vor Terroranschlägen gewichen. Ich hoffe, dass wir uns nicht an diese Art von Angst gewöhnen müssen – zweifellos ist die Welt heute aber eine andere als noch vor wenigen Jahren. Auch Europa steht vor turbulenten Zeiten: Die Briten kehren der EU den Rücken, in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden wird gewählt. Populisten ohne eigene Lösungsvorschläge profitieren aktuell von der Verunsicherung der Bürger. Deshalb ist es besonders in diesem Jahr wichtig, Probleme und Herausforderungen offen anzusprechen und Lösungen anzubieten. Nur so kann den dumpfen und allzu durchsichtigen Parolen an den politischen Rändern wirksam begegnet werden.
Fast schon beruhigend ist dagegen der Blick in die Nähe. Ich freue mich auf die Aufgaben der kommenden 12 Monate und bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam in unserer überschaubaren Gemeinde auch 2017 wieder viele wichtige und richtige Entscheidungen treffen werden.
Herr Korneder, wir danken Ihnen für das Gespräch.